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Niederösterreichische Landesausstellung: Schloss Pöggstall - Alles was Recht ist
Niederösterreichische Landesausstellung: Schloss Pöggstall "Alles was Recht ist"
Von 1. April bis 12. November 2017 ist Schloss Pöggstall im Südlichen Waldviertel zentraler Ausstellungsort der Niederösterreichischen Landesausstellung. In der Ausstellung „Alles was Recht ist“ wird auf die Entwicklung der Rechtsprechung im historischen Kontext bis zu aktuellen Fragestellungen nachgegangen.Der erste Teil beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung von Rechtsordnung und Justizeinrichtung. Strafbücher des 19. Jahrhunderts haben teilweise bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus Gültigkeit. Interaktive Installationen führen in die Welt des Gerichts, die das Prinzip der Öffentlichkeit von Verfahren sowie das zeremonielle Element der Justiz symbolisieren – bestimmte Ebenen und deren Rollenverteilungen werden veranschaulicht.
Strafe und deren unterschiedlichsten Formen werden im historischen Kontext zur gegenwärtigen Situation gesetzt. Themen wie die Körperstrafe oder das Wegsperren werden ebenso beleuchtet wie neue Lösungsansätze: Wie funktioniert und was bedeutet Diversion? Wann tritt sie ein? Welche Formen von Diversion und Mediation finden wir in der Entwicklungsgeschichte des Rechts? Wie schwer wiegt ein Tatbestand – ab welchem Vergehen kommen Sozialstunden als Tatausgleich in Frage - wie agiert ein Mediator beziehungsweise agieren Konfliktparteien. Die räumliche Atmosphäre dieses Abschnittes lässt den Gast in unterschiedlichste Perspektiven des Rechtssystems blicken.
Ein weiterer Abschnitt widmet sich dem Unrecht im Nationalsozialismus. Rechtsverständnis und Verbrechen des Regimes werden vor allem unter einem gesellschaftlichen Blickwinkel betrachtet. Was trug die zivile Bevölkerung zu den Geschehnissen bei? Welche Handlungsoptionen hatten jene, die in einer Täterrolle waren? Außerdem wird die juristische und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus von 1945 bis in die Gegenwart beleuchtet.
Auch die historische Entwicklung der Folter - vom Spätmittelalter bis hin in die Gegenwart wird beleuchtet. Folter als Teil des Untersuchungsverfahrens, das zur Wahrheitsfindung dient. Obwohl bis heute 155 Länder der UN-Konvention gegen Folter beigetreten sind, ist sie weiterhin existent. Die Ausstellung diskutiert diese Problematik und wirft auch brisante aktuelle Fragen, wie jene nach der Berechtigung einer „Rettungsfolter“, auf.
Der letzte Abschnitt rollt die Geschichte der Menschen- und Grundrechte auf, die mit der Entstehung der modernen Verfassungsstaaten im ausgehenden 18. Jahrhundert eng verbunden sind. In diesem Teil der Ausstellung werden die Gäste einerseits mit den Meilensteinen dieser Entwicklung konfrontiert, andererseits mit gegenwärtigen Verletzungen der Menschen- und Grundrechte.
Schloss Pöggstall
Die Anlage geht ins 13. Jahrhundert zurück. Die Ostmauern und Zinnen in voller Höhe bis hin zum Zwinger können den jeweiligen Eigentümern zugeordnet werden. „Bei anderen Schlössern tut man sich oft schwer zu unterscheiden. Bei den Rogendorfern kann man differenzieren: was hat der Kasper gemacht, was hat der Christoph gemacht. Wir können die Abrechnungen, die Rechnungen des Baumeisters, der Künstler zuordnen. Wir können also genau bestimmen wer was, wann, und wo gemacht hat. Und das ist natürlich hoch spannend“, unterstreicht der Bauhistoriker Dr. Peter Aichinger-Rosenberger die Bedeutung von Schloss Pöggstall.
Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Familie der Hölzlers, ein Wiener Bürgergeschlecht, die Burg innehatte ist eine hölzerne Stube erhalten – eine Abfolge von Stube, Kammer und Saal. Genauso hat man in einer Burg im Spätmittelalter gelebt - das ist in Teilen noch erhalten – ein wunderschönes Dokument welches das historische Burgleben abbildet.
Pöggstall - als Glücksfall
Die Besitzer von Schloss Pöggstall spielten in der allerersten Reihe der Politik mit - als die großen Diplomaten und Feldherren der Habsburger. Sie kannten das gesamte aktuelle Kunstgeschehen in den damaligen Kunstmetropolen; Italien und Niederlande. Dieses Wissen nahmen sie zeitnahe, unmittelbar mit und setzten es im Südlichen Waldviertel um.
Eine eigene Sonderausstellung unter dem Titel "Schloss Pöggstall – zwischen Region und Kaiserhof" widmet sich im Rondell den sensationellen Erkenntnissen der Bauforschung und der Besitzgeschichte von Schloss Pöggstall. Das Rondell, mit seinen italienischen Einflüssen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde möglicherweise auch von einem weiteren Künstler von Weltformat beeinflusst. Die Rogendorfer hatten persönlichen Kontakt zu Albrecht Dürer, dies geht aus einem Briefwechsel hervor.
Erstmals, nach 500 Jahren, werden Kunstobjekte, welche in musealen Sammlungen weltweit verstreut sind, in Pöggstall wieder zusammengeführt. An jenem Ort, an dem diese Objekte in Auftrag gegeben wurden wird u.a. eine Leihgabe aus der Eremitage Sankt Petersburg, das Porträt des Georg von Rogendorf, zu sehen sein.
Die riesige Schlosskapelle: „Nicht kleckern sondern klotzen!“
Kasper von Rogendorf baute sich eine Residenz auf. Er begann den großen Umbau der mittelalterlichen Burg Pöggstall zum Schloss. Dazu gehörte beispielsweise die Schlosskapelle - die heutige Pfarrkirche von Pöggstall - freistehend neben dem Schloss nach großen Vorbildern gebaut. Eine Kirche mit ungewöhnlicher Bauform.
Diesen Bautyp einer zweischiffigen Hallenkirche mit geradem Ostabschluss findet man bei der Georgskapelle Friedrichs des III. in Wiener Neustadt und ebenso als Grundriss in der Zisterzienser Stiftskirche von Neuberg an der Mürz. Überspitzt ausgedrückt: Kasper von Rogendorf baute sich eine kaiserliche Schlosskapelle neben seinem Schloss.
Die Niederösterreichische Landesausstellung "Alles was Recht ist" ist bis 12. November 2017 täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Schloss Pöggstall
A-3650 Pöggstall, Hauptplatz 1
www.alleswasrechtist.at
Anreise: Map Start Map Ende
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