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Penisvergrößerung
Penisvergrößerung: Ethisch gesehen nicht unproblematisch
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kann sich bei Männern mitunter auf die Beschaffenheit ihres „besten Stücks“ beziehen, weshalb sich bei manchen der Wunsch nach einer Penisvergrößerung Bahn bricht. Der Plastische Chirurg Dr. Veith Moser sowie der Urologe Assoc. Prof. Dr. Markus Margreiter erläutern im Gespräch mit Medizinjournalistin Sonja Streit die wichtigsten Fakten zu diesem umstrittenen Thema.Was darf man sich unter einer Penisvergrößerung vorstellen?
Veith Moser: Der Begriff „Penisvergrößerung“ umfasst sämtliche Komponenten von der chirurgischen Penisaugmentation, über eine Verdickung mittels Injektionen bis hin zu verschiedenen anderen Maßnahmen, die den Umfang und/oder die Länge des Penis maximieren sollen.
Markus Margreiter: Neben den bereits genannten Methoden versprechen jene wie manuelle Streckung oder Vakuumpumpen Erfolge in puncto Penisvergrößerung. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass dazu keine repräsentativen Studien existieren. Sämtliche Möglichkeiten, die angeboten und beworben werden, sind kritisch zu hinterfragen und im besten Falle mit einem Mediziner zu besprechen.
Was passiert im Rahmen einer chirurgischen Penisvergrößerung?
Veith Moser: Da die Peniswurzel durch das vordere Halteband Ligamentum suspensorium penis an der Bauchwand sowie dem Schambein fixiert ist, befindet sich ein Teil des Penis im Körperinneren. Um ihn zu „verlängern“, wird deshalb das elastische Band, mit dem er auf der Innenseite in der unteren Schambeinkante verankert ist, durchtrennt.
Markus Margreiter: Es handelt sich also streng genommen nicht wirklich um eine Verlängerung, sondern um einen optischen Trick. Ein innerer Anteil wird nach außen geholt, was den Penis im nicht-erigierten Zustand länger wirken lässt. In Wahrheit ist er genauso lang wie vorher.
Welche Risiken gehen mit dem Eingriff einher?
Veith Moser: Zunächst einmal kann die Durchtrennung des Bandes optische Folgen haben. Bei vielen Männern ist der Penis von Natur aus nicht ganz gerade, wenn er erigiert ist. Nach einer plastisch-chirurgischen Penisaugmentation ist eine Verstärkung dieser schiefen Optik nicht ausgeschlossen. Eine Schiefstellung nach erfolgter Operation ist bei jedem Patienten möglich – unabhängig davon, ob sein Penis vorher gerade oder krumm war.
Markus Margreiter: Wie jeder Eingriff kann auch dieser mit Wundheilungsstörungen, Infektionen oder Blutungen einhergehen. Des Weiteren mit eingeschränktem Erektionsvermögen oder Gefühlsminderung. Der Penis ist ein dynamisches, hochkomplexes Organ, das sollte man immer bedenken, bevor man sich aus ästhetischen Gründen unters Messer legt.
Das heißt, sie raten vor der operativen Penisvergrößerung ab?
Veith Moser: Mich überzeugt diese Methode nicht. Ein optischer Effekt kann durch eine Intimrasur, eine Schamhügelabsaugung oder eine Beschneidung ebenso erzielt werden. Männer, die ihren Penis für nicht groß genug halten, sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie ihn von oben sehen, was ihn kleiner erscheinen lässt.
Markus Margreiter: Die Thematik führt bei vielen Patienten zu einem großen Leidensdruck, dennoch kann ich vor den großteils unseriösen Versprechungen, die meist im Internet gefunden werden, nur warnen. Der Penis ist sowohl fürs Harnlassen als auch für die Fortpflanzung unabdingbar, weshalb man sorgsam mit ihm umgehen sollte. Wird dem besten Stück im Rahmen einer Operation Schaden zugefügt, kann das fatale Folgen haben.
Was versteht man unter einer Penisverdickung mittels Injektionen?
Veith Moser: Es gibt da zwei Möglichkeiten: Zum einen können wir Eigenfett unter die Haut auf dem Penisschaft injizieren, um ihn damit dauerhaft zu verdicken. Wird Hyaluronsäure-Gel verwendet, hält das nur einige Monate.
Markus Margreiter: Auch diese Maßnahmen sind nicht ganz risikolos, da Wulstbildungen oder Entzündungen nicht ausgeschlossen werden können. Die Dynamik des Organs sollte in Bezug auf das Einbringen von „Fremdmaterialien“ nicht unterschätzt werden.
Was raten Sie Männern, die ihren Penis für operationsbedürftig halten?
Veith Moser: Probleme von Patienten sollte man selbstverständlich immer ernst nehmen. Manche Männer schämen sich vor ihren Kollegen im Sportverein, wenn beim gemeinsamen Duschen ihr „Mangel“ für andere sichtbar wird. Häufig trägt der einfache Zugriff auf völlig unrealistisches Porno-Material im Internet zur Entstehung derartiger Minderwertigkeitskomplexe bei oder ein Mann hat einfach vollkommen abstruse Vorstellungen von der für ihn perfekten Beschaffenheit seines Penis. Besteht keinerlei medizinische Indikation für solch einen Eingriff, lehne ich die Durchführung desselben ab.
Markus Margreiter: Nicht selten liegen bei Patienten, die sich eine solche Operation wünschen, Probleme zugrunde, die dadurch gar nicht gelöst werden. Für einen befriedigenden Sexualakt ist nicht einzig die Beschaffenheit des besten Stücks von Bedeutung. Wer sich diesbezüglich Sorgen macht, sollte das Gespräch mit Experten wie Sexualmedizinern oder Andrologen suchen.
Beide Experten sind sich einig: „Da die Durchschnittslänge im nicht erigierten Zustand etwas mehr als neun Zentimeter und im erigierten etwas mehr als 13 Zentimeter beträgt, müssen sich die meisten Männer mitnichten irgendwelche Sorgen machen. In erster Linie ist doch vor allem wichtig, gesund zu sein und zu bleiben.“
Dr. Veith Moser ist Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie und Nervenchirurgie, gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Plastische Chirurgie und Handchirurgie sowie Oberarzt am Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler.
Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Markus Margreiter ist Facharzt für Urologie und Andrologie, Leiter der Spezialambulanz für Andrologie und erektile Dysfunktion am AKH Wien und Sexualmediziner.
Nähere Informationen:
www.dr-margreiter.at
www.veithmoser.at
Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Sonja Streit.
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