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Lungenerkrankungen sind auf dem Vormarsch - Teil 3

Sauerstoff als Lebenselexier: Über das Wunderwerk Lunge.
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Lungenkrankheiten sind auf dem Vormarsch - 3. Teil

Wir messen ganz selbstverständlich unseren Blutdruck oder laufen beim Joggen mit Pulsuhr. Wir kennen die Gefahren einer Herz-Kreislauferkrankung und achten auf gesunde Ernährung. Über unsere Lunge jedoch wissen wir nur wenig, was meist dazu führt, dass uns dieses Organ auch kaum beschäftigt " und man es deshalb gemeinhin auch nicht so schützt, wie es sein sollte.

Lunge nicht vernachlässigen

COPD - Grafik AuswirkungenRund 300 Millionen Liter Luft atmen wir bis zum 75. Lebensjahr durch die Lungen ein. Notfalls können wir tagelang auf Flüssigkeit verzichten, auf Nahrung sogar wochenlang. Ohne Sauerstoff-Zufuhr jedoch schaffen wir es maximal ein paar Minuten. Mit einem weit verzweigten Schlauchsystem und 400 Millionen Lungenbläschen sorgen unsere Atmungsorgane dafür, dass uns nicht die Luft ausgeht. Kurz gefasst lautet die "Job Descriptionì der Lunge für den physikalischen Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid zu sorgen. Konkret erledigen das die Lungenbläschen, im Fachwording Alveolen genannt. Die winzigen Lungenbläschen (Durchmesser knapp fünf Millimeter) geben frischen Sauerstoff ins Blut ab und nehmen Kohlendioxid auf, welches wir sodann wieder ausatmen. Kein anderes Organ steht mit einer so groflen Oberfläche in ständigem Kontakt zur Umwelt wie die Lunge. Genau darin liegt das Problem: Denn leider gelangen durch diesen Austausch auch gefährliche Schadstoffe in das Atmungsorgan. Gifte wie Nikotin, Feinstaub oder andere umweltbedingten Substanzen, die das Wunderwerk Lunge dauerhaft schädigen. "Den meisten Menschen ist es naturgemäfl gar nicht wirklich bewusst, wodurch sie ihre Lunge schädigen und welche negativen Auswirkungen der Griff zur Zigarette hat", sagt OÄ Dr. Sylvia Eva Hartl, Facharzt für Pneumologie und Intensivmedizin, Leiterin der Respiratory Care Unit an der ersten Lungenabteilung des Otto Wagner Spitals und Autorin des Gesundheitsratgeber "Österreich hält die Luft an!". "Die Lunge arbeitet vom buchstäblich ersten bis zum letzten Atemzug unermüdlich und mit aller Kraft für uns. Freilich nur, solange wir dieses Wunderwerk gut behandeln", sagt Hartl.

COPD ernst nehmen

COPD Grafik TherapieerefolgEine Verharmlosung, die nicht zuletzt im schleichenden Verlauf der Erkrankung begründet liegt: die Symptome einer COPD sind am Beginn der Erkrankung gering, ganz typisch ist ein leichter Husten mit Auswurf am Morgen. "Mit Fortschreiten der Erkrankung wird der Husten zusehends häufiger, der Auswurf zäh und schwer abhustbar. Im fortgeschrittenen Zustand der Erkrankung ist dann der Husten ständig und quälend. Zusätzlich zu Husten und Auswurf belastet eine Atemnot den Gesundheitszustand", erklärt Hartl. Zu Beginn ist diese nur bei körperlicher Tätigkeit auffällig, etwa wenn Betroffen spazieren gehen oder Stiegen steigen. Im späteren, fortgeschrittenen Krankheitsstadium tritt diese Atemnot schon bei geringer Belastung und selbst in Ruhe auf. In Phasen akuter Verschlechterung kommt es zu einer Verstärkung der täglichen Symptome, die häufig eine Änderung der Therapie oder eine stationäre Aufnahme bedingen.

COPD verläuft in vier Stadien. Die Krankheit ist nicht reversibel - man kann sie jedoch stabilisieren, damit es zu keiner weiteren Verschlechterung kommt.

Stadium 1 (leichtgradige COPD):
Diese Krankheitsstufe ist manchmal, aber nicht immer durch Husten und Auswurf gekennzeichnet. Atemnot wird oft noch gar nicht bemerkt. Dem Betroffenen ist die Einschränkung der Lungenfunktion häufig nicht bewusst. Am ehesten wird diese Einschränkung durch Vorsorgeuntersuchungen entdeckt.

Stadium 2 (mittelgradige COPD):
Husten, Auswurf, aber auch Kurzatmigkeit treten auf, typischerweise bei Belastung. Man kommt früher als gleichaltrige Gesunde aufler Atem und wird weniger schwer oder nur langsamer arbeiten können.

Stadium 3 (schwere COPD):
Es kommt zu stärkerer Kurzatmigkeit, verminderter Belastbarkeit, zu einer (akuten) Verschlechterung des Krankheitsbildes mit häufigem Husten, verstärktem Auswurf, vermehrter Atemnot, Abgeschlagenheit und fallweise Fieber.

Stadium 4 (sehr schwere COPD):
Gravierende Verschlechterung der Kurzatmigkeit und Belastungsfähigkeit, oft auch lebensbedrohlicher Verlauf, stark eingeschränkte Lebensqualität. Spitalsaufenthalte sind nicht zwingend, aber meist ein- oder mehrmals im Jahr erforderlich, eine Berufstätigkeit ist häufig nicht mehrmöglich. Fallweise ist eine Sauerstofftherapie notwendig.

COPD verändert alles

Für COPD-Patienten treten im Alltag Probleme auf, die ein Gesunder gar nicht nachvollziehen kann: die Angst vor Aktivitäten und damit verbundener Atemnot, die Unsicherheit, was zu tun ist, wenn man plötzlich keine Luft bekommt, die Frage, wie man mit Freunden und Bekannten umgehen soll, und nicht zuletzt die seelische Belastung durch die Krankheit. COPD macht sich im ganzen Leben breit und beeinflusst Alltag, Beziehungen, Freizeitverhalten, berufliche Tätigkeit, Reisepläne, finanzielle Möglichkeiten, kein Bereich bleibt von der Krankheit unberührt. Deshalb hat Hartl einen Ratgeber geschrieben, der Betroffene in jeder Lebenssituation unterstützen soll.

Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Anita Arneitz.

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