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Berlin, das pulsierende Herz Europas der 1920er und 1930er Jahre, verkörperte nach dem Zweiten Weltkrieg wie keine andere Stadt das tränenreiche Schicksal eines zwangsgeteilten Landes, ja sogar Kontinents, im ideologischen und militärischen Epizentrum des Kalten Krieges. Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 und ihr Fall im November 1989 markieren zwei historische Eckpunkte, die nicht nur für Deutschland, sondern für die Welt von immenser Bedeutung waren. Heuer 2024, anlässlich des 35. Jahrestags des Mauerfalls werfen wir einen Blick zurück auf Berlins Rolle in dieser dunklen Ära, auf den Mauerbau und auf die Entwicklungen, die dazu führten.

Berlin im Zentrum des Kalten Krieges
Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den Siegermächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich kontrolliert wurden. Berlin, Deutschlands Hauptstadt, lag inmitten der sowjetischen Zone und wurde ebenfalls unter den Siegermächten aufgeteilt. Diese einzigartige Konstellation machte Berlin nicht nur zu einem symbolischen Epizentrum des Ost-West-Konflikts. Die Stadt wurde zur Bühne eines gewaltigen ideologischen und politischen Machtkampfes, zum Schauplatz unüberschaubarer Spionageaktivitäten und Propagandatätigkeiten, aber auch zu einem Ort direkter Konfrontation, wie der Berlin-Blockade von 1948/49. Fast nirgendwo verspürten die Menschen den Hauch eines möglichen Dritten Weltkrieges näher als im Nachkriegs-Berlin.

Der Mauerbau: Eine reale und ideologische Barriere
Die Errichtung der Berliner Mauer am 13. August 1961 durch die DDR-Regierung, mit ausdrücklicher Zustimmung Moskaus, sollte die Fluchtbewegung von Ost- nach West-Berlin stoppen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ungebrochen andauerte und "Ostdeutschland" auszubluten drohte. Denn bis zum Bau der Mauer waren die Besatzungsgrenzen durchlässig. Offiziell als Antifaschistischer Schutzwall bezeichnet, symbolisierte die Mauer vielmehr eine ideologische Grenze zwischen dem kommunistischen Osten und dem demokratischen Westen. Buchstäblich über Nacht wurde Berlin von einer Stadt mit durchgängigen Grenzen zu einem Symbol des Kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs, der willkürlich Familien auseinanderriss und die Stadt über Jahrzehnte hermetisch teilte.

Der Weg zur Freiheit
Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war nicht das Ergebnis einer einzigen Ursache und schon gar nicht eines gewaltsamen Aufstandes. Vielmehr waren eine Reihe von umwälzenden Ereignissen ausschlaggebend, die vor allem im globalen, politischen Kontext stattfanden. Die Reformpolitik von Perestroika und Glasnost, die von Michail Gorbatschow zuerst in der Sowjetunion massiv vorangetrieben wurde, förderte auch einen Geist der Veränderung in ganz Osteuropa. In der DDR führten katastrophale wirtschaftliche Probleme, zunehmender politischer Druck und eine enorme Fluchtwelle von ostdeutschen Bürgern über die nun geöffneten Grenzen Ungarns in den Westen zu einer bedrohlichen Existenzkrise, die das Regime nicht mehr ignorieren konnte. Vor allem auch deswegen nicht, da der große sowjetische Bruder nicht mehr länger schützend hinter ihm stand.
Friedliche Massendemonstrationen, allen voran die Montagsdemonstrationen in Leipzig, offenbarten das wachsende Bedürfnis der Ostdeutschen nach Freiheit und Reform. Die unbeabsichtigte offizielle Ankündigung der Grenzöffnung durch das Mitglied des Politbüros der SED, Günter Schabowski, führte zu einem spontanen Ansturm auf die Grenzübergänge, der von den völlig überforderten Grenztruppen nicht aufgehalten werden konnte. Die sich exponentiell aufbauende Dynamik der Menschen und das zustimmende Schweigen Moskaus ließen letztendlich die Mauer fallen.

35 Jahre danach: Erinnerung und Einheit
Heute, im Jahr 2024, 35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, steht Berlin als herausragendes Symbol der Überwindung von gewaltsamer Trennung und des Triumphs der demokratischen Freiheit über die diktatorische Unterdrückung. Die Stadt hat sich wiedervereinigt und ist wieder zu einem pulsierenden Zentrum der Kultur, Politik und Wissenschaft in Europa geworden. Was bleibt ist die mahnende Erinnerung an das schlimme Leid der Teilung. In den Köpfen der vielen Zeitzeugen sowie in bewusst erhaltenen Überresten und neu angelegten Gedenkstätten, die über die Stadt verteilt sind.
Jeder Jahrestag des Mauerfalls ist ein wichtiger Moment, um sich der Bedeutung von Freiheit und Demokratie bewusst zu werden. Und die Notwendigkeit zu erkennen, für diese Werte gemeinsam aktiv einzustehen. Vor allem in einer aktuellen Weltlage, die alte Schrecken heraufbeschwört. Die Erinnerung daran soll uns ermutigen, alles daran zu setzen, so einem Wahnsinn entschlossen entgegen zu treten. Das wieder erblühte kosmopolitische Berlin steht heute als Paradebeispiel dafür, was Großartiges erreicht werden kann, wenn Mauern letztlich zu Brücken werden.
JV

Lesen Sie in dieser Reihe:
- 35 Jahre Mauerfall: Ein Rückblick auf Deutschlands Weg zur Wiedervereinigung
- 35 Jahre Mauerfall: Berlin - Berliner Mauerradweg
- 35 Jahre Mauerfall: Grenzmuseum Mödlareuth - Klein-Berlin
- 35 Jahre Mauerfall: Friedliche Revolution Leipzig
- 35 Jahre Mauerfall: Völkerschlachtdenkmal Leipzig
- Das Olympiastadion in Berlin
- Berliner Kleinode - Flughafen Tempelhof
- Berlin-Pankow in der DDR
- Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow
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