Die umfangreiche Präsentation von mehr als 40 Skulpturen und 80 Zeichnungen bringt uns das Schaffen eines des bedeutendsten deutschen Künstlers des 20. Jahrhunderts näher.
Ernst Barlach reduziert die Körper seiner Figuren auf das Nötigste, bringt die stille Größe des einfachen Menschen – der flötenspielende Hirte, alte Bauer, russische Bettler – zum Vorschein und verwendet dazu das Material Bronze. Tiefe Spiritualität strahlen die Figuren des auferstandenen Christus und Moses mit den Gesetzestafeln aus. Barlach wurde 1870 in Wedel geboren und konnte nach seinem Studium der Bildhauerei seine Kunst weiterentwickeln.
Seit 1910 lebte er in Güstrow, wo sein Wohnhaus als Barlach-Gedenkstätte etabliert ist. Der Besuch im Dom von Güstrow gilt vor allem seinem „schwebenden Engel“, der im 2. Weltkrieg eingeschmolzen wurde und nach 1945 als Duplikat neu gegossen wurde. Eigentlich handelt es sich nicht um einen Engel, sondern um eine schwebende Figur mit einem Mutterantlitz, also um ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 1938 starb Barlach verbittert und verfemt in Rostock.
Die geistige Verwandtschaft zwischen Ernst Barlach und Käthe Kollwitz (1867 – 1944) bestand aus der intensiven Beschäftigung und Darstellung von Arbeitern, von Leid und Not gezeichneten Frauen und immer wieder von Müttern mit totem Kind. Sie selbst musste den frühen Soldatentod ihres Kindes hinnehmen und hat ihn in ihren Zeichnungen verarbeitet.
Die doppelte Werkschau der beiden Künstler führt zu Vergleichen aber auch zu Gegensätzen; beide waren starke Persönlichkeiten, die mit ihrem Oeuvre berühren und betroffen machen.
Die Ausstellung "Ernst Barlach - Käthe Kollwitz" ist bis 25. Mai 2009, täglich außer Dienstag von 10:00 bis 18:00 Uhr, Donnerstag von 10:00 bis 21:00 Uhr geöffnet.
Leopold Museum
A-1070 Wien, Museumsquartier
eMail: office@leopoldmuseum.org
www.leopoldmuseum.org
Ein Kulturtipp der 55PLUS-Kunstexpertin Helga Högl.