Rhein und Mosel sind die Lebensadern Deutschlands. Und nebenbei ist die Mosel das Weinzentrum der Bundesrepublik. Was gibt es da noch zu überlegen, wenn es heißt, die Flüsse mit "Rhein in Flammen" zu erleben. Was für ein Erlebnis!
Sobald das Deck der TC Bellevue in Köln betreten wird, lässt man den Alltag hinter sich. Das Schiff wird für eine Woche zum Mittelpunkt der Welt.
Technik & Schiffsdaten
Das 135 Meter lange und 11,4 bzw. mit den Gummiabdeckungen 11,7 Meter breite Flussfahrtschiff liegt ruhig im Wasser. Das Schiff selbst setzt sich aus dem vorderen Hotel- und dem sich im Heck befindlichen Technikbereich zusammen.
Souverän bringt uns der seit 2009 für dieses Schiff verantwortliche Kapitän Costica Zamfir zu den Highlights der 1.039 km langen Flussreise und steuert das Gefährt durch insgesamt neun Schleusen, die sich bei dieser Reise in der Mosel (7) und dem Rhein (2) befinden.
Nur wenn wir nächtens ab und zu geschüttelt werden, bemerken wir, dass der rumänische Kapitän Zamfir und seine siebenköpfige Crew das Schiff mit Präzision in die Schleusen hinein- und auch wieder hinaus fährt. Immer wieder ein spannendes und interessantes Manöver, wenn wir tagsüber beobachten können, wie rasch die Flutung und Steigung erfolgt.
Leben & Kulinarik
Mit Sabine Oltmann ist eine souveräne Schifffahrtsleiterin und langjährige Mitarbeiterin TransOceans am Werk. Ihre freundliche, offene Art nimmt den doch oft betagteren Reiseteilnehmer ihre Ängste, wenn sie zum ersten Mal eine solche Reise machen.
Ansprechpartnerin, Organisatorin und gute Seele der TC Bellevue meistert sie an sie herangetragenen Sorgen und Probleme mit einem Lächeln auf den Lippen. Als Schifffahrtsleiterin ist Sabine Oltmann der verlängerte Arm der Charterfirma TransOcean und somit auch für die Reise verantwortlich.
Ihr zur Seite steht die Hotelmanagerin des Catering-Unternehmens Gesell & Partner Beate Störl, die für die Unterbringung in den großzügigen, mit französischem Fenster ausgestatteten Kabinen zuständig ist. Das Flussschiff hat für 198 Passagiere und 43 Mannschaftsmitglieder Platz.
Küchenchef Thorsten Döring verwöhnt auch den anspruchsvollsten Gaumen mit Schmankerl der internationalen Küche. Neben dem reichhaltigen Büffet zum Frühstück können wir schon am Tagesbeginn entscheiden, welche Gerichte man zum Lunch oder Dinner möchte.
Die Auswahl ist groß: so stehen zu Mittag drei zur Auswahl und am Abend vier Gänge zur Auswahl. Frische, zart zubereitete Kalbsleber, Fische im eigenen Sud gebraten, Schweinefilets an Pfeffersauce oder Chili-Schokolade zum Nachtisch erfreuen die Gäste.
Streckenführung
Cochem & Burg Eltz
Von Köln geht`s los. Zuerst Richtung Mosel, nach Cochem. Das Highlight der Stadt ist die Anfang des 12. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnte Reichsburg, die nach einer wechselvollen Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts von einem deutschen Fabrikanten gekauft und im neugotischen Stil wieder aufgebaut wurde. Doch nicht nur die Burg ist sehenswert, auch die historische Altstadt mit ihren Fachwerkbauten ist etwas Besonderes.
Am Nachmittag ist eine weitere Burg angesagt - Burg Eltz. Wie ein Märchenschloss liegt die Burg eingebettet in einer Talsohle inmitten der Natur. Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts wurden als Besitzer derer von Eltz genannt. Mitte des 13. Jahrhunderts waren es drei Brüder, die entgegen der Gepflogenheit der damaligen Zeit gemeinsam die Burg bewohnten und so um zwei weitere Türme mit Wohneinheiten erweiterten. Interessant, die Geschichte zu erfahren - immerhin ist der heutige Besitzer die 33. Generation derer von Eltz.
Bernkastel-Kues
Bernkastel ist eine zauberhafte Stadt mit Fachwerkbauten, Renaissance-Gebäuden und barocken Fassaden. Herrlich die Sprüche, die an den Häuserfassaden angebracht sind und die uns zum Lachen verführen. Schlendern Sie durch die Altstadt und lassen Sie sich von den engen Gassen verzaubern. Die Weingärten beginnen unmittelbar nach der Stadt, so dass ein Spaziergang durch die Natur auch keine Schwierigkeit darstellt.
Wer gut zu Fuß ist, kann auf die Burgruine Landshut gehen, um von dort den Ausblick auf das Moseltal zu genießen. Bei Schlechtwetter hat man so ein ruhiges Gewissen, etwas für seine Gesundheit getan zu haben ;-)
Rüdesheim
Wer kennt ihn nicht, den Asbach Uralt, "den Geist des Weines"? Rüdesheim ist die Heimat dieses Getränks und dieses wird auch noch heutzutage hier produziert. Entsprechend verfolgt einen der Geist in der ganzen Stadt.
In der Drosselgasse hat er wohl des Guten zuviel getan - ein Gedränge, das ich sonst nur von der Getreidegasse in Salzburg während der Festspielzeit kenne. Doch wer aufmerksam durch die Gasse geht, sieht die Drossel am Dachsims oder das eine oder andere originelle Schild.
