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Kaiserappartements Wien: Ausstellung Sisi und die Ungarn
Kaiserappartements Hofburg Wien:
Ausstellung Erzsébet – Sisi und die Ungarn
2017 jähren sich die Gründung der „Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie“ und die Krönung Franz Josephs und Elisabeths in Budapest zum 150. Mal. Der Beziehung des Kaiserpaares zu Ungarn ist daher ab 23. Juni 2017 ein Themenschwerpunkt im Audienzwartesaal der Kaiserappartements in der Wiener Hofburg gewidmet. Elisabeths Liebe für Ungarn, ihre zahlreichen Aufenthalte in Gödöllö und die große Verehrung, die das ungarische Volk ihr entgegenbrachte, stehen im Zentrum dieses Themenschwerpunkts. „Alles, was mit dem Land und dem Volk der Magyaren zusammenhing, hatte in Elisabeth eine gühende Anhängerin. Elisabeths Liebe zu den Magyaren drückte sich auch darin aus, dass Ungarisch die Sprache ihres Herzens wurde, in der sie mit allen, die ihr nahe standen, konversieren wollte“, erklärt Kuratorin Olivia Lichtscheidl.Im Juni 1867 wurden Franz Joseph und Elisabeth in der Matthias-Kirche in Buda zu König und Königin von Ungarn gekrönt. Eine Reproduktion der Heiligen Stephanskrone, die Franz Joseph auf das Haupt gesetzt wurde, wird im Audienzwartsaal präsentiert. Eine Lithografie zeigt jenen Moment, als das bereits gekönte Paar die Huldigung der magyarischen Würdenträger entgegennimmt. Der Pferdehuf des Lipizzanerschimmels “Cerbero”, mit dem Franz Joseph auf den Krönungshügel ritt und der zur Erinnerung an die ungarische Krönung im Wiener Hofmarstall aufbewahrt wurde sowie ein Behälter mit der Erde des Krönungshügels, sind auch zu sehen.
Eine Porzellanstatuette stellt Elisabeth im ungarischen Krönungsgewand dar. Als Vorlage für die Statuette diente eine Aufnahme aus der am Krönungstag entstandenen Fotoserie. Ein Fotoalbum mit historischen Fotografien, aufgenommen sechs Monate vor der Krönung, präsentiert die Kaiserin ebenfalls im ungarischen Krönungskleid.
Ausgestellt werden zudem Lithografien, die Elisabeth in ungarischer Kleidung mit ungarischen Kopfputz zeigen und das Kaiserpaar mit seinen Kindern Gisela, Rudolf und Marie Valerie im Schlosspark von Gödöllö. Weitere Highlights des Themenschwerpunkts sind ein von Franz Joseph in Auftrag gegebenes Teeservice aus Porzellan, das auf Schloss Gödöllö Verwendung fand sowie ein Brief und Briefkuverts mit originaler Handschrift der Kaiserin.
Eintrittspreise inkl. Besichtigung von Silberkammer, Sisi Museum, Kaiserappartements:
Erwachsene € 13,90 / Ermäßigt € 12,90 / Kinder (6-18 Jahre) € 8,20
Öffnungszeiten:
täglich 9.00 – 17.30 Uhr (Einlass bis 16.30 Uhr)
Juli und August täglich 9.00 – 18.00 Uhr (Einlass bis 17.00 Uhr)
Nähere Informationen:
www.hofburg-wien.at
Geschichtliches zur Ausstellung
Erzsébet – Sisi und die Ungarn
Franz Joseph kam 1848 an die Macht und ließ die Revolution in Ungarn blutig niederschlagen. Er regierte neoabsolutistisch und autoritär, doch in vielen Teilen des Vielvölkerstaates wuchs der Wunsch nach Eigenständigkeit. Seine Gattin Elisabeth hegte große Sympathie für die Magyaren. Alles, was mit dem Land und dem Volk der Magyaren zusammenhing, hatte in ihr eine glühende Anhängerin. Mit Hingabe widmete sich Elisabeth ab 1863 dem Studium der ungarischen Sprache. Auch politisch begann sie sich für die ungarische Sache zu engagieren und setzte sich für die von Graf Gyula Andrássy und Ferenc Deák ausgearbeitete Neuordnung für Ungarn ein.
Sisi war davon überzeugt, dass die Aussöhnung mit Ungarn nach der brutalen Niederschlagung der Revolution 1848 eine zu befürwortende Lösung darstellte. Durch die innere Konsolidierung der Monarchie würde sich die Stellung des Habsburgerreiches gegen Preußen verbessern. Beharrlich drängte sie Franz Joseph die Vorschläge Andrássys und Deáks anzunehmen. 1867 stimmte der Kaiser schließlich dem Ausgleichsplan zu. Die alte ungarische Verfassung aus der Zeit vor der Revolution von 1848 wurde wieder in Kraft gesetzt und darüber hinaus wurden den Ungarn weitreichende Autonomierechte zugestanden – die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie war geboren.
Zur Bekräftigung des Ausgleichs fand im Juni 1867 die Krönung Franz Josephs und Elisabeths zum ungarischen Königspaar statt. Zu diesem Anlass schenkte Graf Gyula Andrássy dem Herrscherpaar im Namen des ungarischen Volkes Schloss Gödöllö. Dass Sisi dort mehr Zeit verbrachte als in Wien, sorgte bei den Österreichern für Eifersucht. Die Ungarn aber verehrten ihre Königin vom ersten Tag an und Elisabeth gab dem magyarischen Volk diese Liebe zurück.
