Holzspielzeug wird Christbaumschmuck
Seit mehr als zwei Jahrhunderten wird im Erzgebirge Holzspielzeug gewerblich hergestellt und auch heute in erheblichem Umfang exportiert. Hauptort des "Spielzeuglandes" ist die ehemalige Bergmannsiedlung Seiffen. Als der Bergbau in dieser holzreichen Gegend während des 18./19. Jahrhunderts völlig zum Erliegen kam, fanden viele Bewohner eine neue Erwerbsquelle in holzverarbeitenden Gewerbebetrieben, besonders in der Drechslerei. Um 1800 spezialisierten sie sich auf die Spielwarenfabrikation.

Wer in privaten Sammlungen und Museen die zierlichen Figuren betrachtet, ist über den großen Formenreichtum und liebenswürdige Detailgestaltung überrascht. Sie entstanden in vielen kleinen Heimwerkstätten und erst später, als Verleger und Händler den Verkauf übernahmen, kamen größere Handwerksbetriebe hinzu. Im zweiten Weltkrieg kam die Produktion fast gänzlich zum Erliegen und auch der Start um 1950 brachte nur mäßigen Erfolg.

Nach der Wende wurde die Produktion in Kleinbetrieben wieder aufgenommen und Miniatur-Spielzeug zählt heute zu beliebten Souvenirs. Die Engel im grünen Tupfenkleid meistens mit Musikinstrumenten ausgestattet, kleine Weihnachtsmännchen, Holzsterne mit transparenten Weihnachtsmotiven aus dem Erzgebirge beleben die grünen Tannenzweige, Nussknacker in allen Größen schmücken die Räume.

Eine Spezialität der Seiffener Spielzeugmacherei sind bis heute die "Reifentiere", die von gedrechselten Reifen aus feuchtem Fichtenholz (um die Rundform zu ermöglichen) abgespalten, beschnitzt und bemalt werden.

Um die Transportkosten nach Übersee möglichst gering zu halten, „erfand“ man Spielzeug in Zündholzschachteln. Sie wurden innen mit bunten Tapeten beklebt und winzigen Figuren ausgestattet; diese kleine Welt für sich verkaufte sich als „Blumengeschäft“, „Kinderstube“, „Werkstatt einer Drechslerei“, „Kaufladen“, „Bauernhof“ u.a. Die Kinder mussten die kleinen Figuren auspacken und selbst in der Schachtel aufstellen.

Was als Spielzeug für arme Kinder gedacht war, hat sich im Laufe der Zeit zum vielgeliebten Christbaumschmuck gewandelt und ist überall auf den Adventmärkten zu finden.
Lesen Sie aus der Serie "Christbaumschmuck":
Ein Kulturtipp der 55PLUS-Kunstexpertin
Helga Högl.