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Zapfenstreich im Zirbental
Zapfenstreich im Zirbental
Im Pitztal lädt gerade die „Königin der Alpen“ zur Audienz, verschenkt ihre Zapfen: Die Zirbe. Jedes Jahr um diese Zeit „rebelt“ man mit Haken an langen Stangen die harzigen Knollen von den Nadelästen, um sie dann zu Schnaps, Likör, Gelee und Sirup zu verarbeiten. Nicht nur im Pitztal, aber dort mit ganz besonderer Liebe. Und die Liebe wird erwidert.Rund um den Hochzeiger ist sie besonders gerne zu Hause, fand schon vor 10.000 Jahren hier die idealen Bedingungen: Die Zirbe fühlt sich auf 2000 m am wohlsten. 400 bis 800 Jahre wird sie alt, langsam, ganz langsam wächst sie knorrig auf Gipfeln, Anhöhen und Felsgraten bis zu 25m hoch, strahlt dort Ruhe und Gelassenheit aus. Und so pflegt und hegt man sie, weiß um ihren Wert. Vorsichtig entnimmt man aus den Waldflächen nur einzelne Exemplare von dem Schutzbaum – aber nur, wenn bereits rundum für Nachwuchs gesorgt wurde.
Ein ganz besonderer Liebhaber der Zirbe (und überhaupt der Frauen, wie er augenzwinkernd gesteht), der Sepp Reinstadler, hat sich ihr mit Haut und Haar verschrieben. Wie auch seine Frau, die „Zirben-Roswitha“, die das Augenzwinkern zurückgibt. Was einst ein ganz normales Sägewerk war, vom Vater 1924 gebaut, ist seit 10 Jahren ein Zirbenzentrum. Da wird ausschließlich Zirbelkiefer (meist umgestürzte Methusalems) gesägt, gehackt, destilliert, gekocht und geschnitzt, geschnitten und eingelegt, kein Fitzelchen wird verschwendet. Die ganz Anlage mit Destillationsöfen, Transportkran und Kippvorrichtung hat der Sepp selbst entworfen. “Vom Leonardo da Vinci habe ich mir die Florentinerflasche abgeschaut.“ Mit ihrer Hilfe trennt sich der „Saft“ aus den erhitzten Hackschnitzeln, wird zu Zirben-Hydrolat und reinem Zirbenöl. „Alles Natur, ohne Zusätze. Und die Energie auch, wir haben ein eigenes Wasserkraftwerk.“
Aus 200 kg Hackgut (Kernholz, Äste und Nadeln) gewinnt man ganze 200 Milliliter Zirbenöl, eine wahre Kostbarkeit. Und auch der ausgelaugte Rest findet noch duftend Verwendung als Streu, zum Beispiel für Kinderspielplätze: „Ganz ideal, da kann man sich keinen Schiefer mehr einziehen, das ist fast schon Mulch. Die Zirbe harzt auch nicht, behält ihren Duft. Selbst uralte Bauernstuben, die alle zwei Jahre mit Bürsten und Seifenlauge geputzt wurden, ‚Stube spülen‘ hat man das genannt, die riechen noch immer“, weiß Roswitha, die für den angesetzten Zirbenschnaps oder Likör, für Zirbengelee und Zirbensirup zuständig ist. Wie auch für den Shop, für die Verpackung, für das Angebot an herzigen Mitbringseln oder kunstvollen Holzarbeiten. Alles in und um Zirbe. „Die wirkt beruhigend, deshalb hat man ja auch gerne Wiegen aus Zirbenholz geschnitzt. Und sie hält Insekten fern, ideal für so ein Kleines.“
Die Zirbenausstellung in Jerzens war die Idee der beiden, konzipiert wie ein menschlicher Lebenslauf. Beginnend bei der „Greitsche“, dem Zapfen. Man erfährt, dass dessen Samen der „Gratsch“, der Tannenhäher, auf Gipfeln und Hügeln vergräbt, um ihn im Winter wiederzufinden. Was ihm nicht immer gelingt, und so stehen die schließlich mächtigen Bäume oft auf Graten und Anhöhen, erst tief verwurzelt, dann flächig Halt suchend.
Auch einen Zirbenpark gibt es auf Anregung von Sepp und Roswitha, bei der Hochzeiger-Mittelstation, mit Balance-Wegen, Wasserspielen, Kugelrollbahnen, Barfußwegen, Schatzgruben, Kletterbaum, einem Heuboden zum Hineinspringen, einem Rookie-Mountainbikeweg, einem Zirbenpflanzgarten und allen möglichen Infos zur Königin der Alpen. Dafür bringt die Hochzeiger-Gondelbahn die ganze Familie samt Kinderwagen zur Mittelstation: Entweder man geht den Zirbenrundweg (1km), oder man lässt sich gleich auf einer der vielen Bänke oder im Gras nieder und lässt den Kleinen ihren Spaß, sie einen in Ruhe.
Sogar ein Zirbenkochkurs wird im Zeigerrestaurant bei der Mittelstation angeboten. Dort lernt man, Zirbenlikör anzusetzen und eine Zirbensuppe zu kochen. Man kann sie aber auch einfach bestellen, schmeckt wirklich gut und anders. Oder man probiert den Zirbencapuccino, den Zirbensenf oder die Zirbenmarinade – alles mit dem frischen Hauch von Berg und Wald.
