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Museum Kobarid, Slowenien
Lieber Vater!
Ich bin nicht mehr im Karst. Wie ich schon der Mutter geschrieben habe, war ich im Hinterland der Front, am unteren Isonzo. Nur für die kurze Zeit von 10 Tagen. Nun bin ich schon fast einen Monat im Oberen Socatal, auf jenem bekannten Hochland, das wir während der letzten Offensive eroberten. Unsere Brigade hat sich in den Kämpfen gut geschlagen ...
Wir schlafen in der Kaverne, wir leiden unter Kälte wegen der unaufhörlich tobenden Schneestürme. Ich habe mich aber schon eingewöhnt. Ich habe nicht geglaubt, unter so unmöglichen Verhältnissen überhaupt einschlafen zu können. Aber man gewöhnt sich an alles. Denke nur, nun wecken mich auch die Geschütze nicht mehr auf! Wir kennen die Geschoße schon vom Klang her: Das Geschoß vom Kaliber 75 knirscht, das vom Kaliber 149 schnarcht, Kaliber 152 pfeift und Kaliber 305 heult. Dieser Lärm und Krach sind zu etwas Alltäglichen geworden.
Sonst ist alles in Ordnung und ich fühle mich wohl! Ich klage nicht und vermisse die Heimat nicht allzu sehr. Ich vermisse nur Euch, meine Lieben, weil ich nicht weiß, wann ich Euch wieder sehen werde. Diesbezüglich habe ich nicht genug innere Kraft. Besonders am Abend packt mich das Heimweh und in Gedanken bin ich bei Euch. Ich hoffe und träume mit offenen Augen. Das sind schreckliche Gefühle. Dann zerrinnen die Träume. Im Nu bist du wieder Soldat und siehst die Berge, die Flüsse und hörst wieder das Donnern der Geschütze ...
Quelle: Kobarid Museum
Video: Pot Miru - Weg des Friedens
Museum Kobarid / Kobariski muzej
Weltkriegsmuseum
Gregorciceva ulica 10
SLO-5222 Kobarid
Telefon: +386-5-389 00 00
e-mail: info@kobariski-muzej.si
www.kobariski-muzej.si
Öffnungszeiten: ganzjärig geöffnet. April-September täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr, Oktober-März täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr.
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