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Japan: Kreuzfahrt auf Schienen
Japan ist das Land mit dem wahrscheinlich dichtesten Eisenbahnnetz der Welt und berühmt für seine Hochgeschwindigkeitszüge. Nun hat man den Luxus der Langsamkeit entdeckt. Seit mehr als einem Jahr durchquert der Superzug „Nanatsuboshi“ („Sieben Sterne“) im gemütlichen Tempo Kyushu. Rund 23 Millionen Euro ließ sich JR Kyushu den Traumzug kosten.
Neugierig bestaunt von Japanern und unserer kleinen Gruppe stehen die lackglänzenden „Sieben Sterne“ am Bahnhof Hakata von Fukuoka, den Start und Endpunkt der vier- bzw. zweitägigen Reisen. Der nostalgisch anmutende elegante Zug verfügt über 14 großzügige Suiten für lediglich 30 Passagiere, aufgeteilt auf 5 Waggons. Ausgestattet sind die Waggons mit edler Vertäfelung und Möbel aus Holz.
Angetrieben von einer Elektro-Diesel-Lok fährt der „Sieben Sterne“ gemächlich auf den schönsten Strecken, vorbei an malerischen Landschaften zu den traumhaftesten Plätzen der von Vulkanen und heißen Quellen überzogenen Insel Kyushu. – Aber davon später..
Wir – die meisten von uns Japan-Neulinge – tauchen zunächst ein ins mythen- und legendenumwobene „Land der aufgehenden Sonne“ mit seinen Traditionen und der Jahrtausende alten Geschichte.
Ab in den Süden
Mit dem Shinkansen-Schnellzug „düsen“ wir von Fukuoka im Norden nach Kagoshima an die Südwest-Spitze der Insel. Mit Neapel, eine der Partnerstädte, verbindet die beiden Hafenstädte auch die Nähe zu einem Vulkan. Immer wieder überzieht der aktive Sakurajima Stadt und Land mit Ruß und Asche. Kaum zu glauben, dass der Vulkan auch eine dekorative Funktion hat: Vor mehr als 350 Jahren entstand gleichzeitig mit der Residenz der Shimadzu-Familie der prachtvolle, parkähnliche Senganen-Garten, der so angelegt wurde, dass man einen großartigen Blick über die Kagoshima-Bay zum imposanten, rauchenden Vulkan Sakurajima hat.
Eindrucksvoll auch die Zimmerflucht in der feudalen Villa samt Teezeremonie und das in einer ehemaligen Fabrik untergebrachte Museum. In einer Galerie kann man die hier hergestellten Satsuma Kirika-Glasarbeiten kaufen und im Souvenirshop Shochu, den hochprozentigen Kartoffelschnaps probieren. – Auf göttlichen Spuren wandeln wir später im Kirishima Jingu-Schrein in Japans erstem Nationalpark. Um den Shinto-Tempel mit dem charakteristischen zinnoberrot glänzendem Tor ranken sich zahlreiche Mythen. So soll hier eine vom Himmel auf die Erde herabgestiegene Gottheit die Kaiserdynastie begründet haben.
„Feuerland“: Vulkane und „Onsen“
Japanische Lebensart kann man in den Bergdörfern erleben: So bleiben in den traditionellen Restaurants und Hotels die Schuhe draußen. Im mit Tatami-Matten ausgestatteten „Myoken Ishiharaso“ wird am Boden auf einem Futon geschlafen (- bequemer als ich dachte -) und im „Onsen“ auf dem Balkon genussvoll gebadet (- selbstverständlich nach einer Dusche! -).
Inmitten des von zahlreichen heißen Quellen durchzogenen Gebietes nördlich vom Vulkan Aso liegt Kurokawa. Die idyllische, schmucke Kleinstadt hat sich komplett auf „Onsen“ - natürliche Whirlpools, die laufend von Thermalquellen gespeist werden - spezialisiert: Ein süchtig machendes Hautschmeichelndes Vergnügen!
Nicht versäumen sollte man auch einen Helikopterflug um den Vulkan Aso, der aus einer Caldera - die mit einem Durchmesser von 130 Kilometern zu den weltweit größten zählt - und fünf aktiven Vulkankratern besteht. Weil einer am Vortag ganz schön aktiv war und noch immer Rauch und Asche spuckt, heißt es Sicherheitsabstand wahren. Die Ausblicke sind dennoch spektakulär: Rund um die Gipfel zeigt sich die riesige Caldera einer Mondlandschaft gleich, während weiter unten Dörfer zwischen grünen Wäldern, sprudelnden Thermalquellen und saftigem Weideland liegen.
Präfektur Saga: Sake und Weißes Gold
Heiß geht es auch in den vielen Brennöfen der Kleinstadt Arita zu. Seit 400 Jahren wird hier hochwertige Keramik hergestellt. Seit Anfang an dabei die von Sakaido Kakiemon gegründete Manufaktur, die mit speziellem Farbenmix und Glasur-Technik weltberühmt wurde. Eine Methode, die von Generation zu Generation bis heute weitergegeben wird.
