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Gewitter am Berg
Gewitter am Berg
Alpenverein gibt Tipps zur Risikominimierung
Der Sommer 2023 zeigt sich von seiner extremen Seite: Am Gardasee prasselten riesige Hagelkörner vom Himmel, in Kärnten wurde ein ganzes Kirchturmdach weggerissen und 20.000 Hektar Agrarfläche wurden zerstört. Die Unwetterschäden in Österreich sind bereits Anfang August doppelt so hoch wie im gesamten Vorjahr. Es ist eine Tatsache, dass durch die Klimakrise Wetterextreme in ihrer Intensität und Häufigkeit zunehmen. Was einst als Jahrhundertereignis galt, tritt nun alle drei bis fünf Jahre auf.In den Alpen gehören starke Gewitter während der Sommermonate zu den größten Gefahren für Bergsteiger. Neben der Kälte und Nässe, die Unterkühlung und Ausrutschgefahr mit sich bringen, birgt ein Gewitter auch eine akute Blitzschlaggefahr. Mit einer sorgfältigen Tourenplanung, einem frühen Aufbruch und einem rechtzeitigen Beenden der Tour lassen sich Gefahren durch Gewitter vermeiden, empfiehlt der Österreichische Alpenverein.
Eine erfreuliche Nachricht: Mit einer gründlichen Tourenplanung und einer genauen Beobachtung der Wolkenbildung am Tag der Tour können wir das Risiko, von einem Gewitter überrascht zu werden, größtenteils vermeiden. Besonders im Sommer bringt ein früher Aufbruch klare Vorteile. Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Alpenverein, empfiehlt, sich vor jeder Bergtour zeitnah über die Gewitterneigung durch einen verlässlichen Wetterbericht wie dem Alpenvereinswetter zu informieren. Falls eine solche Neigung besteht, sollten wir unsere Route entsprechend anpassen, um rechtzeitig – idealerweise gegen Mittag – wieder zurückzukehren oder in einer Schutzhütte Zuflucht zu suchen. „Wir verzichten an labilen Tagen auf lange Touren und solche mit Seilversicherungen an ausgesetzten Graten und mit exponierten Gipfeln“, rät Michael Larcher.
Wetterentwicklung und Alarmzeichen beachten
Eine sorgfältige und den Verhältnissen angepasste Tourenplanung (beispielsweise Mithilfe der Plattform alpenvereinaktiv.com) und eine genaue Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag ist essentiell. Hier gilt aber: „Bei einer Prognose handelt es sich immer nur um eine Wahrscheinlichkeit, Gewitter auch früher aufziehen als ursprünglich angenommen. Deshalb lohnt es sich immer, die Entwicklung der letzten Tage und besonders die Wetterentwicklung auf Tour genau zu beobachten. Haben sich aufbauende Quellwolken von Tag zu Tag früher gebildet und gibt es am Tourentag schon in den Vormittagsstunden Haufenwolken, müssen wir bereits am frühen Nachmittag mit Gewittern rechnen“, weiß Larcher.
Akute und eindeutige Alarmzeichen für ein nahendes Gewitter sind turmartig und ambossförmig aufgebaute Gewitterwolken, böig auffrischender Wind und elektrische Ladungen (Surren) in der Luft. Als Faustregel gilt: Die ungefähre Entfernung zu einem Gewitter in Kilometer lässt sich berechnen, indem man die vergangenen Sekunden zwischen Blitz und Donner durch drei dividiert. Beispiel: Beträgt die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden, ist das Gewitterzentrum nur mehr rund drei Kilometer entfernt. Allerhöchste Zeit, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen!
Was tun, wenn ein Gewitter am Berg droht?
Richtige Touren- und Zeitplanung sowie rechtzeitiges Umkehren sind wesentlich, um nicht in ein Gewitter zu kommen. Überrascht uns dennoch einmal ein Gewitter am Berg können wir unsere Situation mithilfe einfacher, aber effektiver Verhaltensregeln verbessern:
- So schnell wie möglich ausgesetzte Grate und alleinstehende Erhebungen wie Gipfelkreuze und Felstürme verlassen.
- Falls möglich in größere Felshöhlen zum Schutz aufsuchen, der Felswand aber so gut es geht fernbleiben, mindestens 1,5 m.
- In Kauerstellung auf Rucksack oder Seil hockend, um eine mögliche Schrittspannung zu vermeiden, darauf warten, dass das Gewitter vorübergeht.
- Auf Klettersteigen sowie im absturzgefährdeten Gelände mittels Klettersteigset am Steilseil gesichert bleiben! Das Absturzrisiko ist größer als das Blitzschlagrisiko.
- Gegen Nässe und Auskühlung mit Biwaksack und Funktionsbekleidung schützen.
Gewittertypen: Front- und Wärmegewitter
Zu unterscheiden sind zwei verschiedene Gewittertypen: Das Frontgewitter, welches mit einer Kaltfront (und evtl. folgendem Wettersturz) auftritt. „Solche Frontgewitter haben meist eine eindeutige Zugbahn und treten großflächig auf. Ihr Auftreten ist nie überraschend und ihre Ankunftszeit ist meist gut vorhersagbar “, verrät Michael Larcher.
Wärmegewitter hingegen treten vor allem in den warmen Monaten und während Schönwetterperioden auf, wobei der Juli der gewitterreichste Monat ist, gefolgt von August und Juni. Je wärmer, desto mehr Wasserdampf befindet sich in der Luft und umso leichter können sich Gewitter entwickeln; Wärmegewitter dürften sich also durch die Klimaerwärmung immer wahrscheinlicher werden. Typischerweise nimmt die Gewitterneigung während einer Schönwetterperiode von Tag zu Tag weiter zu.
Die Beobachtung der Wolkenbildung gibt Aufschluss über die Gewitterneigung: Wachsen anfangs kleine Haufen- bzw. Schönwetterwolken rasch zu immer größer werdenden Quellwolken und schlussendlich zu Wolkentürmen (evtl. sogarNeuer Verweis mit Ambossbildung) aus, sind dies eindeutige Alarmzeichen. „Im Gegensatz zu Frontgewittern treten Wärmegewitter meist am späten Nachmittag oder Abend sowie lokal begrenzt auf. Auch ist ein Wärmegewitter kein Indiz für eine nachhaltige Wetterverschlechterung“, so Larcher.
Videoserie: „Sicher Bergwandern“ des Österreichischen Alpenvereins
Mit der neuen Videoserie „Sicher Bergwandern“ widmet sich der Alpenverein auf humorvolle Weise allen Aspekten des Wanderns im Gelände, von der Tourenplanung bis zur Trittsicherheit.
Quelle: Österreichischer Alpenverein
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