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Kreislauf im Keller

Bei diesen unbeständigen Temperaturen haben viele Menschen kreislaufbedingte Beschwerden. Wohlfühlpapst Professor Hademar Bankhofer klärt auf und gibt Tipps.
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Wassermelonen

Kreislauf im Keller 

Das extreme Wetter treibt bei vielen Menschen den Kreislauf in den Keller. Die Frage ist: Was kann jeder tun, damit der Kreislauf gesund und stabil bleibt? Wie wichtig ist dabei das Trinken? Wie wertvoll oder wie gefährlich sind da sportliche Betätigungen? Was darf man essen, was nicht? Und wie kann man kreislaufbedingten Problemen vorbeugen? Auf all diese Fragen weiß der Gesundheits-Publizist Prof. Hademar Bankhofer Antworten.

Was versteht man unter dem Kreislauf?

Das Zusammenspiel von Herz und Blutgefäßen. Das Herz pumpt unentwegt Blut durch das weitverzweigte Gefäßsystem. Unser Blutkreislauf besteht aus zwei Systemen: dem Netz von Arterien und dem Netz von Venen. Die Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut mit vielen Nährstoffen zu den Zellen und Organen. Die Venen sind für den Abtransport des verbrauchten Blutes zurück zum Herzen verantwortlich. Die Stoffwechselabfälle müssen zu den Ausscheidungsorganen weitertransportiert werden.

Warum gibt es an heißen Sommertagen oft Kreislaufprobleme?

Es kommt zu einem Hitzestress. Die ungewohnte Wärme bringt Herz und Kreislauf mehr Arbeit. Die Gefäße weiten sich, damit über die Haut Wärme abgeleitet werden kann. Man beginnt zu schwitzen. Für das Weiterwerden der Gefäße wird mehr Blut gebraucht. Damit sinkt der Blutdruck und der Kreislauf wird geschwächt.

Was sind die typischen Symptome für so ein Kreislaufproblem?

Übelkeit, Schwächegefühl, Kopfschmerzen, Schwindel, Migräne und lähmende Müdigkeit.

Warum kommt es auch bei einem raschen Wechsel von Heiß auf Kalt zu Kreislaufproblemen?

Der Kreislauf kommt mit einer plötzlichen Abkühlung oft nicht zurecht. Er hat einen ähnlichen Stress wie bei Hitze. Er kann sich nicht so schnell an das kalte Wetter anpassen. Große Probleme können Patienten kriegen, die paradoxerweise Herz- Kreislauf-Medikamente nehmen müssen. Über dieses Problem muss man - speziell vor einer weiten Urlaubsreise - mit dem Arzt sprechen.

Eine Redewendung lautet: Der Kreislauf ist im Keller. Was passiert da?

Der Blutdruck sackt soweit ab, dass das Gehirn eine geringe Durchblutungsstörung aufweist. Das verursacht dann die Schwindel- und Übelkeitssymptome, oft auch Sehstörungen. Wenn das Gehirn zu wenig Blut bekommt, dann besteht die Gefahr eines Kreislaufkollapses. Dann gibt es nur eines: Hinlegen und Beine hochlagern. Wenn man das nicht macht, kann man umkippen.

Was kann man tun, damit das erst gar nicht passiert?

Ausreichend trinken und sich bewegen. Oder man legt sich auf den Boden und lagert die Beine hoch. Dadurch wird das Gehirn wieder gut durchblutet. Wenn jemand eine Venenschwäche hat, so macht es Sinn, Stützstrümpfe zu tragen. Sie ermöglichen, dass Blut aus den oberflächlichen Venen in den Kreislauf gepumpt wird.

Was soll man dem Kreislauf zuliebe trinken?

Damit man keinen Flüssigkeitsverlust erleidet: Öfter viele, kleine Mengen trinken. Ideale Durstlöscher: Leitungswasser, stilles Wasser, mit ein wenig Zitronensaft, lauwarme Früchtetees, mit Wasser verdünnte und zuckerarme Gemüse- oder Obstsäfte. Herz- und Nieren-Patienten müssen die Menge der Flüssigkeit exakt mit dem Arzt besprechen.

Was passiert, wenn man an heißen Tagen zu wenig trinkt?

Das Blut wird eingedickt und fließt langsamer. Es kommt auch da wieder zu Durchblutungsstörungen im Gehirn. Das Risiko für ein Herz-Kreislauf-Problem oder für Schlaganfall steigt. Was wenige wissen: In der heißen Jahreszeit treten die meisten Schlaganfälle auf.

Ist der Kreislauf bei einer weiten Flugreise besonders gefährdet?

