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Auf den Spuren Orwells in Burma/Myanmar

Eine eineinhalb wöchige Flussfahrt auf dem Irrawaddi (Ayeyarwady) ist die beste, interessanteste und komfortabelste Weise, Burma (Myanmar) in kürzester Zeit zu bereisen.
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© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Mawlamyine / Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Auf den Spuren Orwells in Burma

"At night, master too drunk to notice mosquitoes; in the morning, mosquitoes too drunk to notice master" (Nachts ist der Chef zu betrunken, um die Moskitos zu bemerken; am Morgen sind die Moskitos zu betrunken, um den Chef zu bemerken.) Diesen Ausspruch legte George Orwell einem burmesischen Diener in den Mund, der eine Erklärung dafür sucht, dass sein Chef, ein alter britischer Offizier, regelmäßig ohne Moskitonetz einschläft. Orwell legte seine Erfahrungen als Angehöriger der "Indian Imperial Police" in Burma (1922 - 1927) sieben Jahre spater in seinem ersten Roman "Burmese Days" nieder - und seine Beobachtungen sind ebenso messerscharf wie seine Einsichten gnadenlos: "Die Sauferei ist das Zement des Empire" und der (ausschließlich den weißhäutigen Kolonialherren vorbehaltene) "Club", wo man sich in übelsten rassistischen Reden ergeht, und nicht die Residenz des Kolonialkommissars, das eigentliche Machtzentrum in "Kyauktada". Eigentlich heißt das hübsche nordburmesische Städtchen mit seiner Promenade am träge dahinströmenden, silberglitzernden Irrawadi (Ayeyarwady) "Katha", doch Orwell musste einen fiktiven Ortsnamen erfinden und seinen Erstlingsroman in den USA statt in London publizieren - allzu lebensnah und erkennbar waren handelnde Personen und Schauplätze gezeichnet, und der Verleger hatte gerichtliche Klagen zu befürchten. 
 
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / MS Anawrahta - Fluss / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
MS Anawrahta
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / MS Anawrahta mit Boot / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Beiboot
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / MS Anawrahta_Flussfahrt / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Flussschiff Anawrahta

Katha in Burma

Doch als wir, die Passagiere der "Anawrahta" in Katha an Land gingen und in einem langen Konvoi von Fahrrad-Rikschas zu Orwell Schauplätzen gefahren wurden, war sofort alles präsent, denn Orwell hatte seinem Werk eine Planskizze beigefügt: Das inzwischen reichlich verlotterte, zweistöckige Teakholz-Haus, in dem Orwell als Polizeioffizier stationiert war, ist immer noch eine Polizeistation, samt ramponiertem Polizeijeep, der unter üppig wuchernder Tropenvegetation dahindämmernde Club wurde zu einem Genossenschaftsraum umfunktioniert, das Haus des indischen Doktors Veraswami ist völlig in intakt und vor der einst grandiosen und heute gespenstisch leeren Residenz des Deputy Commissioner Mr. Macgregor, des offiziellen Repräsentanten Ihrer britannischen Majestät, serviert die Mannschaft der "Anawrahta" stilvoll Champagner. Wir fühlen uns plötzlich hundert Jahre zurückversetzt in eine Zeit, als unter genau diesem Vordach Ladies in eleganten Seidenkleidern und britische Offiziere in weißer Tropenuniform zu Garden-Parties geladen waren.

Flussschiff Anawrahta

Vorsorglich hatte man in der Nacht zuvor je ein Exemplar der "Burmese Days" als Gutenachtlektüre auf die Betten unserer Kabinen gelegt. Der Landgang in Katha auf Orwell's Spuren am Tag Vier wurde uns als Höhepunkt unserer Ayeyarwady-Kreuzfahrt auf dem angepriesen - und war es denn auch zweifellos. Doch der verblichene koloniale Glanz des schläfrig dahindämmernden Städtchens am träge dahinfliessenden, silberglitzernden Strom kontrastierte wohltuend mit der luxuriösen, geschmackvoll einem imaginären "Kolonialstil" nachempfundenen Ausstattung unseres (erst 2015 in Vietnam erbauten und damit in Myanmar neuesten) Flussschiffs "Anawrahta" und die perfekt geschulte Crew, deren Anzahl jene der Passagiere um ein Vielfaches übertraf, weckte in ihrer geradezu devoten Eilfertigkeit, mit der sie uns Gästen jeden Wunsch von den Augen ablas, fast koloniale Assoziationen.
 
