Das Südburgenland mit seinen „grünen Wellen“, mit seinem weiten Horizont und den einst über siebzig Burgen lädt den Besucher zur Schatzsuche ein. Seit fast einem Jahrtausend: Um 1200 entdeckt man in Bernstein ein Mineral, das sich gut bearbeiten lässt und, wenn poliert, edel in verschiedenen Grüntönen glänzt und schimmert, den Edelserpentin. Den gibt es nur hier, sonst nirgends auf der Welt, ein geologisches Wunder. Man fertigt vielbegehrten Schmuck, Gefäße, Amulette, Kunstwerke und „Schrecksteine“, von denen man glaubte, sie würden vor Vergiftungen schützen und böse Kräfte abwehren – das grüne Gold wird zu einem Symbol für die ganze Region, ist es bis heute.



Das Südburgenland entdecken
Schätze des Burgenlands
Im 14. Jahrhundert findet man dann in der Nähe der Burg Schlaining und in Bernstein Bodenschätze wie Kupfer, sogar ein wenig Silber und Gold. Übrigens keinen Bernstein, der kam aus dem Meer des Nordens und wurde auf der Bernsteinstraße (daher der Name der Ortschaft) mit vielen anderen Gütern gen Süden transportiert - ein wichtiger Handelsweg von der Ostsee bis zum Mittelmeer, der die Burgbesitzer reich machte, die Maut und Zölle kassierten. Festungen und Burgen schossen ja um das 13. Jahrhundert wie Pilze aus dem Boden - übrigens ebenfalls eine Schatzsuche und ein netter Herbsttipp: Pilzesuchen - man musste sich gegen die Mongolen und später gegen das Osmanische Reich schützen. Die meisten sind heute Ruinen, manche privat bewohnt, vier, die geschichtlichen Schätze dieser Gegend, zu besichtigen: Burg Bernstein, Burg Lockenhaus, Burg Güssing (die älteste) und die Friedensburg Schlaining.
Um 1800 stößt man auf den nächsten Schatz: Antimon, ein Allrounder, braucht man zur Härtung von Metallen, bei der Glaserzeugung, verwendete es als Heilmittel, Augenschminke und - Brechmittel (eine Empfehlung von Paracelsus!). Das hätte eine deutliche Warnung sein können, Antimon ist giftig, aber Schönheit fordert halt öfter ihren Preis. Heute braucht man es für Batterien, in der Halbleitertechnik und für militärische Zwecke. Dieser Schatz erwieist sich in den 1990er Jahren bereits als unrentabel, der Bergbau (wie auch der Abbau von Braunkohle) wird eingestellt.
Einen weiterer Schatz, den schon die Römer aus den Urgesteinsböden, den Lehmböden und den verschieden kalkhaltigen Böden gewannen, unterstützt von mildem Klima und viel Sonne auf den sanften Hügeln: Der Wein. Heute kann man sich in vielen Buschenschanken, in Restaurants und Weinkellern durch die Landschaft kosten, seinen Lieblingsgeschmack finden: Blaufränkisch, Zweigelt, Welchriesling? Weißburgunder und Muskat-Ottonel oder den uralten, urtümlichen Uhudler?
Und dann der größte Schatz der Region, zumindest was den Tourismus betrifft: die Thermal- und Kohlensäurequellen. Sie wurden schon 1620 erwähnt, mit der Eisenbahn kamen Mitte 1900 die ersten Kurgäste. Graf Batthyány förderte die Bäderkultur, zu der auch Moorbäder aus dem nahen Moor gehörten, die dem Ort den Spitznamen „Ungarisches Franzensbad“ einbrachten – die Gegend war ja dereinst ein Teil Ungarns. Und man erfrischte die Haut in natürlichen Kohlensäurebädern, bis heute ein besonders prickelndes Vergnügen.
Als 1995 die „Burgenlandtherme“ AVITA in Bad Tatzmannsdorf eröffnet wurde, war die Thermenkultur der neue Schatz der Region. Mit der 2003 erbauten und ebenfalls immer wieder erweiterten REDUCE Kuranlage mit verschiedenen Hotels beherrschen die riesigen Bäderanlagen den Ort, kümmern sich um Herz-Kreislaufbeschwerden, den Bewegungsapparat und die körperliche und seelische Entspannung. Demnächst auch mit Kryotherapie in der Kältekammer. Mit ärztlichem Therapieplan - und abwechslungsreichem, auf den Einzelnen angepassten Speiseplan. Auch vegan, wenn man möchte, wie Alexandra Klucsarits, die „Stimme“ des REDUCE-Gesundheitsresorts, stolz berichtet. „Trotz einiger Vorbehalte ein Erfolg unter unseren Gästen, wichtig ist die Wahlmöglichkeit.“
Freizeittipps
280 km Wanderwege mit immer wieder überraschenden Weitsichten, 400 km ausgebaute Radwege, die schon erwähnten vier Burgen und nette Freilichtmuseen, wie das in Gerersdorf oder in Bad Tatzmannsdorf mit angeschlossenem Arkadenheurigen, wollen besucht und besichtigt werden. Wie auch ein Bergbaumuseum in Goberling und das Felsenmuseum in Bernstein, ebenfalls mit Schaubergwerk, mit Kunstausstellungen und vielen wunderbaren Serpentin-Skulpturen und Schmuckstücken des bewundernswert vielseitigen Künstlers, Bildhauers und Malers Otto Potsch: Der Edelsteinschatz des Südburgenlandes.