Ja, egal, ob man unter zu niedrigem oder hohem Blutdruck leidet, ob man gesund ist oder ein Herzproblem hat. Ab einer Flugdauer über vier Stunden steigt das Risiko für eine Beinvenen-Thrombose. Wer dazu neigt, wird vom Arzt eine blutverdünnende Injektion bekommen. Und man sollte aufstehen und sich im Flugzeug die Füße ein wenig vertreten.

Kann Sport an heißen Tagen oder an Tagen mit extremem Wetterwechsel den Kreislauf gefährden?

Man sollte den Sport frühmorgens oder abends durchführen, wenn sich die Temperaturen abgekühlt haben.

Was sollte man grundsätzlich tun, damit bei einem verrückten Sommer-Wetter der Kreislauf nicht kippt?
Welche Maßnahmen machen Sinn?
  • Wenig bzw. Leichtes essen: keine fetten oder blähenden Speisen. Legen Sie Tage mit frischem Obst und rohem Gemüse ein!
  • Beim Gemüse: Knackige Salate mit Olivenöl oder Rapsöl angerichtet. Melonen genießen.
  • Reduzieren Sie das Rauchen oder hören Sie am besten - zumindest vorübergehend - ganz damit auf.
  • Trinken Sie keinen Alkohol. Höchstens erst nach Sonnenuntergang.
  • Ideal für den Kreislauf: Getränke nicht zu kalt, wie z.B. lauwarmen Hagebuttentee, Melissentee oder Kümmeltee.
  • Zur Stärkung des Kreislaufs bei starken Wetter-Schwankungen hat sich sehr das Kneipp‘sche Wassertreten bewährt: Steigen Sie in kaltem Wasser - 20 Zentimeter hoch - in der Bade- oder Duschwanne im Storchenschritt 1 bis 2 Minuten umher. Gleich am Morgen.
  • Oder nehmen Sie ein lauwarmes Fußbad in einem Eimer. Verrühren Sie in dem Wasser eine Handvoll Kochsalz oder medizinisches Salz aus dem Toten Meer (Apotheke).
  • Wann immer Sie Zeit und Gelegenheit haben: Lagern Sie auch im Sitzen die Beine hoch.
  • Eine wunderbare Hilfe gegen Kreislaufbeschwerden durch das Wetter: ein Armbad. Lassen Sie kaltes Wasser ins Waschbecken einlaufen. Tauchen Sie beide Arme bis zur Oberarm-Mitte ein. Bewegen Sie sie nun ein wenig hin und her. Nach 20 Sekunden Arme herausnehmen, das Wasser abstreifen, abtrocknen.
  • Oder: Lassen Sie kaltes Wasser über den Puls beider Hände aus der Leitung fließen. Nur 1 bis 2 Minuten.
All diese Rezepte kann man einsetzen, wenn man auf Grund des Berg- und Tal-Wetters müde, abgeschlagen und leistungsgebremst ist und wenn leichter Schwindel auftritt. Bei ausgeprägteren Symptomen sollte unbedingt der Arzt informiert werden.

Wodurch kommt es an heißen Sommertagen oder bei einem Temperatursturz zu Kreislaufproblemen mit Erschöpfung?

Erschöpfung ist immer das Zeichen dafür, dass man einen Energieverlust erlitten hat. Das zeigt sich ja schon allein darin, dass man nicht nur erschöpft ist. Man wird bei der geringsten Anstrengung müde. Ja, man kann oft überhaupt nichts leisten und hat auch keine Lust dazu. Und man ist sogar nach einem ausreichenden Schlaf müde. Bestimmte Faktoren verstärken die Empfindlichkeit des Kreislaufs: weil man sich nach der Arbeit nicht ausreichend erholt und entspannt hat. Oder man ernährt sich falsch. Oder man hat zu viel Alkohol getrunken, zu viele Medikamente genommen. Es kann auch ein Mangel am Mineralstoff Magnesium die Belastung des Wetters verstärken. Oder man leidet unter zu niedrigem Blutdruck.

Was kann man nun gegen die Kreislauf-Erschöpfung tun?

Man sollte sich bewegen, so oft es geht: und zwar an der frischen Luft. Ausgedehnte Spaziergänge in freier Natur sind ideal. Wichtig dabei: Man darf an den heißen Tagen nicht übertreiben. Anstrengende Sportarten sind abzulehnen. An den kühlen Tagen ist die Bewegung ganz besonders wichtig.

Eine Faustregel für einen gesunden Menschen besagt:

An den heißen Tagen 2- 3 Liter Wasser trinken. Das weitet die Gefäße.
An den kühlen Tagen viel bewegen. Das ist ein gutes Gefäßtraining. Damit kann man die extremen Unterschiede besser ausgleichen.

