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Adventzauber in Thüringen
Adventzauber in Thüringen
Aus feinem Sand, Soda, Pottasche, Kalk und der ganz besonderen, familieneigenen Zutat wird im Schmelzofen bei über 1000 °C Glas gewonnen.Die Glasverarbeiter in der Elias Glashütte in Lauscha ziehen den Glasrohling in lange Stäbe, die in kleinere Stäbe zerkleinert werden. Die bunten Stäbe kommen dann zu den Glasbläsern, die sie zu Kugeln formen. Die Künstler sorgen mit Farben und Pinselstrichen für das endgültige Aussehen - die Christbaumkugel ist geboren.
Doch wie kam es überhaupt zum Schmücken des Baumes? Wahrscheinlich hatte Henriette von Nassau-Weilburg den Brauch des Weihnachtsbaumes eingeführt. Es wurden neben Strohsterne und Zapfen, Nüsse, Äpfel und andere Früchte auf den Baum gehängt. Die Legende besagt, dass die armen Leute kein Obst hatten, also haben die Glasbläser in Lauscha dem Apfel nachempfundene runde Gläser erzeugt, um auch den Armen einen schönen Christbaum zu ermöglichen.
Von Lauscha trat die Weihnachtskugel den Siegeszug in die ganze Welt an. Besonders in Amerika, wo nach dem Thanksgiving Day bereits der Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt wird, sind die bunten Kugeln und Figuren gefragt. Nicht nur Kinderaugen leuchten ob der Vielfalt des Angebots in der "Welt der Weihnacht" in Lauscha. Kugeln in allen Farben, Weihnachtsmänner, Engerl, Vögel mit bunten Federn, Schneemänner oder Weihnachtskugeln mit Motiven machen die Auswahl schwer.
Die wunderschönen Kugeln aus Lauscha findet man nicht nur in ganz Thüringen auf den Weihnachtsmärkten, wo sie alsbald in den Stuben auf den Christbäumen glänzen.
Weimarer Weihnachtsmarkt
www.weimar.de
In Weimar wird die ganze Stadt zum Weihnachtsmarkt. Vom Marktplatz über die Schillerstraße bis zum Theaterplatz ziehen sich die Holzhütten mit ihrem vielfältigen Angebot. Die Räuchermännchen aus dem Erzgebirge sind der große Verkaufsschlager, doch auch Geklöppeltes oder Gestricktes erfreuen das Auge. In der Stadt von Schiller und Goethe können diese Kindern und Erwachsenen dabei zusehen, wie sie zu Füßen ihres Denkmals Schlittschuh laufen. Nach der Bewegung eine kleine Stärkung - Thüringer Bratwürste und ein Glühwein sollten unbedingt probiert werden.
Am Morgen genießen wir einen kurzen Spaziergang in dem mit Raureif überzogenen, nach englischem Vorbild errichteten Goethe-Park. Entlang der künstlichen Ruine, im Englischen Follies genannt, zur Ruine des Tempelherrenhauses von Ernst August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach durch die Höhlentreppe erleben wir die Stille des spätherbstlichen Parks.
Die Ruhe setzt sich in der unter UNESCO-Welterbe stehenden Herzogin Anna Amalia-Bibliothek fort, die über 1 Million Bücher ihr eigen nennt. Nach dem großen Brand im Jahre 1994, bei dem rund 50.000 Bücher Raub der Flammen und rund 60.000 stark angebrannt wurden, sind in der Bibliothek mit den vielen Büsten von Goethe und Schiller an die 30.000 Bücher zu besichtigen.
Erfurter Weihnachtsmarkt
weihnachtsmarkt.erfurt.de
Auch auf dem seit der Mitte des 19. Jahrhundert bestehende Markt auf dem Platz vor dem Mariendom und der Severi-Kirche in Erfurt werden die Lauscha-Kugeln präsentiert. Den Mittelpunkt des Weihnachtsmarktes bildet die Adventpyramide, die neben den üblichen Figuren mit geschnitzten Personen der Geschichte ausgestattet ist. So folgt Martin Luther dem Bischof oder Till Eulenspiegel und weiteren bekannten Figuren der Geschichte. Das geschmückte Weihnachtsdorf zieht Besucher aus Nah und Fern an, lässt Kinderaugen leuchten und die Erwachsenen an ihre eigene Kindheit denken. Der Chor mit den Bläsern stimmt auf die Weihnachtszeit ein und verstärkt die vorweihnachtliche Stimmung.
