Christbaumschmuck (7): Christbäumchen
Zu den weihnachtlichen Hauptattraktionen eines Puppenhauses zählt zweifellos das spezielle Stübchen mit Miniatur-Weihnachtsdekorationen, dem passenden kleinen Christbaum mit winzigen Glaskugeln, mit Kerzen, kleinsten Lebkuchen und Süßigkeiten geschmückt. In dieser Stube warten die festlich gekleideten Puppen auf die Bescherung – so wie die Kinder vor der verschlossenen Zimmertür.
Vor allem in Böhmen hat man sich im 19. Jahrhundert um eine möglichst naturgetreue Kopie der Tannennadeln Gedanken gemacht. Man färbte Gänse-, Pfauen- oder Truthahnfedern grün und da nasse Federn bekanntlich „zusammenkleben“, sahen sie nach dem Trocknen wie Tannennadeln aus. Nach dem Färben wurden die Federn mit Drähten zu waagrechten Zweigen geformt und stufenförmig an einem senkrechten Holzstab befestigt und in einen kleinen Holzsockel gesteckt. Da die Nachfrage stieg, fertigten im Laufe der Jahre flinke Finger winzige grüne Streifen aus Papier an, die ebenfalls um die Drahtzweige gewickelt wurden. Diese kleinen Bäume wurden entweder mit dem Puppenzimmer verschenkt oder standen unter dem großen Baum, bevor Kinder mit ihnen spielten durften. Heute sind die Bäumchen mit Nadeln aus Kunststoff versehen.
Die Bäume waren gegen Stoß unempfindlich, leicht an Gewicht und wurden gerne als Andenken oder Geschenk verschickt, sogar nach Übersee oder während der Kriege an die Front.
Da derart kunstfertige Bäumchen mit winzigen Kugeln behängt damals wie heute teuer waren, zählen sie zu den Raritäten in Sammlerkreisen.
Lesen Sie aus der Serie "Christbaumschmuck":
- Alter Christbaumschmuck aus Lauscha (1)
- Glasschmuck aus Böhmen (2)
- Glasschmuck aus russischen Gebieten (3)
- Dresdner Pappe und Sebnitzer Figuren (4)
- Watte, Krepp, Papiermaché und vieles mehr (5)
- Holzspielzeug wird Christbaumschmuck (6)
- Die Krönung des Baumes: Christbaumspitzen (8)
Ein Kulturtipp der 55PLUS-Kunstexpertin Helga Högl.
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