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Redaktioneller Beitrag im Zuge einer Bewerbung
Was Quedlinburg so besonders macht sind nicht nur ihre mittelalterlichen Fachwerkbauten, die den Großteil der Altstadt einnehmen, sondern das Schloss und die Stiftskirche, in denen seit dem Frühmittelalter akribisch genau die Herrschaftspolitik der Ottonen lückenlos niedergeschrieben wurde (Quedlinburger Annalen). Das liefert uns ein einzigartiges, authentisches Zeugnis der Entstehungsgeschichte der deutschen Nation und ist einem Stammbaum des heutigen Deutschlands gleichzusetzen.
Der Herrschaftsbereich der Ostfranken und Sachsen und deren Herrschaftssystem stellten dabei die Basis dar. Den Beginn des steilen Aufstiegs bereiteten König Heinrich I. und seine Frau, Königin Mathilda in Quedlinburg vor, der so genannten Osterpfalz der Ottonen. Jenem königlichen Wohn- und Gerichtsbereich, der stets zu Ostern von der königlichen Familie und dem gesamten Hofstab aufgesucht wurde. So wie es im Mittelalter üblich war, reiste der Herrscher permanent durch sein Reich, um seine Machtansprüche zu sichern und das Land zu befrieden. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch als König Heinrich früh starb und sein Sohn, Otto I. ihm nachfolgte, wurde für die königliche Witwe Mathilda in Quedlinburg ein Damenstift errichtet und sie als Äbtissin auf Lebenszeit eingesetzt. Ihre einzige und vorzügliche Aufgabe war es dabei, die Herrschaft der Ottonen zu dokumentieren und den wertvollen Domschatz, einen der bedeutendsten Schätze Deutschlands, zu hüten. Das Schloss und das Stift wurden daher zum wichtigsten Schauplatz für des rituelle Totengedenken der Ottonen und somit zu der Wiege des Ur-Deutschtums.
Der Schlossberg, das historische Herz Deutschlands
Spätestens als Otto I., der Sohn von Heinrich und Mathilda, zum ersten Kaiser des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation gekürt, eigenlich vom Papst gesalbt wurde, wurde in Quedlinburg europäische Geschichte geschrieben. Hoch oben am Schlossberg, thronen majestätisch das Schloss und die Stiftskirche St. Servatii, mit einem sensationellen Blick über die Altstadt und auf das Harzgebirge. Für den kurzen aber doch ein wenig steilen Anstieg wird man oben reichlich entlohnt.
Denn neben der landschaftlichen Aussicht bekommt man in der Schatzkammer einen Blick auf das Wertvollste, was das junge Deutschland zu bieten hatte. Während die Stiftskirche samt Schatzkammer bereits wieder zugänglich ist, dauern die Renovierungsarbeiten am Schloss noch an (Stand: Mai 2024). Wer Quedlinburg besucht, muss den Schlossberg auf jeden Fall erklimmen!
Die Fachwerkhäuser der Altstadt
Das Bauwerk des Mittelalters schlechthin. In Quedlinburg gibt es davon nicht eines, zwei oder drei, sondern nach neuesten Forschungen über zweitausend. Die Stadt ist derart einzigartig, dass sie von der UNESCO großflächig zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Fachwerkhäuser gibt es in allen Facetten und Größen, und in jedem Alter. Was sie eint ist die geniale Technik, die das Mittelalter hervorbrachte. Verbunden sind sie durch uralte, gepflasterte Straßen und Gassen mit vielen kleinen Plätzen.
Der Markplatz mit Rathaus
Der riesige Marktplatz ist das pulsierende Herz der Stadt. Neben den regelmäßigen Markttagen beherbergt er auch das imposante Rathaus im Renaissancestil und eine große Zahl an Cafés und Restaurants. Besondere Beachtung genießt auch die Roland Statue vor dem Rathaus, mit ihrer kuriosen Geschichte. In dem ständigen Zwist zwischen Adel und Bürgertum, Katholizismus und Protestantismus wurde der Quedlinburger Roland, das Symbol der liberalen, freien Bürger von der Herrin der Stadt, der Äbtissin, zerschlagen und erst im 19. Jahrhundert wieder fragmentweise zusammengebaut und vor dem Rathaus aufgestellt. Nach der Wende wurde der Roland dann komplett saniert.
