
Metz - Lothringens unbekannte Hauptstadt
Das französische Metz ist eine Reise wert.
Metz, F - Theaterinsel - © Uwe Nesemann, Wien
Metz - Lothringens unbekannte Hauptstadt
Reisender, kommst Du nach Metz – dann blicke nach oben und wundere Dich nicht. Das sind die Worte, die dem Besucher spontan einfallen, wenn es ihn ins Viertel Amphithéatre der nordostfranzösischen Metrole verschlägt. Denn so etwas hat er wahrlich noch nicht gesehen! Da steht ein Haus auf einem Haus. Zugegeben, man sieht es nicht sofort. Das Gebäude „Maison Heler“ ist nämlich ein neunstöckiges Hotel, und das Haus auf dem Haus, eine lothringische Villa aus dem 19. Jahrhundert, sitzt in luftiger Höhe dort buchstäblich auf dem Dach.
Metz, F - Maison Heler Metz Philippe Starck - © Julius Hirtzberger
Seit März 2025 erst können die Gäste eines der 104 Zimmer beziehen, das Maison Heler ist also das jüngste der vielen architektonischen Zuckerl jener Stadt, die mehr als einmal zwischen den Großmächten Deutschland und Frankreich hin und hergerissen wurde. Es ist ein Produkt des Star-Designers Philippe Starck, der dort dem Protagonisten seines Phantasieromans „Das akribische Leben des Manfred Heler“ ein Denkmal setzte. Das Buch erzählt vom Erfinder Manfred Heler, der solch skurrile Dinge konstruiert wie den Kristallhammer oder die Axt mit zwei Enden. Überall im Hotel finden sich subtile Hinweise auf Helers Werk, bis hin zu seinem Geheimalphabet.
Metz, F - Restaurant im Haus auf dem Haus - © Uwe Nesemann, Wien
Große Kunst im Centre Pompidou
Das Maison Heler, das zur Curio Collection der Hilton-Kette gehört, liegt nur einen Steinwurf entfernt vom Centre Pompidou, einem weiteren „Tempel“ für Freunde moderner Kunst. Unter anderem ist dort noch bis Februar 2027 eine große Ausstellung von Maurizio Cattelan zu sehen, die weit über die berühmte Banane mit dem Klebeband hinausgeht. Der imposante Bau mit seinem geschwungenem Dach, der auch als Zielort des jährlichen Metz-Marathon herhalten muss, ist eine Dependance des Centre Pompidou in Paris.
Metz, F - Springbrunnen - © Uwe Nesemann, Wien
Der Dom und andere Klassiker
Wer es lieber ein bisschen klassischer mag, sollte sich in die Altstadt begeben, in der die Zeugen der Vergangenheit von der Geschichte und den Geschichten der Stadt erzählen. Allen voran natürlich der mächtige Stefansdom, oder wie hier heißt, die „Cathédrale Saint-Etienne de Metz“. Errichtet wurde der gotische Dom von 1220 bis 1520, wer einen genauen Blick auf die prachtvollen Glasmalereien wirft, wird von einigen Meisterwerken von Marc Chagall überrascht.
Metz, F - Cathedrale St. Eglise de Metz - © Uwe Nesemann, Wien
Bis heute ist im Stadtbild das preußische und das französische Metz recht gut zu unterscheiden. Wer Abwechslung zur Hochgotik sucht, findet sie auf der Place de la Comédie, der Theaterinsel, nur ein paar Minuten weiter im Temple neuf, der evangelischen Kirche. Denn nach dem Krieg von 1870/71, als Metz an Preußen fiel, wuchs die protestantische Gemeinde ständig an, unter direktem Einfluss des Kaisers wurde dann in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts mit dem Bau begonnen. Sollte jemanden beim Betrachten des Bauwerks ein Déjà-vu ereilen: Die Baumeister nahmen Anleihen am Dom von Speyer
Metz, F - evangelische Kirche auf der Theaterinsel - © Uwe Nesemann, Wien
Essen und Trinken
Abgesehen von seiner reizvollen Architektur präsentiert sich Metz – oder „Mess“, wie es die Franzosen aussprechen – aber auch gerne als Stadt der Ruhe und der Gaumenfreuden. Ein kleiner Rundgang durch den Park Esplanade mit seinen Springbrunnen beruhigt Seele und Geist, und wenn der Tag sich seinem Ende zuneigt, verwandelt sich die Place St. Louis entlang der Arkaden in ein nicht enden wollendes Bistro mit zahllosen Tischen und Tischchen. Das ist kein Straßen-Café, das ist eine Café-Straße. Und in den kleinen Nebengassen sucht man, anders als in anderen Großstädten, die üblichen Ladenketten vergeblich, findet dafür jedoch nette, kleine Restaurants mit lokalen Spezialitäten. Gutes Essen ist Pflicht; schließlich befinden wir uns in Frankreich.
Metz, F - Place St. Louis - © Uwe Nesemann, Wien
Fazit
Wer Frankreich liebt, den Trubel von überlaufenen Großstädten aber meiden möchte, ist hier gut aufgehoben. Die Stadt pflegt ganz unaufgeregt ihr Savoir-vivre, aber paart es mit Ruhe und Gelassenheit. Sie ist gespickt mit Sehenswürdigkeiten, aber auch mit viel Grün und Plätzen zum Entspannen, die mit kostenlosen, kleinen Shuttlebusse bequem zu erreichen sind.
Info:
www.maisonhelermetz.com
www.centrepompidou-metz.fr/de
www.tourisme-metz.com/de
www.france.fr
Ein Beitrag von Uwe Nesemann.
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