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Der Berliner Mauerradweg - Gedenkstätten in der City
Auf unserer Berliner Mauerweg Radtour durch die City, von Wittenau bis Treptow, machten wir auch an den wichtigsten Gedenkstätten Halt. Diese sollen einerseits an die so schmerzhafte Zeit der deutschen Trennung und an die Gräuel des SED Regimes erinnern, aber auch an die Freude des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1989 und der darauffolgenden Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.
Dort, wo in den Abendstunden des 9. Novembers 1989 der Anfang vom Ende der Berliner Mauer und letztlich des gesamten Gebildes der DDR eingeläutet wurde, ist die weltbekannt gewordene Bösebrücke am Grenzübergang Bornholmer Straße. Nachdem die SED Regierung dem (friedlichen) Druck der Menschen nicht mehr länger standhalten konnte und in Auflösung begriffen war, stammelte ein vollkommen konfuses Politbüromitglied, Günter Schabowski, im Rahmen einer live Pressekonferenz, dass allen DDR Bürgern die Reisefreiheit gewährt werden würde. Auf die Frage der Medienvertreter, wann, antwortete Schabowski, sofort. Westliche Medien verkündeten fast zeitgleich „den Fall der Berliner Mauer“, was wiederum die Demonstranten in Ostberlin unvermittelt veranlasste, die Grenzübergänge zu stürmen. Beginnend an der Bornholmer Straße.
Der Rest ist emotionale Weltgeschichte und wunderbar, im Minutentakt dokumentiert an der Gedenkstätte Bornholmer Straße - Platz des 9. November. Ein bewegender Moment für uns, auch 35 Jahre danach!
Wenn man am Platz des 9. November ist, sollte man auf jeden Fall auch durch den Kirschblütenpfad in der Norwegerstraße (S-Bahn Station Bornholmer Straße) radeln, der, wie die bekanntere Kirschblüten-Allee zwischen Lichterfelde-Süd und Teltow, ebenfalls vom japanischen TV Sender Asahi im Rahmen einer Spendenaktion finanziert und in Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer angelegt wurde. Schön auch ohne Blütenpracht.
Die mit Abstand größte und aufwändigste ist die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße. Sie ist das zentrale Erinnerungsmonument und gliedert sich in vier Themenbereiche. Die riesige Außenanlage am ehemaligen Todesstreifen spiegelt sämtliche bauliche und faktische Aspekte der Teilung der Stadt wider.
Vom Turm des Besucher-/Dokumentationszentrums (Ecke Bernauer Straße - Gartenstraße) hat man einen perfekten Überblick über das gesamte Areal, insbesondere über den (kleinen) Teil der originalen Grenzschutzanlage, der unmittelbar gegenüber liegt und zur Erinnerung an die Schrecken erhalten wurde. Noch viel beklemmender fühlt man jedoch die Ohnmacht, wenn man unmittelbar vor dem Mauermonster steht.
Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist nicht nur eine Dokumentation der unmenschlichen Gräuel, der Schmerzen, des Leids und der Ermordeten, sie ist auch ein Gesamtkunstwerk und ein beeindruckender Ausdruck der freien Welt für die Kraft des menschlichen Geistes zur Überwindung von Diktatur und Staatsterror.
Nur schwer konnten wir uns losreissen um zur nächsten Gedenkstätte weiter zu radeln. Hier hat die Kunst im wahrsten Sinn des Wortes der Mauer ihren Schrecken weggesprayt. Die East Side Gallery ist das längste, zusammenhängende Mauerdenkmal in Berlin und gleichzeitig die längste Graffiti Leinwand der Welt. Seit der Wende gaben und geben sich hier internationale Künstler ein Stelldichein und visualisieren ihre Gedanken zur Berliner Mauer und deren Fall 1989.
Wenn möglich kommt man am frühen Vormittag hierher, dann muss man die Impressionen nur mit wenigen Besuchern teilen, was wir auch nochmals getan haben. Denn vorbeigeradelt sind wir zur nachmittägigen „East-Side-Gallery-Rush-Hour“ und haben vor lauter Menschen die Mauer fast gar nicht mehr gesehen. Abgesehen davon, dass man auch am Fahrradstreifen höllisch aufpassen musste, nicht zu verunfallen.
Ein Abstecher bei der kleinen Mauer-Gedenkstätte Potsdamer Platz lohnt auch. Nicht nur wegen der optischen Kontraste auf diesem riesigen, unglaublich belebten Hotspot der Stadt. Sascha, unser Mauerradweg-Guide, fragte uns, was wir glaubten, was die „komischen“ Erhebungen auf den Mauerresten darstellen sollten. Wir hatten keine Ahnung. Die Lösung: Kaugummi. In der Tat ist irgendwann mal die Usance entstanden, Kaugummi an die Mauerelemente zu kleben, so wie anderswo Vorhängeschlösser oder bunte Bändchen angebracht werden. Nun ja, wir enthielten uns jedenfalls diesem Ritual.
Eine weitere Gedenkstätte ist der so genannte Mauerpark, auf Höhe der Einmündung der Oderberger Straße in die Bernauer Straße. Der innerstädtische Mauerweg führt auch direkt vorbei. Selbst eine Graffiti Wall gibt es hier, unmittelbar vor dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark und der neuen Max-Schmeling-Halle. Beim Vorbeiradeln ist ein kurzer Stop-Over durchaus angebracht, mehr Zeit sollte man aber auf jeden Fall für die „anderen“ Gedenkstätten einplanen.
Der Mauerradweg in der City von Berlin ist für sich schon ein unglaublich tolles Erlebnis, wird aber zusammen mit den Gedenkstätten erst so richtig perfekt.
Wir, unsere Generation der so genannten BestAgers, haben die Berliner Mauer, die Teilung Deutschlands, den Kalten Krieg, den Fall der Mauer, die Wiedervereinigung und ein neues, gemeinsames und - bis vor Kurzem - friedliches Europa erlebt. Für uns ist eine Radtour entlang des Berliner Mauerweges eine sportliche Fahrt durch unsere eigene Geschichte. Egal ob noch heuer, 2024, im Jubiläumsjahr 35 Jahre Fall der Berliner Mauer, oder nächstes Jahr im Rahmen des 35jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung, oder wann auch immer, reisen Sie nach Berlin und radeln Sie entlang auch unserer eigenen Lebensgeschichte!
JV
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