Münzenberg und St. Wiperti
Wer ein Kontrastprogramm zum Labyrinth der Altstadt sucht, der könnte, eine gute Kondition vorausgesetzt, auf den Münzenberg, direkt gegenüber dem Schlossberg, steigen. Zwar ist von der historischen Klosteranlage St. Marien nahezu nichts mehr vorhanden, aber der fantastische Blick auf das Schloss und die Stiftskirche, sowie der pittoreske Stadtteil mit seinen kleinen Fachwerkhäusern selbst, sind einen Abstecher durchaus wert. Im neuen Museum kann man sich dann auch die wechselhafte Geschichte des Münzenberges vermitteln lassen.
In Sichtweite aber dann doch ein kleines Stück zu laufen ist St. Wiperti. Der einstige (häusliche) Königshof der Ottonen war im Laufe seiner Geschichte Konvent, Kloster, evangelische Kirche, Scheune, ein Kultort der SS im Dritten Reich, dann katholische Kirche und nun UNESCO Welterbe. Unglaublich beeindruckend ist die Friedhofsanlage mit ihren terrassenförmig angelegten Grüften, die einzigartig und schon deshalb einen Besuch wert sind.
Brühl, die grüne Lunge Quedlinburgs
Von St. Wiperti kann man über das Gutshaus mit dem markanten, nicht zu übersehenden Turm, das heute die Fachschule für Gartenbau beheimatet, direkt in den Stadtpark, den Brühl wandern. Vor allem an heißen Sommertagen eine wohltuende, Schatten spendende Oase.
Bleibt man auf der Brühlstraße hat man nicht nur ständigen Blickkontakt zum Schlossberg und dem Abteigarten, sondern kann in Folge auch einige sehr ansprechende Jugendstilvillen bewundern. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Quedlinburg die Pflanzenzucht und Saatgutpflege zum bedeutendsten Wirtschaftsfaktor und bescherte den Agrarindustriellen und Händlern einen unglaublichen Reichtum, der sich in ihren Wohnanlagen widerspiegelte.
Hotel-Tipp:
Das Familien-geführte Romantikhotel am Brühl in nächster Nähe zum Schlossberg und dem Stadtpark. Ein, wie könnte es anders sein, beeindruckender Hotelkomplex aus mehreren Fachwerkhäusern. Tolle gediegene Atmosphäre und sehr gute Küche. Bei Schönwetter lädt der riesige Innenhof schon morgens zum feinen Frühstück im Freien ein. Vom Hotel aus kann man alle Sehenswürdigkeiten leicht erreichen. Nicht billig aber sehr zu empfehlen.
Restaurant-Tipps:
Quedlinburg ist ein touristischer Hotspot und so gibt es auch dementsprechend viele Restaurants und Gaststätten. Für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel gibt es Passendes, wenngleich das Preisniveau generell gehobener ist. Wir haben wieder bewusst zwei Restaurants gegensätzlicher Ausrichtungen ausprobiert und beide haben uns sehr gut gefallen. Zudem besuchten wir ein Torten-Schlaraffenland.
Das Tatu im Wasserwinkel 4 bzw. im Wordgarten bietet eine feine Gourmetküche und ein tolles Ambiente mit freundlicher Bedienung. Die etwas höheren Preise sind durchaus angemessen. Das Abendessen war ein schöner Abschluss eines intensiven Besuchsprogramms.
Das Brauhaus Lüdde in der Blasiistraße überzeugte mit einer sehr guten, bodenständig-regionalen Küche und dem hausgebrauten Bier. Das Ambiente entspricht perfekt dem eines Brauhauses. Man fühlte sich trotz kompletter Auslastung aller Gasträume wohl. Die Preise bewegen sich in einem erfreulichen Mittelsegment.
Die Café und Käsekuchenbäckerei Vincent neben dem Klopstockmuseum am Finkenherd ist eine Institution in Quedlinburg. Ein wahres Paradies für Liebhaber von Süßspeisen. Es gibt eine riesige Auswahl an Käsekuchen und alle schmecken fantastisch lecker. Um 5,50 bekommt man ein großes Stück Torte zum Frohlocken. Ein unbedingtes kulinarisches Muss mit traumhaftem Blick auf Schloss und Stiftskirche.
Die Anreise:
Von Magdeburg gelangt man mit dem Regionalzug in rund einer Stunde direkt hierher. Vom Bahnhof zum Hotel oder direkt in die Altstadt nimmt man am besten ein Taxi. Ansonsten bleibt nur die Anreise mit dem eigenen Wagen.
JV
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