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Sexualität kennt kein Alter - Teil 4
„Sex im Alter ist nicht zwangsläufig schlechter, aber definitiv anders“
Mit welchen Veränderungen in Bezug auf ihre Sexualität sind Frauen mit zunehmendem Alter konfrontiert?
Dr. Eva Lehner-Rothe, Wiener Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kinder- und Jugendgynäkologie, Sexualmedizin:
Mit zunehmendem Alter verändert sich bei Frauen der Hormonhaushalt, es kommt zu einem Abfall des Östrogenspiegels, ebenso sinken der Progesteron- und der Testosteronspiegel. Das hat natürlich körperliche Auswirkungen, da es sich dabei um die drei wesentlichen Geschlechtshormone handelt.
Als Folge davon sinkt das genitale Lustempfinden, weil die Genitalien schlechter durchblutet werden, wodurch die Scheide massiv trockener wird.
Welche Folgen hat das?
Dr. Lehner-Rothe:
Zunächst einmal sollten sich alle Patientinnen verinnerlichen, dass dieser Befund bei Frauen in den Wechseljahren oder danach ein ganz normaler ist. Viele Patientinnen sehen sich dadurch mit Lubrikationsstörungen konfrontiert, was bedeutet, dass sie beim Geschlechtsverkehr nicht mehr ausreichend feucht werden. Das kann zu Erregungsstörungen, zu Lustlosigkeit und zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Im schlimmsten Fall geraten Betroffene in eine Spirale, weil ihnen Sex keinen Spaß mehr macht und sie keine Lust mehr haben bzw. haben sie keine Lust mehr, weil der Spaß durch die körperlichen Veränderungen auf der Strecke bleibt. Das kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Von einem Moment auf den anderen verändert sich ihre Sexualität, nichts ist mehr wie früher.
Können Frauen aufgrund dieser Veränderungen auch Erektionsstörungen entwickeln?
Dr. Lehner-Rothe:
Definitiv. Die Scheide verändert sich mit den Jahren, entwickelt eine sogenannte Schrumpfungstendenz, ist nicht mehr so weich und dehnbar wie in der Jugend. Dadurch entstehen Erregungsaufbau- oder Orgasmusprobleme, die Frauen brauchen länger und sind es häufig leid, statt sich ausreichend Zeit zu nehmen. Das ist auch das, was die Sexualität im Alter von der in jungen Jahren unterscheidet: Sie ist nicht zwangsläufig schlechter, aber definitiv anders und „gemütlicher“, ähnlich wie bei den Männern. In Wahrheit kann ja auch langsamer Sex genauso gut und befriedigend sein.
Hat das „Vorleben“ irgendeinen Einfluss auf diese Entwicklung?
Dr. Lehner-Rothe:
Ein jahrelanger ungesunder Lebensstil wie Bewegungsmangel und schlechte Ernährung kann sich im Alter bemerkbar machen. Übergewicht hat negative Auswirkungen auf die Blutgefäße, auf den Hormonhaushalt und auf die Sexualität. Das macht sich mit den Jahren irgendwann bemerkbar.
Lässt sich der Beginn der Wechseljahre aktiv verzögern?
Dr. Lehner-Rothe:
An und für sich ist das genetisch vorprogrammiert und man kann das nicht wirklich beeinflussen. Die Menopause ist genauso wie die erste Regelblutung abhängig von der genetischen Programmierung und lässt sich nicht verzögern.
Nähere Informationen:
http://www.evarothe-gyn.at/
Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Sonja Streit.
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