Noch ein Vergnügen, das nicht nur Kinder freut: die Zirben-Mountaincarts. Mit dem Sessellift hinauf, mit rütteligem Gocart bergab, über 5,5 km, ein nicht ganz ungefährlicher Spaß, wenn man es zu sehr „tuschen“ lässt, aber bisher ist kaum etwas passiert. „Die Leute sind doch meist vernünftig“, hat man gute Erfahrungen gemacht. Helm wird bereitgestellt, bis 14 muss ein Erwachsener dabei sein. Sogar 12 km bis ins Tal kann man fahren, wenn sich mindestens fünf Teilnehmer melden, allerdings nur mit Führer, und nur ab 16 Uhr.
Auch zwei Downhill-Biketrails winden sich vom Hochzeiger zwischen Almrausch und Zirben zu Tal, auf 11 km Länge mit mehr als 1000 Höhenmetern, ergänzt durch einen neuen 7 km Family Trail bis ins Tal. Wanderwege jeder Schwierigkeit und Länge, grandiose Aussicht garantiert, auch für „Spaziergänger“ – die sollten unbedingt den Gratwanderweg vom Hochzeiger zum Sechszeiger einplanen, dauert bis zurück zur Gondelstation etwa 1 ½ Stunden. Mit Rast auf den vielen Zirbenbänken mit 360° Panoramablick vielleicht auch zwei.
Auch der Zirbenweg zur Tanzalm ist ein netter Ausflug. Dort serviert man nicht nur Köstlich-Deftiges von der Pitztaler Speisekarte, dort beginnt auch eine Milch-Pipeline, von praktischen Bauern bereits 1958 erdacht: ein Schlauch bis ins Tal, der die frische Milch ohne Umwege zur Milchsammelstelle in Jerzens transportiert. Mit eingeplanten Schlingen und Schlaufen, die verhindern, dass die Milch bei zu schnellem Fluss am Ende zu Butter wird.
Unbedingt besuchen muss man auch die Kalbenalm, besonders klein, besonders nett. Dort regiert der Klaus Schrott seit 14 Jahren, serviert mit Freundin Helga den selbstgebrannten Zirbenschnaps, Zirbenlikör, Bretteljausen und alles für den durstigen Wanderer. Aber erst, nachdem er sich um das ihm anvertraute Tiroler Grauvieh gekümmert hat, 70 Stück, die er jeden Tag kontrolliert. Jedes einzelne kennt er mit Namen, braucht zwei Stunden, um sie alle abzuzählen auf den verschiedenen Hängen der Alm. Sein Traumberuf. Früher war er Nebenerwerbsbauer, Maurer, Baggerfahrer, jetzt hat er sich im Sommer der Alm verschrieben. Im Winter wird geschnitzt, natürlich Zirbenholz, feinporig, nicht zu hart, nicht zu weich. „Am liebsten Tiere.“ Die beobachtet er sehr genau, erzählt von Murmeltieren, vom „Gratsch“ (siehe oben), von Steinadlern und dem Auerhahn und den Spielhähnen mit ihren exzentrischen Balztänzen im März und April. Sein Thronfolger, der kleine Jonas, der sich selbst stolz Hirterbub nennt und begeistert über seine 10 Ziegen erzählt, will auch nichts anderes als Almwirt werden. Die Zukunft des freundlichen, familiären, unverdorbenen Pitztals ist gesichert.
Infokasten: |
Generelle Auskunft über das ruhige, familiäre Pitztal gibt es unter: www.pitztal.com Ein besonders „Schmankerl“ ist die Pitztal Sommer-Card, die alle Partnerbetrieben im Pitztal ihrem Gast gratis aushändigen. Bus und Bergbahnen, von Abenteuerparks bis zu Museen, alles gratis: https://www.pitztal.com/de/sommer/preise/pitztal-sommer-card Ein sehr netter Partnerbetrieb ist das recht neue „Hotel Andy“ mit Zimmern und Appartements für Selbstversoger, mit großem Pool und Wellness: https://www.hotelandy.com/de/ Über die Aktivitäten auf dem Hochzeiger, die Öffnungszeiten der Bergbahnen und Almen: www.hochzeiger.com Den Sepp und die Roswitha Reinstadler mit ihrem Zirben-Shop gleich bei der Bushaltestelle Sägewerk erreicht man unter www.gesund-zirbe.at Mehr über die Zirbenausstellung „Die Zirbe - Grenzgängerin mit Talenten“ in Jerzens: https://www.pitztal.com/de/region/sehenswertes-im-pitztal/zirbenausstellung Die kulinarischen Zirben-Workshops: https://www.pitztal.com/de/aktuelles/events/zirbenkulinarik-workshops-zeigerrestaurant Alles über die Zirben-Carts, wie und wo man sie ausleiht, wie und wo man bergab braust: https://www.pitztal.com/de/aktuelles/events/zirbenkulinarik-workshops-zeigerrestaurant Das Ausflugsziel für die ganze Familie mit den vielen Erlebnisstationen kann man hier erkunden: https://www.pitztal.com/de/sommer/highlights/zirbenpark-hochzeiger Die verschiedenen Mountainbike-Trails und wo man was ausborgt: https://www.pitztal.com/de/sommer/aktivitaeten/mountainbike-tirol Was sich auf der Tanzalm tut: https://www.tanzalm-jerzens.com Ob der Klaus Schrott oder der Jonas gerade auf der Kalbenalm sind: https://www.pitztal.com/de/sommer/gastronomie/restaurants-almen-huetten/hochzeiger-kalben-alm |
Ein Zirben- & Ausflugstipp von Elisabeth Hewson.
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