
Immer dem Plätschern nach
An einem wilden Fluss entlangzuwandern, ist nicht nur ein Seelenstreichler mit Wellenplätschern, Wasserglitzern und den vielen Natur-Begegnungen - der Vogelwelt, den Spuren der Biber, den Blüten und tapferen Pflanzen, die sich durch den Schotter brechen – es ist auch noch gesund, stärkt Herz- und Kreislaufsystem, und die Aerosole lassen tief und tüchtig durchatmen. Noch ein Vorteil: Man kann sich nicht verlaufen, wandert entspannt und eben dahin.
Die Isar, „Die Reissende“, ist da etwas ganz Besonderes. Als einer der wenigen noch ursprünglichen Wildflüsse Europas rauscht und plätschert sie vom Ursprung in den Tiroler Kalkalpen, im Karwendel, fast 300 km bis zur Einmündung in die Donau - die ersten 16 km bis zum Sylvenstein-Speichersee völlig ungestört. Von vielen (nicht nur Einheimischen) wird sie einer der schönsten Flüsse genannt, die in Österreich und Deutschland ihr Schotterbett formen. Hier meist Kalkkiesel, den der menschliche Erfindungsreichtum in Kalköfen zu wichtigem Baumaterial brannte und dann – vorsichtig nässegeschützt – auf Flößen bis zur Donau und ans Schwarze Meer brachte: einen letzten Kalkofen hat man dankenswerter Weise noch in Lenggries erhalten, er steht am Kalkofenweg, einem netten Spaziergang mit bequemen Rast- und Badeplätzen.

Besonders der Oberlauf der Isar ist gut bewachtes Schutzgebiet, Heimat seltener Vögel und endemischer Pflanzen. Die sollen hier ungestört gedeihen, ohne dass man im Frühjahr die im Schotter der Schiebe-Inseln (zu?) gut getarnten Eier der Flussregenpfeifer und Flussuferläufer zertritt, oder im Winter die vom Schneehuhn ausgebuddelten Unterschlüpfe niederstapft; oder die verschiedenen Raufußhühner wie den Birkhahn und den Auerhahn bei Balz und Aufzucht stört. Über die naturschützenden Vorschriften, wann man wandern, wo und wie ausgerüstet klettern, Canyoing oder Kanufahren darf – dafür gibt es genaue Hinweise, wie die 2019 eingeführte Bootsverordnung, die zum Beispiel Glasflaschen verbietet und nur TÜV-geprüfte Boote erlaubt.

Wenn man mit Rangerin Sabine Gerg unterwegs ist, die diese Flusstrecke kennt wie ihren Vorgarten, erlebt man die Landschaft dann noch viel detailreicher und intensiver, erfährt viel über den Fluss, der seinen Verlauf ständig ändert, neue Inseln bildet und Sandbänke anlegt; über Geschiebemanagement mit Baggern, das eine Verbreiterung der Isar fördert, und damit eine größere Fläche für Vögel und Pflanzen sichert; und über seine Bewohner, wie den Biber, der zwar viel Positives zur Fluss- und Schotterarchitektur beiträgt, aber leider auch uralte Bäume annagt.

Das wird von Freiwilligen da und dort verhindert, indem man Schutzmanschetten aus Draht um ihre Stämme wickelt, aber leider ist offiziell niemand dafür zuständig, beklagt Sabine. Sie ist wie ein Fluss-Schutzgeist mit ihrer Hündin fast täglich entlang der Isar unterwegs und schaut sehr genau darauf, wer wo parkt und was macht, hat einen guten Blick für unpassende Ausrüstung und „unschuldige“ Besucher, die sich nicht an Jahreszeiten-Bestimmungen halten, und auch noch nach 19.30 unterwegs sind, womöglich lärmend, auf Party eingestimmt, mit Lagerfeuer und Biergebinde. Ihre Augen leuchten, wenn sie von der Farbenpracht im Frühling erzählt, wenn die Blumen und Blüten geradezu explodieren.

Aber auch im Alleingang kann man sich gut über die Isar-Natur informieren: am rechten Flussufer zwischen Lenggries und Wegscheid erklärt ein mit dem Handy interaktiver Lehrpfad, was es an Flora und Fauna alles zu sehen gibt.

Auch der Winter hat seine Schönheiten – und seine rücksichtslosen Touristen, die querfeldein durch Wald und Moos, durch Schnee und geschützte Gebiete trampeln. Doch da kann man jetzt freundlichen Helfern begegnen, die an den Hotspots der Tourengeher Informationstische aufstellen und mit Broschüren, heißem Tee und Müsliriegeln auf die richtigen Tourenstrecken hinweisen, auf Rücksichtname auf Flora und Fauna, die geschützt werden müssen. Dafür haben sich österreichische und deutsche Naturschützer zusammengetan, Förster, Jäger, Sport- und Skiverbände, die Grundeigentümer und Alpenvereine, sogar Skitouren-Gurus aus dem Internet. Tafeln sind zwar immer wieder aufgestellt, wie die gelben Stoppschilder, die auffordern, Wildruhezonen zu verschonen, aber man setzt auf persönliche Aufklärung und erhält meist ein sehr verständnisvolles Echo.
Bad Tölz

Bad Tölz als Ausgangspunkt passt da zu jeder Jahreszeit. Zu tun ist genug, auch bei schlechtem Wetter oder zwischen den beliebten Reisezeiten: Besuch des Stadtmuseums, der vielen Handwerksgeschäfte, netten Lokale und einiger Brauereien – früher waren es 22 (!), die um 1850 das Oktoberfest in München versorgten – von Konzerten und einem Marionettentheater.

Dann gibt es noch den Hop-on-Hop-off-Bus X970, der bis nach Starnberg fährt, und im Halb-Stunden-Takt (Sonntags Stundentakt) zu weiteren interessanten Ausflügen und Museen bringt, wie dem „Erinnerungsort BADEHAUS“, wo die Geschichte der NS-Siedlung Föhrenwald dokumentiert wird. Oder dem Museum in Wolfratshausen, neu und interaktiv, mit viel Information über die Flößerei, die 1000-jährige Geschichte und die vielen Gewerbe, die das Bürgertum reich machten. Einen fröhlichen Spaziergang vor Ort verspricht die Hubert und/ohne Staller Tour für die Fans der TV-Serie, die ja hier gedreht wurde und wird.
Nähere Informationen:
- Ausführlich informiert über die aktuellen Möglichkeiten in der Gegend Bad Tölz-Wolfratshausen: www.toelzer-land.de/wintererlebnis
- Alles über die verschiedenen Museen der Gegend um Bad Tölz: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Museen_im_Landkreis_Bad_Tölz-Wolfratshausen
- Die Hubert und/ohne Staller Tour: https://www.tourismus.wolfratshausen.de/hubert-staller
- Wann und wohin der Hop-on-Hop-off-Bus X 90 fährt: https://www.mvv-muenchen.de/fileadmin/mediapool/05-Service/ExpressBus_Ring/X970_L.pdf
- Ein besonders nettes Hotel ist der zu Suiten umgebaute, altbekannte ehemalige Gasthof Zantl, familiengeführt: https://zantl-toelz.de