Helmut Pechlaner über das größte Flussschutzgebiet Europas
Seit Jahrhunderten bilden Flüsse die Lebensgrundlage der Menschen, die an ihnen wohnen und wirtschaften: Als natürlicher Transportweg, Lieferant wertvoller Nahrungsgrundlagen und natürlicher Ressourcen.
Auwiesen dienten als Weidegründe, die Kraft des Wassers wurde in zahllosen Mühlen genutzt, und nicht zuletzt sind uns sicherlich auch sommerliche Badefreuden an einladenden Ufern in schönster Erinnerung.
Die vielfältigen Funktionen von Fließgewässern sind heute wichtig wie eh und je – auch wenn sie uns vielfach nicht mehr bewusst sind: Spielen doch gesunde Flüsse und Auen eine wichtige Rolle als Trinkwasserreservoire, und gewähren lebendige Flusssysteme effizienten Hochwasserschutz. Doch die menschliche Nutzung bedingte, dass unsere Flüsse begradigt, verbaut und in ein Korsett gezwängt, ihr Wasser verschmutzt wurde. Wenngleich die Wasserqualität enorm verbessert werden konnte – ihre Lebendigkeit und Lebensraumfunktion haben die Flüsse und Bäche in unseren Breiten meist verloren.
Das Paradies …..
Beginnend an der Österreichischen Grenze zu Slowenien hat sich jedoch ein riesiges, urtümliches, und gesundes Flussökosystem seit Jahrhunderten erhalten: Das rund 600 Kilometer lange Band von Drau und Mur mit den angrenzenden Augebieten an der Donau bildet einen breiten Korridor aus Auwäldern, Wiesen, Altarmen, Kies- und Sandbänken, gesäumt von malerischen Ortschaften.
Mit großen Beständen von Fischotter, Seeadler, Weiß- und Schwarzstorch, mit tausenden Uferschwalben und fünfzig Libellen- und Fischarten tummelt sich hier eine biologische Vielfalt, die nur noch von den tropischen Regenwäldern unserer Erde übertroffen wird. Zahlreiche Arten, wie die sympathische Zwergseeschwalbe, sind anderswo längst vom Aussterben bedroht. Hier finden sie noch wertvollen Lebens- und Rückzugsraum.
... ist bedroht!
Doch die menschliche Nutzung nagt auch an den paradiesischen Wassern des Drau-Mur-Systems, das sich jahrzehntelang im „Dornröschenschlaf“ befand – bildeten doch die Unterläufe dieser Flüsse einen Teil des Eisernen Vorhangs. Laufend werden jetzt Wasserkraftwerke, Schotterbaggerungen und andere Eingriffe geplant und in Gebieten umgesetzt, die vierzig Jahre lang kein Mensch betreten durfte.
Meist genießen die betroffenen Gebiete zwar einen entsprechenden Schutzstatus, doch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Der WWF kämpft deshalb seit Jahren mit lokalen Partner-Organisationen gegen die Eingriffe an und informiert Politik und Behörden laufend über bedrohliche Vorgänge. Um die wertvollen Fließgewässer und ihre Auen für die kommenden Generationen zu bewahren, kämpft er für einen dauerhaften Schutz auf internationalem Niveau.
Lebensader „Mur-Drau-Donau“ dauerhaft schützen!
Bis 2010 soll auf Betreiben des WWF und seiner Partnerorganisationen deshalb entlang der freien Fließstrecken von Mur, Drau und Donau ein fünf Länder umfassender UNESCO-Biosphärenpark geschaffen werden. Das geplante Auen-Schutzgebiet im Ausmaß von 4.000 Quadratkilometern soll sich von der steirischen Grenzmur über Slowenien, Kroatien und Ungarn bis nach Serbien erstrecken.
Flüsse verbinden: Chance für ein vereintes „grünes“ Europa
An ihrem Teil der Flüsse hat jedes der fünf Länder bereits Schutzgebiete eingerichtet. Dazu zählen der ungarische Donau-Drau Nationalpark, der kroatische Regionalpark „Drau-Mur“ sowie das Natura 2000 - Gebiet an der steirischen Grenzmur. Das verbindende Element eines grenzübergreifenden UNESCO-Biosphärenparks würde diese Schutzbemühungen jedoch stärken und – weltweit erstmalig und einmalig - fünf Länder in einem ambitionierten Naturschutzvorhaben vereinen.
Helmut Pechlaner, WWF-Präsident
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Helfen Sie dem WWF, eine Vision Wirklichkeit werden zu lassen: Statt Stacheldraht, Todeszone und Trennendem sollen die grünen Bänder von Mur, Drau und Donau bald für ein vereintes Europa stehen. Die Flüsse, die die Völker früher trennten, könnten sie bald wieder als Lebensader verbinden.
Erhalten Sie den nächsten Generationen eine lebenswerte Welt und bedenken Sie auch den WWF in Ihrem Testament.
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