Da uns der Wettergott heute hold ist, nehme ich die Gondelbahn hoch zum Niederwalddenkmal der 10 Meter hohen Statue der Germania. Die Statue wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Mahnmal der Einigung nach der Niederlage Frankreichs aufgestellt und stellt die "Mutter Deutschland" dar.
Wir haben zwar Sonne, aber nun ist die Statue verhüllt - nicht Christo hat wieder einen Kunstakt gesetzt, sondern der Zahn der Zeit macht eine Restaurierung notwenig. Doch der Ausblick auf die Weinregion mit den kleinen Inseln und die vis-a-vis gelegene Stadt Bingen ist den Aufstieg wert.
Rhein in Flammen
Am Abend dürfen wir uns auf das Spektakel "Rhein in Flammen" freuen. Die Ursprünge der Aktion geht bis auf die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Erstmals erstrahlte 1931 auf einer Länge von 26 Stromkilometern das Rheinufer zwischen Linz und Bad Godesberg im Glanz der bengalischen Feuer. Bis 1965 wurde das Fest in unregelmäßigen Abständen abgehalten, bis es 1986 wieder auflebte. Von da an können Besucher aus aller Welt "Rhein in Flammen" im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal erleben.
In der Flussmitte zwischen den beiden Städten St. Goar und St. Goarshausen in der Nähe der Loreley und des Loreley-Felsens bilden 50 Schiffe einen Schiffskonvoi, von wo aus das Feuerwerk am besten gesehen werden kann. Die Feuerwerkskörper werden von den gegenüber liegenden Burgen - Burg Rheinfels und Burg Katz - und von zwei Plattformen auf dem Rhein abgefeuert. Ein besonderes Erlebnis!
Mainz
Mainz wie es singt und lacht - heißt es zur Karnevalszeit in der Stadt. Dominiert wird Mainz vom Dom, der im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut wurde. In den folgenden Jahrhunderten wurde er um weitere Türme in gotischen und barocken Bauweise erweitert. Insgesamt nennt der Mainzer Dom sieben Türme sein eigen.
Die Altstadt zeigt ihren Charme in den kleinen, engen Gassen mit teils von Efeu umwuchernden Häusern. Sehenswert ist auch das Gebäude des Landtages von Rheinland-Pfalz oder der Holzturm und das neue Theater. Wer dem Erfinder des Buchdrucks die Ehre erweisen möchte, ist im Gutenberg-Museum auf dem Liebfrauenplatz richtig.
Straßburg & Elsass
Das heute französische Straßburg gehörte einst zum Heiligen Römischen Reich und setzt diese Tradition nunmehr durch den Sitz zahlreicher Einrichtungen wie Europa-Rat (seit 1949), Europa-Parlament (seit 1952) und Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte fort. Die historische Altstadt Grande Îll wurde 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und zeigt eine Vielzahl hochgiebeliger Fachwerkhäuser. Straßburg war einer der ersten Städte, die Mitte des 16. Jahrhunderts reformiert wurden, so dass auch das bis dahin katholische Straßburger Münster ab diesem Zeitpunkt lutherisch wurde.
Das Elsass wird von der malerischen Weinstraße mit ihren Weingärten dominiert. Als typisches Winzerstädtchen erkunden wir Riquewihr, dessen Ursprung im Mittelalter zu finden ist. So soll im 8. Jahrhundert ein fränkischer Grundbesitzer namens Rico ein Weingut "Rico Villa" an diesem Ort bewirtschaftet haben, wovon sich "Riquewihr" ableitet. Das Stadtbild prägen prachtvolle, farbenfrohe Bauten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die reich mit Blumen geschmückt sind.
Die Fachwerkhäuser ergaben sich in dieser Gegend aus den Kellern, die ebenerdig waren und nur aus Stein gefertigt wurden, um eine gleichmäßige Temperatur für den gelagerten Wein zu gewährleisten. Der "Aufsatz" in geometrischen Mustern wurde mit Holz und Materialien wie Stroh, Lehm und Holzabfällen gebaut. Das Holz wurde mit Essig und Ochsenblut getränkt, um es gegen Wetterunbillen zu stärken.
St. Goarshausen & Marksburg
Die Fahrt flussabwärts des Rheins von Kehl bis nach St. Goarshausen lässt uns nochmals das schöne Rheintal Revue passieren. Verzauberte kleine Orte, deren Gebäude mit schwarzen Schieferziegeln bedeckt sind, vermitteln Beschaulichkeit und Ruhe. Natürlich ist in der Loreley-Stadt der Loreley-Felsen ein Muss. Hier begegnen uns viele Asiaten, die die blondgelockte Maid des Dichters Heinrich Heine begegnen wollen.
Kurz vor Koblenz besuchen wir die Marksburg, die einzige noch in ihrer ursprünglichen Form erhaltenen Burg Deutschlands. Nach dem Rundgang können wir uns das Mittelalter etwas besser vorstellen, jedoch nur erahnen, wie das Leben zu dieser Zeit zu bewerkstelligen war. Der Rittersaal, die Kemenate mit dem Himmelbett, die Kapelle, die Küche, die Schmiede und die Folterkammer lassen uns einen Einblick in den Alltag des 7. Jahrhunderts geben.
Eine Reise durch ein herrliches Stück Deutschland ist zu Ende. Machen Sie es wie ich und erkunden Sie Rhein und Mosel mit der TC Bellevue.
Ein Flussreise-Tipp von Edith Spitzer.
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