
Das bedeutet leider nicht, dass aus den Gegnern der Glücksforschung jetzt Befürworter geworden wären. Sie haben nur ihre Argumentation geändert. Anstatt wie bisher zu sagen: "Alles Unsinn", erklären sie jetzt: "Das sind doch Binsenweisheiten. Das wissen wir doch schon längst."
Die Situation erinnert an den legendären Apfel, den der britische Physiker Isaac Newton vom Baum fallen sah. Natürlich ist es eine Binsenweisheit, dass (und wie) etwas fällt, wenn man es loslässt. Aber erst wenn man daraus die nötigen Schlüsse zieht, entsteht eine neue Wissenschaft.
Wichtige Sätze, denen niemand widerspricht, weil sie ohnehin allgemeinen Beobachtungen entsprechen, bezeichnet man in der Wissenschaftstheorie als Axiome. Newtons Axiome haben in letzter Konsequenz einen Menschen auf den Mond und einen Roboter auf den Mars gebracht.
Und wie lauten die plötzlich unwidersprochenen Axiome der Glücksforschung?
1. Belastung, die der Belastbarkeit entspricht, ist angenehm.
2. Was angenehm ist, führt zum Wunsch nach Fortdauer.
Diese Axiome sind in der Arbeits- und Sportpsychologie unwidersprochenes Alltagswissen. Was bedeuten sie für die Glücksforschung? Zuerst einmal gar nichts. Sie sind wie große Steine, die auf einem Baugrund liegen. Wenn wir aber darauf Theorien bauen, dann stellen sie einen festen Untergrund dar. Dieser feste Untergrund hat bisher gerade in der Glücksforschung gefehlt.
Die Aussagen aus dem großen Buch vom Glücklichsein bleiben unverändert aufrecht:
- Wir können uns nicht selbst optimal belasten, sondern nur einander.
- Wer andere optimal belastet, also glücklich macht, kann damit nicht nur viel Geld verdienen, sondern auch Gegenleistungen erhalten, die man um Geld nicht kaufen kann.
- Wer hingegen über das nötige Kleingeld verfügt, kann sich im Supermarkt des Glücks in einem reichhaltigen Angebot bedienen.
Herbert Laszlo, Glücksforscher am Institut für Experimentelle Glücksforschung