So nennt Klaus Albrecht Schröder, der Schirmherr des Musiksommers in St. Leonhard in Tamsweg, die Wallfahrts- und Wehrkirche mit 400 Plätzen. „Ein einmaliger Resonanzkasten.“ Einst für visuelle Kunst, für die Albertina zuständig, schwärmt Schröder, schon immer Musikfan, von der wunderbaren Akustik dieser gotischen Kirche. „Nirgends sind Blechblasinstrumente so perfekt zu hören, kein Nachhall, es hebt die Seele.“ Wie auch der mächtige Ton der Dummel, der Orgel aus dem Jahr 1838, erst 2007 gründlich restauriert. Das mag am komplizierten Sternrippengewölbe, an den prachtvollen Schnitzereien liegen – oder vielleicht ist es einfach ein Wunder, wie man es schon vom Bau der Kirche erzählt: Der Legende nach hat die Leonhardstatue aus der Pfarrkirche Tamsweg wiederholt auf geheimnisvolle Weise ihren Weg in einen Wacholderstrauch auf dem Schwarzenberg gefunden, immer wieder zurückgebracht, immer wieder zurückgekehrt, bis man hier eine Kirche errichtete und die Statue auf dem abgeschnittenen Wacholderstamm platzierte, wo sie bis heute steht. Die Wallfahrten zur angeblich wunderwirkenden Leonhardstatue wurden dann zu einer für die Gemeinde einträglichen Tradition.
Aber nicht nur die Kirche hat eine uralte Geschichte. Auch die Mesnerfamilie Lederwasch, die sich seit dem 17. Jhdt. um die Wallfahrtskirche kümmert, heute vertreten durch Emma Hofer: Als Gattin von Horst Hofer, dem Intendanten, Organisator und Gründer dieses gar nicht mehr so kleinen, aber sehr feinen Musikhighlights im Lungau, ist sie die gute Seele des Festivals, kümmert sich um die Musiker – „sollte einer einmal ein Hemd vergessen haben...“ – und sorgt dafür, dass sich an den Musikabenden alle wohlfühlen. Auch ein kleines Pausen-Buffet hat sie organisiert, zusammengestellt von Behinderten der „Lebenshilfe Tamsweg“. Sie führt damit die Tradition der helfenden Mesnerfamilie fort, der Ruhepol im Künstlertumult.
Mit Horst Hofer hat vor über 30 Jahren eine weitere Tradition begonnen, der Musiksommer St. Leonhard. Hofer ist einer der bekanntesten Trompeter Salzburgs, und kümmert sich, neben vielen anderen Projekten und Auftritten, um das erlesene Programm in der Kirche St. Leonhard. Musikalische Größen wie Angelika Kirchschlager oder Florian Krumpöck, Mitglieder der Wiener Philharmonie, Art Brass Vienna, Felix Schmid, Rafael Fingerlos und und und ... finden immer wieder Zeit für einen Auftritt in Tamsweg. „Von ferngereist bis Lokalmatador, von Stimmakrobat bis Virtuosen an Orgel, Blech- und Holzblasinstrumenten, sowie Saiten über Saiten, all dies ist hier vertreten.“ Horst Hofer schwärmt zu Recht von dem diesjährigen Programm, vieles davon überraschend, wie Unbekanntes von Nino Rota und Richard Strauss. Es erklingt Volksmusik vom Feinsten neben Kammermusik, Orgel neben Saitenmusik und Blechbläsern, die Romantik ebenso wie Zeitgenössisches.
Schirmherr Schröder schwärmt nicht nur von der Musik, sondern auch vom Sonnenuntergang, wenn man von der Kirche auf dem Schwarzenberg in die Landschaft blickt. Oder wenn im Inneren die bunten Kirchenfenster die letzten Strahlen auffangen. Und vom unglaublichen Sternenhimmel, von der besonders wohltuenden Luft auf 1000m Höhe (Tamsweg liegt im UNESCO Biosphärenpark Lungau) - und immer wieder von der Akustik, „...wie man sie nur in St. Leonhard findet“. Ein guter Anlass für einen musikalischen Kurzurlaub?