
Jesolo – Aufstieg eines einfachen Adria-Badeortes zur gehobenen Gastromie-Destination
Kindheitserinnerung: Mit meinen Eltern reiste ich in den 50er Jahren mit der Eisenbahn aus Zürich an die Adria – nach Jesolo. Zum ersten Mal im Leben bekam ich, aus dem Land, den weiten Horizont des Meeres zu Gesicht, spielte im weichen Sand, verspürte erstmals die vielgepriesene „Italianità“ – und genoss staunend den Tagesausflug per Schiff ins legendäre Venedig. Das war der Lido von Jesolo - ein Name, der mir im Gedächtnis haften blieb; für meine Eltern, die damals jeden Franken umdrehen mussten war es eine gerade noch leistbare Destination am Meer, doch ohne jeden Luxus.
Unübersehbar ist der Focus auf Spitzengastronomie und die Ausweitung des touristischen Horizonts auf Lagune und Hinterland im Veneto. Die Ansprüche der inzwischen viel gereisten Gäste sind deutlich gestiegen und wollen befriedigt werden.
Bei einem Ausflug wurde uns Conegliano im Weinbaugebiet des Prosecco Superiore DOCG gezeigt – der gehoben-qualitätvolle Prosecco dieser Region ist als Apéro aus der Spitzengastronomie und dem Social Life längst nicht mehr wegzudenken.


Ein weiteres besonders empfehlenswertes Lokal ist das Restaurant Laguna des Küchenchefs Renato Manfrè (Via Bafile 568, 30016, Lido di Jesolo, Tel +39 0421 972 760). Fangfrische Seebrasse wird angeboten oder, als Besonderheit, Aal aus der Lagune.
Bei Da Omar (Via Dankte Alighieri 21, Jesolo, Tel +39 0421 93685) speist man raffiniert und ganz vorzüglich: Tintenfischspaghetti – der Tintenfisch hauchdünn tranchiert - mit „Pesto die Carletti“ (aus Kräutern, Öl, Salz und Pfeffer) als Pasta, sowie wilder Spargel und weisse Spargel an Senfsauce, dann ein Risotto mit Muscheln, gefolgt vom köstlichen Branzino, dann lokale Käse in verschiedenen Reifegraden.
In Jesolo hat man sich längst weit entfernt von der durchschnittlich banalen Hotelküche und ist erfolgreich in die höhere Gourmet-Sphäre vorgedrungen. Die Spitzenköche der Region haben sich inzwischen zur Vereinigung „Eat Jesolo“ zusammengeschlossen, um von Synergien zu profitieren und ihre Produkte besser publik zu machen und international zu vermarkten.
Ein Reise-Beitrag von Charles E. Ritterband.