Ganz Erfurt wird von dem Adventzauber erfasst, auf der Krämerbrücke bieten die kleinen Geschäfte vermehrt Weihnachtliches an, während sich die Lichterketten in den Auslagen widerspiegeln. Auf dem Puffbohnenmarkt werden herzige Puffbohnen angeboten, die ebenfalls in Lauscha aus Glas gefertigt werden.
Interessant ist die jüdische Geschichte in Erfurt. Der Besuch der alten Synagoge lohnt. Unser Guide erklärt uns die Hochzeitsbräuche der jüdischen Gemeinde und zeigt uns Teile des Goldschatzes, der anlässlich eines Erweiterungsbaus eines Kellers im alten jüdischen Viertel von Erfurt gefunden wurde. Goldstücke, Silberbarren, Schmuck und eben der Hochzeitsring von 4 cm Größe werden hier ausgestellt und lässt uns erahnen, wie das Leben zu dieser Zeit war.
Unbedingt sollte man das Augustinerkloster besuchen, wo Martin Luther seine Tage als Mönch in Askese verbrachte.
Weihnachtsmarkt auf der Wartburg
www.wartburg.de
Auf der Wartburg wird es mystisch. Der Nebel taucht nicht nur die Burg, sondern auch den Weihnachtsmarkt in ein stimmungsvolles Bild. Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt wartet mit künstlerischen Schmiedeeisenwerken auf, der Steinmetz arbeitet am Mühlstein, es wird selbst hergestellter Schmuck oder Porzellanarbeiten präsentiert.
Gaukler spielen mittelalterliche Melodien, Frau Holle oder Hans im Glück mit seiner Gans bezaubern die Besucher. Der Stand mit dem Marionetten wird von allen belagert - soll es der Teufel oder der Kaspar oder doch der Drache mit zwei Köpfen sein? Die Entscheidung ist schwer.
Und wenn man schon auf der Wartburg ist, wollen wir an einer Führung teilnehmen. Die Legende zur Entstehung lässt uns schon zu Beginn schmunzeln. Als Ludwig der Springer im 11. Jahrhunderts durch den Thüringer Wald ritt, sah er einen Platz, von wo er die beste Aussicht auf die Umgebung hatte. "Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!" Dass er bereits auf Grund und Boden eines anderen stand, war einerlei. Er ließ Erde von seinen Gütern bringen, einen Hügel aufschütten und dann eine Burg errichten. Darauf angesprochen meinte er nur, er habe die Burg auf seinen Grund und Boden errichtet - und so bekam er Recht.
Palas (Sockelgeschoß) aus dem 11. Jahrhundert, Rittersaal, Messsaal, Sängersaal (hier fand alle zwei Jahre der Sängerwettstreit statt) oder Elisabeth-Kemenate (eine Anlehnung an ein orientalisches Harem mit Mosaikerzählungen) und Fürstenschlafzimmer - hier wird Interesse am Mittelalter geweckt.
Natürlich kann ich die Wartburg nicht verlassen, ohne Luther's Kammer zu besichtigen. Eine bescheidene Unterkunft mit Schreibtisch und Ofen. Hier fand Martin Luther als "Junker Jörg" Unterschlupf bei Kurfürst Friedrich und konnte so an seiner Übersetzung der Bibel vom Griechischen ins Deutsche arbeiten.
In Eisenach besuche ich neben dem Bachhaus (hier werden jede Stunde Werke von Johann Sebastian Bach auf historischen Instrumenten gespielt) auch das Lutherhaus, das einen guten Einblick in das Leben und Wirken Luthers gibt. So beschäftigt sich ein Raum mit den Begriffen und Wörtern, die Luther im Rahmen der Bibelübersetzung ins Deutsche einführte. Oder hätten Sie gewusst, dass etwa Begriffe wie "Lästermaul" und "Lückenbüßer" oder Redewendungen wie "Perlen vor die Säue werfen" und "jemandem das Maul stopfen" auf Luther zurückzuführen sind?
Lassen Sie sich von den Adventmärkten in Weimar, Erfurt und Eisenach bezaubern und entdecken Sie, was die Städte noch zu bieten haben.
Nähere Informationen:
www.thueringen-entdecken.de
www.germany.travel
Ein Städte- & Adventtipp von Edith Spitzer.
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