Helmut Pechlaner über Faszination Meer
Vor 3,5 Milliarden Jahren begann in den Ozeanen die unendliche Geschichte der Evolution.
Auch heute noch sind unsere Meere wahre Lebensspender. Sie bedecken zwei Drittel der Erdoberfläche, produzieren 70 Prozent des Sauerstoffs unserer Welt und bieten Nahrung, Energie und Rohstoffe. Von einem vernünftigen Umgang mit diesen zahlreichen Ressourcen sind wir aber leider weit entfernt. Unsere Meere werden regelrecht leergeschöpft.
Geheimnisvolle Unterwasserwelt
Das Meer wird von einer unfassbaren Fülle an Organismen bewohnt. Von Kleinstlebewesen wie Bakterien, Einzellern und Algen, über Weichtiere, Schwämme, Muscheln, Schnecken, Fische und Reptilien, bis hin zu den großen Säugetieren erstreckt sich das farbenfrohe und formenreiche Spektrum der Bewohner.
Zu ihnen zählen auch der größte Fisch unseres Planeten, der Walhai und das größte Säugetier der Welt, der Blauwal. Die Ozeane beeindrucken mit einzigartigen Naturwundern, wie dem größten Korallenriff der Erde, dem Great Barier Reef vor der Küste Australiens. Es ist mit einer Fläche von 230.000 Quadratkilometern sogar vom Mond aus zu erkennen und wurde von der UNSECO zum Weltnaturerbe erklärt.
Unbezahlbare Gratis-Dienstleistungen
Meere sind nicht nur Lebensraum unzähliger Arten. Uns Menschen stellen sie darüber hinaus eine Vielzahl natürlicher Dienstleistungen zu Verfügung. In Schwämmen und anderen wirbellosen Tieren finden sich Substanzen gegen Krebs und Alzheimer, aber auch neue Antibiotika. Meereslebewesen stehen Modell für zahlreiche neue Technologien.
Der Klebstoff, mit dem sich Muscheln in der Brandung festhalten wird zum Wundverschluss und zur Heilung von Knochenbrüchen verwendet. Die strömungsgünstige Struktur von Haihaut kommt bei der Konstruktion von Flugzeugoberflächen zum Einsatz. Unbezahlbar ist auch der natürliche Küstenschutz durch intakte Korallenriffe und Mangrovenwälder vor Naturkatastrophen wie Tsunamis, sowie die Klimastabilisierende Wirkung der Meere. Unsere Ozeane binden enorme Mengen an Kohlendioxid.
Ohne Meer kein Leben
Fisch ist nicht nur in unseren Breiten eine Delikatesse. Für über eine Milliarde Menschen sind Meeresfische die Hauptproteinquelle ihrer Nahrung. Trotzdem plündern wir die Meere und entnehmen ihnen mehr Ressourcen, als natürlich wieder „nachwachsen“ können. 80 Prozent der weltweiten Fischbestände sind bis an ihre Grenzen befischt oder überfischt.
Mit modernster Technik ausgerüstete Fangflotten beuten die Meere aus und unselektive Fangmethoden verursachen Unmengen an sogenanntem Beifang: Für 1 Kilo Scholle fallen 15 Kilo ungewollt mitgefangener Lebewesen wie Meersschildkröten, Delphine, Haie und Seevögel an. Sie werden sterbend oder tot wieder über Bord geworfen. Grundschleppnetze zerpflügen und zerstören den Meeresboden, industrielle Fischzuchten verschmutzen ganze Küstenabschnitte.
Meeresschutz beginnt im Einkaufswagerl
Man muss nicht auf den Genuss und die Bekömmlichkeit von Fisch verzichten, um einen Beitrag zum Schutz der Meere zu leisten. Wer beim Einkauf heimischen Fisch, Fisch aus Biozucht oder Fisch mit dem blauen Öko-Gütesiegel des „Marine Stewardship Council“ (MSC), bevorzugt, kann ohne Reue genießen.
Helmut Pechlaner, WWF-Präsident
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Erhalten Sie den nächsten Generationen eine lebenswerte Welt und bedenken Sie auch den WWF in Ihrem Testament.
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