Zerbrechliche Kostbarkeiten sind im Porzellan-Museum, ein Paradies für Fans des „Weißen Goldes“, zu bewundern.
Nach einem Lunch im exquisiten Restaurant „Yasuna“ steht der Besuch einer Sake-Brauerei mit anschließender Reiswein-Verkostung auf dem Programm, bevor es zurück nach Fukuoka geht.
Luxusreise mit dem „Seven Stars in Kyushu“
Zwei Tage lang werden wir in der noblen Atmosphäre des kleinen „Hotels auf Schienen“ durch den Norden der Insel unterwegs sein. Bald nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen haben erreichen wir Dazaifu. Gleich neben dem Nationalmuseum steht einer der berühmtesten Shinto-Schreine Japans, der Dazaifu-Tenmangu. Errichtet, zu Ehren des Gelehrten und Staatsmannes Michizane, der im 9. Jahrhundert am damaligen Kaiserhof in Kyoto lebte, bis er einer Intrige zum Opfer fiel und ins Exil musste. Der Legende nach soll ihm einer seiner geliebten Pflaumenbäume nachgeflogen sein, der alle Jahre wieder immer etwas früher als die anderen seine Blütenpracht entfaltet. Michizane wird noch heute als Gott der Gelehrsamkeit und Bildung verehrt.
Wir lassen die Beschaulichkeit der Tempelanlage hinter uns und reisen weiter durch die fruchtbare Saga-Ebene, entlang des Ariake-Meeres – bei Fischern gefürchtet ob des mit 6 Metern höchsten Tidenhub Japans.
Nächster Stopp: Die prachtvolle Hafenstadt Nagasaki mit ihrem internationalen Flair und ihrem tragischen Schicksal. Drei Tage nachdem die amerikanische Luftwaffe die erste Atombombe über Hiroshima abgeworfen hatte, detonierte am 9. August 1945 eine zweite über Nagasaki. Im Atombombenmuseum zeigen Exponate das erschütternde Ausmaß der Folgen. Dokumentiert wird auch die Geschichte der Atomwaffen und die Entwicklung der Friedensbewegung. Beklemmend: eine im Moment der Explosion stehen gebliebenen Uhr. Im anschließenden Friedenspark wurden mehrere Monumente zum Thema aufgestellt. Nach einer Stadtrundfahrt geht die Reise weiter.
„Seven Stars in Kyushu“
Der Name des Zuges bezieht sich auf die sieben Präfekturen der Insel und den sieben Highlights: Gastfreundschaft, Kultur und Geschichte, spirituelle Kraftplätze, Natur, Onsen-Bäder, das Zugsystem und die ausgezeichnete Küche. Alle Stückerl spielt auch das exquisite 6-gängige Galadiner im „Sieben Sterne“-Gourmet-Restaurant. Den Abend ausklingen lassen kann man bei Live-Musik im Piano-Lounge-Waggon.
In meinem Luxuszimmer wurde inzwischen aus dem bequemen Fauteuil ein kuscheliges Bett. Und im Bad warten Dusche, ein Waschbecken aus handbemalten Kakiemon-Porzellan und eine Toilette mit beheiztem Sitz. Im Spiegelschränkchen finden sich übrigens Pflegeprodukte von Shiseido.
Zweiter Tag
Um 6 Uhr erreichen wir Aso. Mit einem Bus geht’s zur Sightseeingtour in den beeindruckenden Aso Geopark. Zurück im „Seven Stars“ suche ich mir den schönsten Platz, um die Landschaft zu bewundern: Vom Panoramafenster der Suite im letzten Waggon aus – eine Aussicht mit Wow-Effekt.
Über Oita an der Beppu Bay erreichen wir Yufuin mit dem Kinrin-See. Das noble Heilbad ist eines der größten Thermalresorts Japans. Zahlreiche kleine Geschäfte, Galerien, Museen und Cafes laden zum Verweilen und Einkaufen ein. Und bei so mancher heißen Quelle, die aus einem Brunnen sprudelt, kann man beim Suppen- oder Eierkochen zuschauen.
Nach Yufuin, der letzten Station auf unserer Reise, geht es zurück zum Bahnhof Hakata in Fukuoka. Gemütlich bei einem Kaffee in der Lounge sitzend, genieße ich noch einmal die gemächliche Fahrt vorbei an Felder, Wiesen, Berge, Dörfer und Städte.
Eine Reise irgendwie im Sinne von Konfuzius weisem Spruch: „Der Weg ist das Ziel“...
Flugverbindung:
mit KLM Wien - Amsterdam und Nonstop Amsterdam nach Fukuoka auf Kyushu
Nähere Informationen:
Japanische Fremdenverkehrszentrale: www.jnto.de
„Seven Stars in Kyushu“: www.cruisetrain-sevenstars.jp/en/
Kyushu Railway Company(JP): www.jrkyushu.co.jp/english
Kyushu: www.visitkyushu.org
Ein Reise- & Eisenbahntipp von Edith Köchl.
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