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Montagsdemo in Leipzig - 9. Oktober 1989 - Anfang vom Ende der DDR

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Dokumentarfilmer Siegbert Schefke im Interview. Wie sein Film die DDR untergehen ließ.

9. Oktober 1989. Leipzig. DDR.

Gewandhaus Leipzig

Es war ein kalter, regnerischer Tag, dieser Montag in Leipzig, im Oktober 1989. Und es lag irgendetwas in der Luft. Das wussten auch zwei Ostberliner Menschenrechtsaktivisten und Filmemacher, welche die Leipziger Demo-Szene schon einige Zeit beobachteten. Denn seit dem Umbruch in der Sowjetunion durch Michael Gorbatschows Glasnost und Perestroika, rumorte es auch in der DDR. Im Sommer 1989 setzte eine bis dahin nie mögliche Massenflucht von Ostdeutschen ein, die über mittlerweile liberaler denkende, ehemalige kommunistische Bruderstaaten in den Westen flohen, während das diktatorische SED-Regime versteinert und erstarrt immer mehr an Kontrolle zu verlieren schien.

Ein gewalttätiges Aufbäumen Erich Honeckers und eine brutale Niederschlagung der Bürgerproteste war nicht auszuschließen. Viele Politexperten im Westen, aber auch viele Menschen in Ostdeutschland befürchteten eine sogenannte Chinesische Lösung, wie sie am 3. und 4. Juni 1989 am Tian-anmen Platz in Peking geschehen ist, bei der Panzer gegen protestierende Studenten aufgefahren sind.

Am Montag, dem 9. Oktober 1989, deutete alles auf einen blutigen Showdown hin. In Leipzig war eine Großdemonstration geplant. STASI und die Nationale Volksarmee wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt, mögliche Schießbefehle ausgegeben. Als Siegbert Schefke und Aram Radomski mit ihrem Trabant auf der Autobahn von Ostberlin nach Leipzig endlose Militärkolonnen überholten, schwante ihnen Schlimmstes. Sie wussten, egal wie dieser Montag enden würde, sie müssten für die Nachwelt alles filmisch dokumentieren. Allen Gefahren und höchsten Risiken zum Trotz.

In Leipzig war die Angst spürbar und allgegenwärtig. Regen und Kälte taten das ihrige. Die beiden Dokumentarfilmer haben auf ihrer Suche nach dem besten Drehort den Turm der Reformierten Kirche zu Leipzig gewählt und wurden dabei vom Pfarrer unterstützt. Der mühsame Aufstieg auf den über 70 Meter hohen Kirchturm, ein unwirtliches Wetter, jede Menge Taubenkot und die ständige Angst, vom nahe gelegenen STASI Bezirks-Hauptquartier entdeckt zu werden, konnten die beiden Menschensrechtsaktivisten nicht von ihrer Mission abbringen, diesen Abend filmisch festzuhalten.

Warum das so wichtig war, hatte einen einfachen Grund. Der DDR Staatsfunk leugnete bislang jedwede Montagsdemo und berichtete stets nur von einigen volksfeindlichen, betrunkenen Randalierern, die, vom kapitalistischen Westen instrumentalisiert, Unruhe stiften sollten. Schefke und Radomski wollten der DDR Bevölkerung nun die wahren Ausmaße der Proteskundgebungen vermitteln. Mit einer Filmdokumentation, die im Westfernsehen ausgestrahlt und von nahezu allen Ostdeutschen gesehen werden konnte.

Im nachfolgenden YouTube-Video sehen Sie original Filmaufnahmen vom 9. Okotber 1989, von Siegbert Schefke und Aram Radomski:

PlayReformierte Kirche Leipzig

Der Abend an diesem historischen 9. Oktober 1989 ging in die Geschichte ein. 70.000 Menschen forderten friedlich eine Öffnung des Landes. Der Schussbefehl der SED-Regierung blieb aus. Die Ostberliner Filmemacher drehten ihre Doku vom Kirchturm aus. Diese flimmerte am nächsten Tag über alle DDR-Fernsehgeräte. Und der Rest ist fast so schön, wie ein Liebesfilm. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Am 3. Oktober 1990 kam es zur feierlichen Wiedervereinigung von Ost- mit Westdeutschland, die sich heuer zum 35. Male jährt.
 