Kann der Kreislauf durch zu viel Sitzen stark belastet werden?

Unser Herz-Kreislauf-System ist auf die Bewegung des Körpers angewiesen. Bei dem, der viel sitzt, verringert das Herz seine Leistung. Das bedeutet: das Blut fließt langsamer. Das wirkt sich auf die Vitalität, auf die Durchblutung und schließlich auch auf das Immunsystem aus.

Kann man mit Ernährung etwas gegen Kreislaufprobleme im Sommer tun?
  • Man sollte überwiegend frisches Obst, rohes Gemüse, Vollkornbrot oder Vollkornprodukte zu sich nehmen. Besser fünf kleine Mahlzeiten statt drei große zu sich nehmen.
  • Sehr wirksam bei Erschöpfung ist es, wenn man in kleinen Schlucken eine Tasse warme Gemüsebrühe oder Fleischbrühe trinkt.
  • Sehr sinnvoll: Zucker-, Honig- oder Wasser-Melonen essen. Der Organismus braucht Chrom: Pilze, Beeren, Rosinen, Nüsse. Der Organismus braucht auch Eisen: Apfelmus, Kürbiskerne, Petersilie, Schnittlauch, grüne Erbsen.
Am Institut für Ernährungsforschung in New York hat man eine kuriose Entdeckung gemacht: Manche Menschen können rasch wieder Kraft finden, wenn sie einen Esslöffel Senf auf ein Stück Vollkornbrot streichen und das dann essen. Oder wenn sie eine saure Gurke essen.

Ein gutes Rezept für ein leichtes Essen bei Kreislaufproblemen im Sommer: Kartoffeln in etwas Wasser dämpfen und einen Zweig Pfefferminze dazugeben. Die Erdäpfel dann mit etwas Topfen essen. Damit tankt man viele Mineralstoffe und Spurenelemente, die Kraft geben.

Kann man eigentlich auch mit Gerüchen etwas für den Kreislauf tun?

Ja, bei manchen Menschen hilft es: an einer aufgeblühten Freiland-Rose riechen. Oder an einer aufgeschnittenen Blutorange. Man kann auch Blutorangen-Öl einsetzen. Einfach zwei bis drei Tropfen auf einem Taschentuch und immer wieder daran riechen.

Gibt Fitness-Getränke gegen Kreislauf-Probleme im Sommer?

Rezept Nr. 1:
Ein uraltes indisches Rezept. Man kocht 1/4 Liter Wasser einmal auf und trinkt es - möglichst warm - in kleinen Schlucken. Die Flüssigkeitszufuhr und die Wärme geben neue Energie.

Rezept Nr. 2:
1/4 Liter Orangensaft mit 2 Esslöffel Sanddorn-Sirup und Saft von 1/2 Zitrone.

Welche einfachen Übungen für den Kreislauf gibt es?
  • Spannen Sie einfach einen Muskel oder mehrere Muskelgruppen für 10 Sekunden an und lassen Sie dann wieder locker. Zum Beispiel die Po-Backen. Oder die Oberarm-Muskeln. Oder die Bauchmuskeln. Das gibt Energie. Die Übung sollte jeweils 5 Mal wiederholt werden.
  • Die isometrische Übung: Legen Sie vor Ihrem Gesicht die Handflächen wie zum Gebet zusammen. Und jetzt pressen Sie die Handflächen eine Minute lang ganz fest gegeneinander. Gleich nach dem Aufwachen am Morgen und mehrmals tagsüber.
  • Die Akupressur-Übung: Auf der Spitze der Mittelfinger beider Hände sitzt der Energie-Punkt KS 9 .Von hier aus gehen Energiepunkte, die den Kreislauf beleben. Reiben Sie nun einfach jeweils mit dem Daumen einer Hand die Spitze des Mittelfingers so fest, dass ein Wärmegefühl eintritt. Dann Pause machen und die Übung wiederholen.
  • Eine weitere Akupressur-Übung ist das Reiben am „Palast der Arbeit“. Der Punkt liegt zwischen den Knöcheln von Zeigefinger und Mittelfinger am Handrücken einen Finger breit in Richtung Handgelenk.
Können auch seelische Gründe den Kreislauf belasten?

Das ist möglich. Wenn man sich zu sehr geistig angestrengt hat, wenn man Misserfolg hatte, oder wenn man mit Menschen beisammen ist, die man nicht mag, die einen langweilen.

Alle angegebenen Maßnahmen gelten in erster Linie für gesunde Menschen, die an Sommertagen mit Kreislaufproblemen zu kämpfen haben. Menschen mit zu niedrigem Blutdruck und jene mit zu hohem Blutdruck sollten noch zusätzlich Einiges beachten.

