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Auf den Spuren von Kaiser Franz Joseph I. in Mähren, Tschechischen Republik
Anlässlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 2016 begaben wir uns auf Spurensuche nach Mähren - und wurden fündig.Schloss Buchlovice/Buchlau
www.zamek-buchlovice.cz/en
Unsere Tour starteten wir auf Schloss Buchlau. Dieses, eines der bedeutendsten barocken Adelspaläste in Mähren, hat Kaiser Franz Joseph I. zwar nie besucht, war aber für die k.u.k.-Politik von großer Bedeutung, wirkte doch in dem im 17. Jahrhundert errichteten Schloss ihr Außenminister Leopold Berchtold.
Das von 1800 bis 1945 dem Adelsgeschlecht Berchtold gehörende Schloss Buchlovice wurde 1945 verstaatlicht und ist heute wieder öffentlich zugänglich. Der Barockbau ist nicht nur durch seine verschiedenen historischen im Barock-, Rokoko- und Neurokokostil eingerichteten Räume interessant, sondern vor allem durch seine politische Bedeutung.
Unter Patronanz des Grafen Leopold Berchtold kam es 1908 zum Treffen vom russischen und österreichischen Außenminister, die hier den "Vertrag von Buchlau" unterzeichneten. Das Abkommen umschloss die Zuteilung des bereits seit drei Jahrzehnten von Österreich-Ungarn besetzten Bosniens und Herzegowina.
Ein weiteres Mal schrieb das Schloss Geschichte, als Graf Leopold Berchtold als k.u.k.-Außenminister am 23.7.1914 das Ultimatum an Serbien formulierte, das dieses ablehnte und damit der I. Weltkrieg auslöst wurde.
Das Schloss selbst zeichnet sich vor allem durch eine hervorragend erhaltene bzw. rekonstruierte Ausstattung aus. Seidentapeten, wunderschöne Intarsienarbeiten bei Tischen und Kommoden oder Sekretären malen ein buntes Bild der damaligen Zeit. Besonders die Sanitäranlagen waren fortschrittlich.
Bystřice pod Host´ýnem/Bistritz am Hostein
Nach einem kurzen Abstecher nach Velehrad, der bedeutendsten Wallfahrtskirche Mährens, geht es weiter nach Bistritz am Hostein.
Anlässlich des Militärmanövers im Jahre 1897 wohnte Kaiser Franz Joseph I. im Laudoner Schloss, einem Barockschloss, in dem heute eine Ausstellung über General Laudon und seine Zeit zu sehen ist.
Bistritz am Hostein ist vor allem auch für das Thonet-Werk bekannt. Aufgrund der starken Nachfrage wurde die Fabrik Mitte des 19. Jahrhunderts als weitere Betriebsstätte errichtet. Hier wurden die berühmten Sitzmöbel hergestellt, die man heute in einer kleinen Ausstellung besichtigen kann, in der auch der bekannte Wiener Kaffeehaus-Stuhl aus dem Jahre 1859 zu sehen ist. Im Rahmen seines Manöveraufenthalts ließ es sich Kaiser Franz Joseph I. nicht nehmen, das Thonet-Werk mit seiner fortschrittlichen Erzeugung der Sitzmöbel zu besichtigen.
Wallfahrtskirche Svat´ý Hostýn
Ein absolutes Muss ist der Besuch der Wallfahrtskirche Svatý Host´ýn auf dem 734 Meter hohen Berg Hostein. Die ursprüngliche Kirche aus dem 16. Jahrhundert wurde 1721 durch die Basilika ersetzt, die jedoch 1769 durch Blitzschlag ausbrannte. Nach dem Wiederaufbau wurde die Basilika aufgrund der Josephinischen Reformen abgerissen und blieb als Ruine stehen.
Die heutige Wallfahrtskirche wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und ist ein besonderes Exemplar des mährischen Jugendstils mit einem wunderschönen Altar und einer imposanten Kuppel. Gemälde und Skulpturen prägen das Innere dieser katholischen Kirche. Drei von bekannten tschechischen Künstlern gestaltete Kreuzwege führen zur Aussichtswarte, deren Grundstein Kaiser Franz Joseph I. 1897 während des Manövers berührt hatte.
Walachei-Museum in Rožnov pod Radhoštĕm/Rosenau
www.vmp.cz/de
Sehenswert ist das Walachei-Museum in Rosenau. Das Freiluftmuseum, das größte seiner Art in Mitteleuropa, zeigt die Lebensweise zur Zeit der k.u.k.-Monarchie. In der Poststelle findet sich einen Morseapparat und eines der ersten Telefone. Das Bild des Kaisers blickt auf die Schüler, während die Lehrerin in traditioneller Kleidung ihrer Zeit die Kinder unterrichtet. Auch konnten wir die Arbeit des Besenmachers und des Schmieds bewundern.
