
Dirndl meets Hollywood
Das Salzburger Heimatwerk zeigt in der Ausstellung "Dirndl meets Hollywood" jene Kleider, die Julie Andrews in "Sound of Music" getragen hat.
Salzburger Heimatwerk_Dirndl Julie Andrews - © Elisabeth Hewson, Wien
Dirndl meets Hollywood
60 Jahre ist es her, dass Hollywood ein Dirndl zur Legende machte. Und Österreich zum Dirndl-Land mit Edelweiß-Hymne: 1965 hatte das Musical „Sound of Music“ Premiere, bei dem bis heute etwa zwei Milliarden Zuschauer mit „Maria“, nämlich Julie Andrews seufzen und singen, wenn sie im Dirndl über eine Wiese tanzt, über die Stiegen im Mirabellgarten hopst, die Salzach entlangradelt, sich in einen Baron verliebt. Der Film, in Österreich, Deutschland und der Schweiz ein totaler Flop, hat weltweit das Bild der Alpenrepublik geprägt - und er holt jährlich 350.000 Besucher zu den Drehorten in und um Salzburg.
Salzburger Heimatwerk_Tischtuch Trapp-Familie - © Elisabeth Hewson, Wien
Geschichte der Trapp-Familie
Die Geschichte der Trapp-Familie, schon in den 50-er Jahren nach der Autobiographie von Maria von Trapp mit Ruth Leuwerik, Hans Holt und Josef Meinrad verfilmt, war nicht nur eine rührende, sondern sogar eine wahre Geschichte: Ein reicher, verwitweter Baron, U-Boot Kommandant und Kriegsheld, holt sich für seine sieben Halbwaisen eine kirchenmausarme Erzieherin aus dem Kloster Nonnberg, sie heiraten; er verliert bei einem Bankencrash sein Vermögen, die junge Baronin Maria stellt mit Hilfe eines Priesters einen Familienchor zusammen, man geht auf Tournee, verdient so das Nötigste. Hitler marschiert ein, Georg von Trapp, ein erklärter Nazi-Gegner, verlässt mit Familie Europa, man tourt durch die USA, wird in Vermont sesshaft und baut sich mühsam ein neues Leben auf.
Salzburger Heimatwerk_Plakat - © Elisabeth Hewson, Wien
Ausstellung "Dirndl meets Hollywood"
Der Film, dem Salzburg – auch wenn das die Salzburger nicht gerne hören – sehr viel, nämlich eine unbezahlbare, weltweite Werbung zu verdanken hat, wird zu seinem Jubiläum endlich entsprechend gewürdigt. Ein eigenes Museum in Hellbrunn, das dem Film, aber auch der wahren, spannenden Geschichte der Familie Trapp gewidmet ist, wird erst im nächsten Jahr fertig. Heuer widmet das Salzburger Heimatwerk den trachtentreuen Trapps die Ausstellung "Dirndl meets Hollywood": mit nachempfundenen Trachten aus dem Musical, mit echten Dirndln der Familie Trapp. Und man hat sich auch zu neuen Modellen, zu Tüchern und Röcken inspirieren lassen. Unter anderem von einer Zeichnung von Agathe von Trapp, einer der Töchter des Barons und Sängerin im Trapp-Chor. Auch das berühmte Dirndl aus der Anfangsszene des Films wurde zeitgemäß nachgeschneidert.
Salzburger Heimatwerk_Dirndl - © Elisabeth Hewson, Wien
Das Salzburger Heimatwerk war ja schon immer eng mit der Familie Trapp verbunden, wie ein Brief von Maria v. Trapp 1951 beweist, in dem sie erzählt, dass sie zwölf Jahre lang überall nach den richtigen Stoffen und Tüchern für die Dirndl und Anzüge der Familie gesucht, und sie endlich im Heimatwerk gefunden hat. Und sie wusste, wovon sie spricht: sie und alle Trapp-Mädchen hatten, wohl auch der Not gehorchend, Trachten-Schneiderei gelernt. Als die Lodge in Vermont 1980 bis auf die Kaminmauern niederbrannte, bestellte Maria 60 Dirndln hier, im Salzburger Heimatwerk, wo die begehrten Stoffe zu haben waren.
Salzburger Heimatwerk_Filmausstattung - © Elisabeth Hewson, Wien
Salzburger Heimatwerk
Die Ausstellung ist ein guter Anlass, das Heimatwerk zu besuchen, aber man sollte es auch nach ihrem Ende Anfang September nicht versäumen, bei einem Salzburg-Besuch einen Blick hineinzuwerfen. Das Geschäft selbst ist ja eine Legende. Wie Hildegund Schirlbauer, die immer gut gelaunte Geschäftsführerin, bestätigt: „Wir sind ein repräsentatives Schaufenster für heimisches Kunsthandwerk, für sorgfältiges Schaffen, für handwerkliches Können und zeitgemäße Ideen. Und wir lieben Trachten, Tradition, aber auch, wie man heute kreativ damit umgehen kann. “
Das Salzburger Heimatwerk wurde 1946 von Tobi Reiser gegründet, mit dem Ziel, die „Bodenständigkeit der Bevölkerung in Notzeiten“ zu stärken. Man wollte das bäuerliche Handwerk fördern, Tracht, Musik, Kunsthandwerk und Brauchtum lebendig halten, nach dem Krieg sicher auch das Österreichische Selbstbewusstsein wieder aufbauen. Und eine Verdienstmöglichkeit schaffen. Tobi Reiser, gelernter Instrumentenbauer, war Volksmusiker, Volkskundeforscher, Komponist und Kulturorganisator, Erfinder des seither traditionellen Adventsingens in Salzburg, und ein deutlicher Gegner von Kitsch und Kommerz. Als Freund von Maria Trapp und der Familie widmete er sogar den Tanz „Lorli-Boarischer“ einer der Trapp-Töchter, Eleonore.
Wer also ein paar traditionelle Schätze mit nach Hause nehmen möchte, ein handgedrucktes Tüchlein, ein Edelweiß-Gesteck, ein Tischtuch, eine Schürze – oder natürlich ein maßgeschneidertes Dirndl, einen Trachtenanzug, einen passenden Hut – der besuche das Heimatwerk am Residenzplatz.
Nähere Informationen:
Salzburger Heimatwerk eG
https://www.salzburgerheimatwerk.at
Ein Beitrag von Elisabeth Hewson.
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