Wer in Leipzig auf den Spuren der Friedlichen Revolution 1989 wandeln möchte, der sollte auch unbedingt diese Gedenkstätten und Museen besuchen:

Museum in der "Runden Ecke"
Dittrichring 24
04109 Leipzig

STASI Gedenkstätte und Museum in der Runden Ecke

Eine akribische Dokumentation der Gräueltaten der kommunistischen DDR Diktatur an einem beklemmenden Ort, der ehemaligen STASI Bezirksverwaltung Leipzig. Getragen vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. dient dieser Ort der Erinnerung und des Gedenkens zur minutiösen Aufarbeitung der menschenverachtenden, brutalen Aktivitäten des Ministeriums für Staatssicherheit (STASI) und seiner sadistischen Schergen. Als Besucher erfährt man hier nicht nur detaillierte Hintergründe und Methoden der STASI, man wird auch mit dem vollkommen kranken, paranoiden Machwerk des systematischen Staatsterrors konfrontiert, was ziemlich betroffen macht und entsetzt.

Mehr Infos unter  www.runde-ecke-leipzig.de

Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Grimmaische Straße 6
04109 Leipzig

Zeitgeschichtliches Formu Leipzig

Die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gestaltet hier gekonnt eine Präsentation des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg. Anhand vieler Originalobjekte werden klar und präzise die Fragen beantwortet, warum es zur Teilung Deutschlands, zur Entstehung der DDR und zu deren Untergang kam. Ebenso, wie das geteilte Land nach dessen Wiedervereinigung 1990 zusammen wuchs und welche Hürden dabei zu überwinden waren. Die Ausstellung besticht durch eine lebendige, praxisbetonte Choreografie, die im kurzweiligen Schnelldurchlauf die essentiellen Eckpunkte deutscher Zeitgeschichte vermittelt. Eine perfekte Grundlage auch zum Verstehen der aktuellen politischen Lage Deutschlands.

Mehr Infos unter  www.hdg.de/zeitgeschichtliches-forum

Hoteltipp:

Leipzig ist eine moderne, fantastische Stadt mit unendlich reicher Geschichte, die immer mehr das Interesse des internationalen Tourismus auf sich zieht. Entsprechend vielfältig ist auch ihre touristische und kulturelle Infrastruktur. Das spiegelt sich auch im Übernachtungsangebot wider. Im Rahmen des Lichtfestes anlässlich des 35 Jahre Jubiläums der Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989, übernächtigten wir im Vienna House Leipzig, gegenüber dem Bahnhof. Die Wyndham Hotelgruppe bietet mit ihrem Vienna House eine echte Lifestyle Bleibe zum Wohlfühlen an. Ein wirklich guter Ort zum Relaxen und Krafttanken nach einem intensiven Entdeckertag in Leipzig.

Vienna House Leipzig

Vienna House by Wyndham
Goethestr. 11
04109 Leipzig
https://www.wyndhamhotels.com/de-de/vienna-house

Buchtipp:

Siegbert Schefke
Als die Angst die Seite wechselte. Die Macht der verbotenen Bilder
Transit Verlag

Buchcover Siegbert Schefke

Filmemacher und ehemaliger DDR Menschenrechtsaktivist Siggi Schefke schildert in diesem wertvollen Zeitdokument die Ereignisse des Jahres 1989 in der DDR und vermittelt tiefe Einblicke in die Hintergründe der legendären Montagsdemonstration in Leipzig am 9. Oktober. Ein authentischer Leitfaden durch die Friedliche Revolution und seinen Filmdreh, der Geschichte schrieb.

Lichtfest Leipzig 2024

Weitere Informationen zum Lichtfest in Leipzig, das im Gedenken an die legendäre Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 regelmäßig organisiert und gefeiert wird, finden Sie auf der Internetseite der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. Die letzte große Feier fand anlässlich des 35. Jahrestages im letzten Jahr (2024) statt, an welcher auch wir teilgenommen, recherchiert und produziert haben. Das Lichtfest ist mittlerweile nicht nur eine Institution in Leipzig, es ist auch ein fixer Bestandteil der gesamtdeutschen Festlichkeiten. Vor allem die Jubiläums-Lichtfeste sind ein unbeschreibliches Erlebnis. Eigentlich etwas, das ein jeder unbedingt mal besucht und gesehen haben sollte. Einzigartig und unglaublich bereichernd!


JV

Lichtfest Leipzig 2024

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