König und Königin von Ungarn
Am 8. Juni 1867 wurde Elisabeth an der Seite ihres Gatten Franz Joseph in der Matthias- Kirche in Buda zur Königin von Ungarn gekrönt. Nachdem Graf Gyula Andrássy Franz Joseph die ungarische Stephanskrone aufs Haupt gesetzt und ihm Reichsapfel und Szepter gereicht hatte, hielt er die Krone, der Tradition entsprechend, über Elisabeths rechte Schulter. Nach der Salbung durch den ungarischen Primas wurde die Krönungsmesse von Franz Liszt zelebriert. Am Ende der Zeremonie nahm das frisch gekrönte Paar die Huldigung der ungarischen Würdenträger entgegen.
Als das Paar nach dem Gottesdienst aus der Kirche trat, brandeten enthusiastische „Éljen!“- Rufe auf. Anschließend ritt Franz Joseph, gekleidet in der traditionellen ungarischen Tracht, auf einem weißen Hengst über die Kettenbrücke nach Pest. Auf dem Krönungshügel, der mit Erde aus den verschiedenen ungarischen Komitaten aufgeschüttet worden war, hob er sein Schwert in alle vier Himmelsrichtungen und schwor feierlich das Land gegen seine Feinde zu schützen. Franz Joseph war damit in Personalunion König von Ungarn und Kaiser von Österreich. Die beiden Reichshälften der Doppelmonarchie waren nun zwei souveräne Staaten mit jeweils eigener Verfassung, Regierung und Parlament, die nur an der Spitze durch einen gemeinsamen Herrscher verbunden waren.
Schloss Gödöllö
Das Schloss, den Park und die umliegenden Forste erhielten Franz Joseph und Elisabeth 1867 als Krönungsgeschenk. Dahinter stand die Absicht, dem Königspaar neben der königlichen Burg in Buda auch ein repräsentatives Sommer- und Jagdschloss zur Verfügung zu stellen. Unter der Leitung des Hofarchitekten Ferdinand Kirchner wurde ein Umbau durchgeführt. Das Personal erhielt Amts- und Wohnräume. Für die gestiegene Anzahl der Kutschen baute man eine Wagenburg und anstelle des Meierhofes errichtete man neue Küchen, eine Zuckerbäckerei und das Hofmeisteramt.
Das Königspaar bewohnte die Räume im ersten Stock des Haupttrakts. Über eine Wendeltreppe erreichte Elisabeth noch ein weiteres Appartement im Erdgeschoß mit sich zum Garten öffnenden Salons. In diesen mit Rundsofas ausgestatteten und reich mit Blumen geschmückten Räumen empfing sie ihre engsten Vertrauten, ihren „Ungarischen Hof“.
An ihre Mutter schrieb sie aus Gödöllö: „Hier hat man seine Ruhe, keine Verwandten, niemand sekkiert dich, im Gegensatz zu Wien, wo die ganze kaiserliche Bagage ist! Hier bedrückt mich gar nichts, ich lebe hier wie im Dorf, ich kann allein spazieren gehen oder Kutschfahrten machen!“
Gödöllö wurde einer der Zufluchtsorte Elisabeths, um in der Natur Ruhe und Muße zu finden. Es wurde aber auch der Ort, wo sie bei Zigeunermusik oder bei Reitjagden und Windhundrennen Unterhaltung fand.
Der „Ungarische Hof“
Elisabeths Liebe zu den Magyaren drückte sich auch darin aus, dass Ungarisch die Sprache ihres Herzens wurde, in der sie mit allen, die ihr nahe standen, konversieren wollte.
Bereits 1864 stellte sie die ungarische Hofdame Ida von Ferenczy (1839–1928) als Vorleserin ein. Die Kaiserin schätzte Ferenczys natürliches, offenes Wesen und ihre Aufrichtigkeit. Ida vermittelte den Kontakt mit dem liberalen ungarischen Politiker Franz Deák und später mit Graf Gyula Andrássy. Auf Betreiben dieser beiden Herren kam 1870 eine weitere Ungarin als Hofdame in den Dienst Elisabeths, Marie Gräfin Festetics de Tolna (1839–1923). Obwohl sie zunächst zögerte, den Posten anzunehmen, weil sie böse Gerüchte über die anspruchsvolle Kaiserin gehört hatte, wurde sie später eine ihrer treuesten und ergebensten Verehrerinnen.
Im Laufe der Jahre wurden ihr die Arbeit als Hofdame und vor allem die Strapazen als Reisebegleitung zu beschwerlich, weshalb sie 1894 von der viel jüngeren Irma Gräfin Sztáray von Sztára und Nagy-Mihály (1864–1940) abgelöst wurde. Irma Sztáray begleitete Elisabeth auf zahlreiche Reisen, auch auf ihrer letzten. Sie war am 10. September 1898 beim Attentat Luchenis auf die Kaiserin dabei. Sie berichtete später dem Kaiser von den letzten Stunden seiner Gattin und veröffentlichte 1909 ihre Erinnerungen.
Die ungarischen Vertrauten gehörten bis zum Tod der Kaiserin dem Kreis der „appartementmäßigen Damen“ an, die jederzeit Zutritt zu den privaten Gemächern Elisabeths hatten. Sie standen Sisi sehr nahe und hatten Einblick ins Privatleben der Monarchin. Ihre Aufzeichnungen sind heute wichtige Quellen für die historische Forschung.
Ein Kunst- & Kulturtipp von Edith Spitzer.
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