Im älteren Teil des Freiluftmuseums erkundeten wir eine Holzkirche mit Friedhof oder das Haus des Bürgermeisters. Traditionelles Handwerk, lebendige Folklore und historische Gebäude berichten vom Leben in der Walachei bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Erzbischöfliches Palais Kromĕřiž/Kremsier
www.zamek-kromeriz.cz/en
Der Sommerpalast des Erzbischofs war immer wieder Mittelpunkt der k.u.k.Monarchie. Nach dem Oktoberaufstand 1848 floh der Hof nach Olmütz und der konstituierende Reichstag wurde nach Kremsier verlegt.
Hier fand auch das Treffen zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth mit dem russischen Zaren Alexander im Jahre 1885 statt. Im Erzbischöflichen Palais in Kremsier, einem UNESCO-Welterbe, sind wertvolle Zeitzeugen erhalten, so die Tabakdose des Zaren oder der Schreibtisch des Kaisers.
Wundervoll ist der Zeremoniensaal mit seinen herrlichen Deckenfresken und der Stukkatur an den Wänden bzw. über den Türen, die den vier Jahreszeiten nachempfunden sind - Frühling mit der Saat, Sommer mit dem Ähren, Herbst mit der Jagd und Winter mit der Muse.
Brno/Brünn
www.gotobrno.cz
Nach einem Bummel durch die Altstadt Brünns stiegen wir auf den im 13. Jahrhundert errichteten Rathausturm, um sich einen Überblick über die zweitgrößte Stadt der Tschechischen Republik zu machen. Klein wirkt der Krautplatz, wo sich im Untergrund ein Labyrinth befindet, das neben der Aufbewahrung von Lebensmittel auch als Gefängnis diente. Größere Keller dienten als Gasthäuser und Bierstuben.
Zwei Hügel dominieren die Stadt - auf dem einen die Ende des 13. Jahrhunderts erbaute frühgotische Kirche Hl. Peter und Paul und auf dem anderen die ebenfalls im 13. Jahrhundert gegründete Hrad Špilberk/Burg Spielberg. Nach der schwedischen Belagerung Brünns wurde Burg Spielberg im 17. Jahrhundert zur mächtigsten Burg Mährens ausgebaut. Während der k.u.k.-Zeit verbrachten viele Regimekritiker ihre Zeit in den Kerkern der Burg. Auch in der nazistischen Didaktur wurden die Kerker wieder verwendet. Die Gefängniszellen sind heute zu besichtigen und haben nichts von ihrem Schrecken eingebüßt.
Ein besonders gelungenes Modell des Mährischen Jugendstils ist die Villa Löw-Beer, deren wunderschöne Inneneinrichtung aus Holz den Zeitgeist widerspiegelt. Auf der gegenüber liegenden Seite des Grundstücks befindet sich die Villa Tugendhat, deren funktionalistische Bauweise auf den Architekten Ludwig Mies van der Rohe zurückzuführen ist.
Schloss Lysice/Lissitz und Schloss Rájec nad Svitavou/Raitz
Das heute bestehende Schloss Lissitz ist aus dem Umbau von einer Wasserfestung zur Barockzeit entstanden. Das Besondere des einstigen Adelssitzes der Dubkys ist eine originale Gartensäulenkolonnade mit einem überdachten Wandelgang.
Schloss Raitz ist ein frühklassizistischer Adelssitz in Südmähren, der nach einer wechselvollen Geschichte 1763 von Anton Josef Altgraf von Salm-Reiffenscheidt erworben wurde. Dieser ließ das Anwesen in seiner derzeitigen Form errichten und begründete damit den Hauptsitz der Familie. Schloss Raitz ist heute wieder im Besitz des Hauses Salm-Reifferscheidt-Raitz.
Olomouc/Olmütz
tourism.olomouc.eu
Die über tausend Jahre alte Universitätsstadt Olmütz kann wohl als die wienerischte Stadt der ehemaligen Kronländer bezeichnet werden. Ring, Stadtpark und das Palais "Hübner" dürfen nicht fehlen. Olmütz war im II. Weltkrieg nicht Ziel der Angriffe und konnte so in seinem Ursprung mit Bastei und Stadtmauer erhalten bleiben.
Der Domplatz mit seinem imposanten Rathaus - astronomische Uhr inbegriffen -, die barocke UNESCO-Welterbe Dreifaltigkeitssäule und den drei Brunnen geht unmittelbar in den kleinen Marktplatz über, wo in den Arkaden und Kellergewölben sehr atmosphärische Bierstuben zu finden sind.
Auf den Spuren des Franz Joseph I., Kaiser der österreichisch-ungarischen Monarchie, durch Mähren - eine Reise, die fasziniert.
Nähere Informationen:
www.czechtourism.com
Ein Reisetipp von Edith Spitzer.
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