Kreislaufprobleme im Sommer: Haben das Menschen mit zu niedrigem Blutdruck öfter?

Der Normalwert für den Blutdruck lautet bis 140 systolisch und bis 90 diastolisch. Wenn bei jemand permanent der Blutdruck unter 100 zu 80 liegt, dann spricht man von einem niedrigen Blutdruck. Die Veranlagung dazu ist meistens angeboren. Der Gesamt- Querschnitt der Adern ist beim Hypotoniker - so nennt man den Betroffenen mit zu niedrigem Blutdruck - zu groß, sodass es dem Herzen nicht gelingen kann, einen ausreichenden Blutdruck aufzubauen. Drei Prozent der Bevölkerung sind betroffen, gleichermaßen Frauen und Männer.

Die typischen Symptome für den niedrigen Blutdruck: Man kommt morgens nur schwer aus dem Bett. Wenn man zu rasch aufsteht, wird man häufig schwindelig. Und abends wird man bereits früh vom Schlaf und von Müdigkeit übermannt. Man ist oft auch den ganzen Tag über matt. Am Nachmittag hat man Tiefpunkte. Es können auch Atemprobleme auftreten. Man bekommt keine Luft und kann nicht durchatmen. Wer zu niedrigen Blutdruck hat, gähnt öfter als andere.

Welche Heilkräuter kann man für den Kreislauf gezielt anwenden?
  • Rosmarin-Tee wirkt sehr gut gegen niedrigen Blutdruck. Einen gehäuften Teelöffel Rosmarin aus der Apotheke oder Drogerie mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen und durchseihen. Lauwarm trinken. Zwei bis drei Tassen täglich.
  • Lauwarmes Wannenbad mit Rosmarin-Zusatz (Drogerie).
  • Man nimmt drei Mal täglich einen Esslöffel Rosmarin-Saft in Wasser ein.
Wie ist das mit einem Glas Sekt? Das soll ja auch helfen?

Sekt ist keine echte Hilfe bei Kreislaufproblemen im Sommer. Er bringt den Blutdruck nur kurzfristig in Schwung. Schon nach ein paar Minuten ist die erfrischende Wirkung vorbei. Und dann wirkt nur der Alkohol, und der macht wieder müde. Also, Vorsicht.

Was kann der Bluthochdruck-Patient für den Kreislauf tun?

Wer weiß, dass er unter Bluthochdruck leidet, ist in ärztlicher Behandlung. Es gibt viele, die das nicht wissen. Bluthochdruck tut nicht weh. Sie leben gefährlich. Ihr Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall ist groß. Gerade sommerliche Extrem- Temperaturen können den Bluthochdruck zutage bringen, weil da am ehesten Symptome auftreten: Herzklopfen, Schwindel, man spürt den Pulsschlag im Kopf, im Hals oder in der Brust, Schlafstörungen, Atemnot, Kopfschmerzen, Leistungsabfall. Wenn diese Symptome auftauchen, ist es sinnvoll, den Blutdruck selbst zu messen oder zum Arzt zu gehen, um ihn messen zu lassen.

Und das sollte der Bluthochdruck-Patient im Sommer besonders beachten:
  • Abnehmen. Mit jedem Kilo weniger sinkt auch der Blutdruck.
  • Viel Gemüse, keine tierischen Fette konsumieren, Fisch statt Fleisch.
  • Regelmäßig Sport treiben, allerdings erst, wenn die Sonne untergegangen ist und die Temperaturen nicht mehr so hoch sind: Radfahren, Wandern, Rudern. Nur Schwimmen ist auch tagsüber erlaubt.
  • Auf Alkohol, Nikotin und zu viele Tassen Bohnenkaffe verzichten.
  • Entspannungstechniken durchführen: Yoga, Autogenes Training.
  • Knoblauch essen.
  • Ein spezieller Tee hilft bei sommerlichen Kreislaufproblemen beiden: jenen mit zu niedrigem und jenen mit zu hohem Blutdruck, immer in Absprache mit dem Arzt: der Misteltee. Man trinkt drei Tassen Misteltee pro Tag. Sechs Teelöffel Mistelkraut mit drei Tassen Wasser über Nacht kalt ansetzen. Am nächsten Morgen durchseihen, leicht erwärmen und ungesüßt in kleinen Schlucken trinken. Die Inhaltstoffe der Mistel regulieren den Blutdruck. Sie senken zu hohen und heben zu niedrigen an.
Ein Gesundheits- & Ernährungsgespräch mit Professor Hademar Bankhofer auf 55PLUS-magazin.net.

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