Am 14. März ist Liebstattsonntag in Gmunden, Österreich
Ist von echter Tradition die Rede, sollte eigentlich im gleichen Atemzug der „Original Liebstattsonntag“ in Gmunden/Oberösterreich genannt werden. Das jährliche Spektakel findet nämlich am 14. März 2010 bereits zum 369. Mal statt.
Im Jahr 1641 begründete der Passauer Bischof den Brauch, der ursprünglich nur in der Kurstadt am Traunsee zu finden war. Er beauftragte den Gmundner Stadtpfarrer, jeweils am Mitfastensonntag (4. Fastenwochenende), die Armen zum gemeinsamen Mahl einzuladen. Vermögende Bürger statteten den Hilfsbedürftigen im Rahmen dieses Fests Nächstenliebe in Form von Gaben ab. Daher auch der Name dieses Anlasses, den die Gmundner heute in gewandelter Form als ihren „Tag der Liebe“ zelebrieren.
Eine Bauernmesse um 9.30 Uhr leitet den Feiertag ein, bevor Trachten- und Goldhaubengruppen um 10.30 Uhr im Festzug durch die Altstadt zum Rathausplatz ziehen. Der Obmann des Trachtenvereins erklärt Wissenswertes zum Liebstattbrauch, bevor das muntere „Herzerlverteilen“ beginnt. Dabei überreicht sich die Festgesellschaft gegenseitig Lebzeltherzen mit Inschriften aus Zuckerguss. Die Konditoreien, die die herzförmigen Süßigkeiten an Ständen feilbieten, halten ein unermessliches Spruch-Repertoire bereit, darunter das Bonmot dieses Sonntags: „Gegen jede Art von Schmerz hilft ein echtes Liebstattherz“.
Im Zelt der Gmundner Konditoren lassen die Kinder beim Herzen Verzieren ihrer poetischen Kreativität freien Lauf. Der Trachtenverein „Alt Gmunden“ gibt im Gasthaus Altmühl den traditionellen Liebstatttanz zum Besten. Zur Feier des Tages legt – außerhalb der Saison – um 13.30 und 14.30 Uhr ein Traunseeschiff zur Rundfahrt ab. Das „beherzte“ Publikum lässt sich auch gern von einem Jugendstiltriebwagen der Straßenbahn, Baujahr 1911, durch die Stadt befördern.
Ein Kultur- und Veranstaltungstipp von Edith Spitzer.