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Gicht im Griff
Wer an Gicht oder Arthritis urica denkt, verbindet die Erkrankung sofort mit Völlerei oder übermäßigem Alkoholkonsum oder stempelt es als „Altererscheinung“ ab. Zu unrecht. Denn immer mehr Frauen und jüngere Menschen erkranken an Gicht. Und das liegt zu hoher Wahrscheinlichkeit am erhöhten Konsum von fructosehaltigen Lebensmitteln. Fruchtzucker ist heutzutage als Süßungsmittel in vielen Softdrinks, Säften oder anderen Lebensmitteln ein fixer Bestandteil. Aber nach wie vor ist über den Gichtförderer Fruchtzucker wenig bekannt. Internist und Rheumatologe Dr. Thomas Schwingenschlögel rät auf alle Fälle: „Gichtpatienten, aber auch gesunde Menschen, sollten den Konsum von industriell gefertigter Fructose auf ein absolutes Minimum reduzieren.“
Aufpassen mit der Ernährung!
Ernährungsgewohnheiten spielen neben Erbfaktoren bei der Entstehung von Gicht eine große Rolle. Werden eiweiß- und purinreiche Lebensmittel wie Fleisch, Wurste, Fisch, Meeres- oder Hülsenfrüchte gegessen, entsteht als eines der Endprodukte bei der Verarbeitung bzw. Verdauung die Harnsäure, die über die Nieren ausgeschieden wird. Wird zu viel von diesen Speisen gegessen, kommt die Niere mit dem Ausscheiden nicht mehr nach und der Harnsäurespiegel im Blut steigt. Die überschüssige Harnsäure lagert sich in Gelenken und Organen ab – und löst damit eine starke Entzündung aus. Die direkte Folge dieser Ablagerungen ist ein akuter Gichtanfall. Sehr oft tritt das am Morgen oder nachts auf. Dann sind die Gelenke stark geschwollen, extrem schmerzhaft, gerötet, heiß und oftmals erträgt man nicht mal mehr die Berührung mit der Bettdecke.
Tipps bei Gicht:
Fleisch und Wurst sind gefährlich
– Auf Innereien (Hirn, Leber, Lunge etc.) verzichten
– Fleisch und Wurst nicht mehr als zwei bis drei Mal pro Woche
– Bei Geflügel und Fisch vor der Zubereitung die Haut entfernen
– Fisch, Fischkonserven und Meeresfrüchte liefern viel Harnsäure
– Eier sind unbedenklich
Milch und Milchprodukte
– Milch, Buttermilch, Joghurt und Käse liefern kaum Harnsäure und sollten zur Deckung des Eiweißbedarfs herangezogen werden
Gemüse
– Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen bilden große Harnsäuremengen, ebenso Soja und Sojaprodukte wie Tofu oder Sojafleisch
– Bei folgenden Gemüsesorten sollten Sie aufpassen: Artischocken, Brokkoli, Schwarzwurzel, Lauch, Spinat, Rotkraut, Mais und Kohlsprossen
Fruchtzucker führt zu erhöhten Harnsäurespiegeln – Gichtpatienten sollten Fruchtsäfte, generell süßes Obst in großen Mengen und Fertigprodukte mit Fruchtzucker (Fruchtjoghurt, Soßen, Dressings) meiden
Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln
– Knäckebrot, Salzgebäck, Weiß- und Mischbrot in größeren Mengen erhöhen den Harnsäurespiegel
Alkohol meiden
– Alkoholzufuhr führt zu einem raschen Harnsäureanstieg, besonders Bier.
– Wichtig ist eine Flüssigkeitszufuhr (Wasser, ungesüßter Tee) von mindestens zwei Litern gleichmäßig über den Tag verteilt zu gewährleisten
Übergewicht los werden
– Übergewicht und Gicht sind häufig miteinander verbunden. Bei Gewichtsreduktion stellt sich meist eine niedrigere Harnsäurekonzentration im Blut ein.
Therapiemöglichkeiten
Bei einem schmerzhaften akuten Gichtanfall helfen entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente, sogenannte Antirheumatika. Neben der oralen Einnahme haben sich entzündungshemmende Mischinfusionen mit Vitamin-B- und C-Komplex bewährt. Auch Injektionen in die betroffenen Gelenke mit kleinen Cortisonmengen führen zu einem raschen Rückgang der Schmerzen. Zusätzlich sind eine lokale Kältetherapie (Eisbeutel, Coolpack, kalter Topfen) und Bettruhe hilfreich. „Mindestens genauso wichtig wie die Schmerztherapie ist eine dauerhafte Senkung des erhöhten Harnsäurespiegels, damit neuerliche Gichtanfälle vermieden werden. Da kommt es sehr stark auf die Disziplin des Patienten an, inwieweit die veränderten Ernährungsgewohnheiten in den Alltag integriert werden“, erklärt Schwingenschlögl. Seine Empfehlung: Erst wenn durch eine entsprechende Ernährung die Harnsäure nicht gesenkt werden kann, sollten Medikamente zum Einsatz kommen.
Buchtipp
„Diagnose Rheuma – Leben ohne Schmerz“ von Dr. Thomas Schwingenschlögl soll dazu beitragen das Thema Rheuma verständlicher zu machen und einen Überblick über neue Therapieformen vermitteln. Zudem enthält „Diagnose Rheuma“ viele Tipps aus seiner langjährigen Praxis, die Rheuma-Patienten helfen sollen, wieder zu einem unbeschwerten und weitgehend schmerzfreien Leben zurückzufinden.
Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Anita Arneitz.
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