Und dann gibt es jeden zweiten Freitag einen Bauernmarkt in Stadt Schlaining und jeden Mittwoch einen echten, alten Bauern- und Trödelmarkt in Oberwart, wo man sich noch seinen Besen reparieren lassen oder eine handgenähte Küchenschürze aussuchen kann. Fad wird es nicht im Südburgenland.
Wenn man nicht kurmäßig in einem der Gesundheits-Hotels, sondern in echtem, altem Gemäuer mit viel Geschichte und Burg-Gefühl, 2022 perfekt modernisiert, wohnen möchte, direkt im Zentrum von Schlaining, dann wählt man das Burghotel dortselbst, ein altes Zeughaus mit nettem Innenhof, direkt neben der Friedensburg. Mit tadellosem Frühstück und schnellem Zugang zur Burg Schlaining, die seit 2024 auch eine Burgarena mit Abendprogramm bespielt.
Sie wurde nach der Idee eines Vereins, unterstützt von Bruno Kreisky, von der Wehrburg zur Friedensburg umgetauft, mit Sitz des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung, und mit ungeheurem Aufwand perfekt restauriert. In verschiedenen Dauerausstellungen wird über die Burg und ihre Bewohner erzählt, die Geschichte des Burgenlandes und seiner kulinarischen und önologischen Entwicklung. In einer Sonderausstellung werden immer wieder politische Schicksale und „Dunkle Zeiten“ – wie auch in der Synagoge neben dem Zeughaus - sichtbar gemacht. Und eine Friedensausstellung zeigt Versuche (wie von dem Mädchen Sadako aus Hiroshima, die als Friedensbringer Papierkraniche faltete) und Anregungen, die Welt zu einem friedlicheren Ort zu machen.
Restaurant Csencsits in Harmisch
Wer dann noch einen kulinarischen Schatz heben will, fährt nach Harmisch zum Csencsits, Weinwirt des Jahres, Gasthaus des Jahres, Dreihaubenträger – und dabei bodenständig und wirklich freundlich. Er schwört auf seinen Holzofen fürs Braten, Schmoren und Einkochen, und hat immer wieder nette Ideen, wie den BrunCs an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ab 11.30, für den Jürgen Csenscits das Überraschungsmenü aussucht, serviert, was gerade besonders frisch ist – und natürlich regional. Und es ist auch noch erschwinglich. Übrigens: eine Buschenschank Csencsits wäre auch noch zu besuchen und genießen.
Weitere Informationen:
Das Burghotel Schlaining im Zeughaus, neben der Synagoge und gegenüber der Burgbrücke, mit vielen preiswerten Übernachtungs-Packages, musikalisch, kulinarisch, sportlich (E-Bikes vorhanden):
https://burghotel-schlaining.at
Führungen in der Friedensburg Schlaining:
https://www.friedensburg.at/ausstellungen/fuehrungen/erwachsene/
Dort gibt es auch ein sehr nettes Restaurant, das Kranich, benannt nach den Papierkranichen der kleinen Sadako:
https://www.friedensburg.at/rund-um-die-burg/das-kranich/
Freilichtmuseum Bad Tatzmannsdorf mit angeschlossenem Heurigen, wo man jeden Montag und Dienstag ab 18h mit Live-Musik unterhalten wird und wo es immer wieder besondere Schmankerl-Tage gibt:
https://www.dazumal-burgenland.at
Das Bergbaumuseum in Goberling:
https://www.stadtschlaining.at/de/Bergbaumuseum_in_Goberling
Das Felsenmuseum in Bernstein mit Kunstausstellungen:
https://felsenmuseum.at/
Den Csencsits findet man nicht nur in Harmisch, sondern auch im Weinkeller auf dem Eisenberg:
https://csencsits.at
https://csencsits.at/bruncs/
http://www.weinbau-csencsits.at/buschenschank
Ein Burgenland-Tipp von Elisabeth Hewson.
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