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Jüdisches Museum, Wien: Ausstellung Die Ephrussis. Eine Zeitreise

Das Jüdische Museum in Wien erzählt mit dieser Ausstellung die Geschichte einer der bedeutendsten europäische-jüdischen Familie des 19./20. Jahrhunderts - bis 8. März 2020.
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© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Ausstellung Die Ephrussis_geschnitzte Figur / Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Jüdisches Museum, Wien: Ausstellung "Die Ephrussis. Eine Zeitreise"

Das Jüdische Museum Wien begibt sich mit der Ausstellung "Die Ephrussis. Eine Zeitreise" auf die Spuren von Edmund de Waals Bestseller "Der Hase mit den Bernsteinaugen" und erzählt die Geschichte einer der bedeutendsten europäisch-jüdischen Familien des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Geschichte einer Familie

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Ausstellung Die Ephrussis_Ausstellungsansicht / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Ausstellung zeichnet den Weg der Familie Ephrussi, ihren freiwilligen sowie unfreiwilligen Reisen zwischen Russland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Spanien, den USA, Mexiko, Japan und anderen Ländern nach. Anhand von ausgewählten Objekten, Dokumenten und Bildern wird der wirtschaftliche und gesellschaftliche Werdegang einer europäisch-jüdischen Familie dargestellt, deren Nachfahren heute durch Flucht und Vertreibung in der ganzen Welt verstreut leben.

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Ausstellung Die Ephrussis_Netsukes / Zum Vergrößern auf das Bild klickenKernstück der Ausstellung bildet das Familienarchiv der Ephrussis, das die Familie de Waal dem Jüdischen Museum Wien schenkte, sowie 157 Netsukes – kleine geschnitzte Figuren aus Japan –, die dem Museum als langfristige Leihgabe von der Familie zur Verfügung gestellt wurden.
Die Präsentation der Figürchen zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung: Vitrinen voller Häschen, oder Wesen, die dem Wasser zuzuordnen sind und solche, bei denen Formen und Farben die Reihung bestimmen.

Eine europäische Familie

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Die Ephrussis_Ansicht Exponate / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Ephrussis hinterließen ihre Spuren in ganz Europa und später auf der ganzen Welt: In Odessa, von wo aus der wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufstieg der Familie seinen Ausgang nahm. In Wien, wo die Familie ihre soziale Stellung und ihr Netzwerk weiter ausbaute, in die Wiener Gesellschaft einheiratete und sich mit dem Bau des Palais Ephrussi in die Stadtgeschichte einschrieb. In Paris, wo Charles Ephrussi als Kunstmäzen und Kunstsammler Marcel Proust zu seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ inspirierte und die Dreyfus Affäre, die die französische Gesellschaft spaltete. Trotz ihrer gesellschaftlichen Stellung waren auch die Ephrussis vor dem ansteigenden Antisemitismus und den Missständen zweier Weltkriege nicht gefeit.

Die Geschichte nach 1938 erzählt schließlich vom Raub des Vermögens der Ephrussis durch das nationalsozialistische Regime, von der Vertreibung der Familie aus Wien, dem Leben im Exil und dem Bemühen der Familie um Restitution, deren Verfahren sich zum Teil bis heute hinziehen.

Eine Wiener Familie

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Die Ephrussis_Ausstellung / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChaim Joachim Ephrussi und seine Söhne Ignaz und Leon waren hervorragende Netzwerker, die ihr Firmenimperium bald über die Grenzen Russlands hinweg erweiterten. 1857 gründete Joachim Ephrussi mit der Erlaubnis der russischen Behörden ein Handelshaus in Wien. Sein jüngerer Sohn Ignaz verlegte seinen Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt des Habsburgerreiches, während der ältere Sohn Leon die Geschäfte in Odessa leitete. Durch die Heirat von Ignaz Ephrussi mit Emilia Porges besiegelten die Ephrussis ihre Zugehörigkeit zu den alteingesessenen jüdischen Familien Wiens. 1871 verlieh Kaiser Franz Joseph dem russischen Staatsbürger Ignaz Ephrussi, für seine Verdienste um die Stadt Wien, den erblichen Adelstitel. Aber erst Ignaz‘ Sohn Viktor Ritter von Ephrussi legte 1911 die russische Staatsbürgerschaft zurück und erwarb das Heimatrecht in Wien.

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Ausstellungsansicht / Zum Vergrößern auf das Bild klicken1869 erteilte Ignaz Ephrussi dem Lieblingsarchitekten des Wiener Großbürgertums Theophil Hansen den Auftrag, ein Palais am Franzensring 24, heute Universitätsring 14, zu errichten. Besonderes Augenmerk legte der Architekt auf die Gestaltung der Belle Étage mit einem separaten Stiegenhaus für den Hausherrn und seine Familie. Die Repräsentationsräume waren als Gesamtkunstwerk angelegt und bis ins kleinste Detail geplant. Die Gemälde im Tanzsaal sind der biblischen Ester-Geschichte gewidmet, vielleicht als Bekenntnis Ignaz Ephrussis zu seiner jüdischen Familiengeschichte.

Eine Familie im Exil

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Ausstellung Die Ephrussis_Ansicht / Zum Vergrößern auf das Bild klickenViktor Ephrussi gelang es im März 1939 zu seiner Tochter Elisabeth de Waal nach Großbritannien zu flüchten. Die Familie ließ sich in Tunbridge Wells nieder, wo Viktor Ephrussi am 12. März 1945 starb. In seinem Testament widerrief er den Verzicht auf seinen Besitz in Wien, den er unter Druck der Gestapo unterschreiben musste. Elisabeth de Waal baute sich nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Familie ein neues Leben in Großbritannien auf. Die Familie konvertierte zur Church of England und ihr ältester Sohn Victor de Waal schlug später eine Karriere als anglikanischer Priester ein. Er war von 1976 bis 1986 Dekan von Canterbury und ist heute in der Flüchtlingshilfe tätig.

© wulz.cc / Jüdisches Museum, Wien - Ausstellung Die Ephrussis.Die Zeitreise / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIgnaz „Iggie“ Ephrussi verließ seine Heimatstadt Wien bereits vor dem „Anschluss“ 1938. Nach Aufenthalten in Paris und Frankfurt ging er 1934 in die USA, wo er als Modedesigner arbeitete. 1941 nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Seinem jüngeren Bruder Rudolph gelang 1939 die Flucht aus Wien in die Vereinigten Staaten. Beide Brüder traten nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg der U.S. Army bei und kehrten als Soldaten nach Europa zurück. Rudolph Ephrussi erhielt die Bronze Star Medal für herausragende Leistungen im Kampfeinsatz, sein Bruder Iggie war 1944 bei der Landung der Alliierten in der Normandie. Nach dem Krieg zog er nach Japan und wurde 1965 erneut österreichischer Staatsbürger. Rudolph Ephrussi verbrachte den Rest seines Lebens mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in den USA.

Die Ausstellung "Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ ist bis 8. März 2020 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Gabriele Kohlbauer-Fritz und Tom Juncker kuratiert und von Schuberth & Schuberth gestaltet wurde, erscheint ein Katalog zum Preis von € 29,90 im Zsolnay Verlag. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen:
www.jmw.at

Buch-Empfehlung:
Bestseller "Der Hase mit den Bernsteinaugen - Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi“  von Edmund de Waal, erschienen bei www.dtv.de

Ein geschichtsträchtiger Ausstellungstipp von Edith Köchl.

 
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