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - An Bord_Kabine_Bett / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Bett der Kabine
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - An Bord_Kabineneinrichtung / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Kabine
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - An Bord / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Aussicht von Bord

Burma - oder Myanmar,

wie sich die Nation seit Mai 1989 offiziell bezeichnet - ist ein exzentrisches Land von bestechend exotischem Zauber, unendlich sanft und doch von sporadisch aufbrechender, erschreckender Brutalität. Der Ayeyarwady ist, wie der Nil für Ägypten, die Lebensader Burmas, der an den wichtigsten Städten des Landes vorbeiströmt. Mit einer schiffbaren Länge 1610 Kilometern der wichtigste Verkehrsweg des von Bergen und Urwäldern umschlossenen Landes. Zahllose Kriegs- und Handelsschiffe verkehrten flussabwärts zur Andaman-See oder bedienten sich dieser "Hintertür nach China"; der Konflikt mit der rivalisierenden Kolonialmacht Frankreich um die Kontrolle des Ayeyarwady führte 1885 zum Dritten Anglo-Burmesischen Krieg und in der Konsequenz zur Eingliederung Burmas ins Empire.
 
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Landleben / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Landleben
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Tempelanlage Mawlamyine
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Tempel Bagan Dämon / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Tempel Bagan Dämon

Keine bessere Art, dieses faszinierende Land zu bereisen, als an Bord eines so komfortablen Schiffes wie der "Anawrahta" geräuschlos an Pagoden vorbeizugleiten, die wie goldene Schmuckstücke im üppigen Dschungel an steilen Berghängen schimmern, durch dramatische Felsschluchten, vorbei an archaisch anmutenden, ländlichen Szenen mit Ochsengespannen, riesigen Bambusflössen und Frauen, die im Fluss ihre Wäsche waschen. Täglich stehen Exkursionen auf dem Programm, immer zu lohnenden Zielen abseits der bekannteren Touristenrouten; nahezu immer ist unser kleines Grüppchen das einzige. Wie große Meeresfische von kleinen Fischen eskortiert werden, schwimmt ein winziges Schiff stets treu an unserer Seite und bringt uns jeweils an Land.
 
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Die letzte Nasen-Flöten-Spielerin / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Die letzte Nasen-Flöten-Spielerin
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Hochzeitspaar / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Brautpaar
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Braut / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Traditionelle Braut

In Minuten befinden wir uns auf quirligen Märkten mit Frauen, die ihre Ware wie seit alten Zeiten in zwei Körben auf den Schultern balancieren und bildschönen, still lächelnden Mädchen, die Gesichter kunstvoll mit der gelblichen Thanaka-Holzpaste bestrichen, zwecks Sonnenschutz und Schönheit zugleich. Am Rand der von alten, zweistöckigen Häusern aus Teakholz gesäumten Straßen ziehen in Einerkolonne zwischen Rikschas und Pferdekarren die jungen Mönchsnovizen in ihren roten Roben und die Nonnen in zartrosa, barfuss und in langer, streng der Körpergröße nach geordneter Einerkolonne die Reisschalen in ihren ausgestreckten Händen: "Zeitlosigkeit", hatte Rudyard Kipling schon vor mehr als einem Jahrhundert definiert,  sei "die Essenz Burmas". Heute trifft nur noch teilweise zu.
 
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Rangoon, Burma - Altstadt / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Altstadt von Rangoon
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Rangoon, Burma - Restaurant Schiff / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Restaurant-Schiff in Rangoon
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Curry / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Currygerichte

Mandalay

"For the wind is in the palm trees, an' the temple-bells they say: Come you back to Mandalay Where the old Flotilla lay..." mit diesen Zeilen in seinem berühmten Gedicht, "The Road to Mandalay", hatte Kipling den romantisch verklärten Mythos Mandalay geschaffen und die Stadt am Ayeyarwady mit dem klingenden Namen zwar besungen - hatte sie aber selbst nie betreten. Er wäre entsetzt, könnte er die mittlerweile 1,25 Millionen Einwohner zählende Stadt heute sehen: Deren Wahrzeichen, der kleine rote Backstein-Uhrturm mit seinem verspielten Pagodendach, 1897 zum 60. Thronjubiläum von Queen Victotia errichtet, scheint unterzugehen in einer Flut hupender Autos und über einer halben Million knatternder Motorräder, droht zu versinken in einem Meer unfassbar hässlicher Neubauten.
 
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Mount Victoria / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Mount Victoria
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Landschaft / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Landschaft in der Nähe der Saddan Höhle
© Dr. Charles E. Ritterband, Wien / Burma - Tempelanlage / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Tempelanlage

Mandalay war der südliche Ausgangspunkt unserer zwölftägigen Flussreise, deren nördlicher Wendepunkt das Städtchen Bhamo, wenige Kilometer westlich der chinesischen Provinz Yünan. Mit traumwandlerischer Sicherheit manövrierte der Kapitän vorbei an gefahrvollen Untiefen und trügerischen Sandbänken, wo der Ayeyarwady sich lethargisch zum See ausweitet, und durch reissende Stromschnellen in einer engen Schlucht, wo er die Schiffssirene ertönen lässt, um seinem Schiff das Wohlwollen der Schluchtdämonen zu sichern.

Infobox

Lage:
Zwischen Indien, Bangladesh, China, Laos und Thailand

Flussfahrten (12 Tage, 11 Nächte) mit der „Heritage Line“ auf dem insgesamt 2170  Kilometer langen Irrawaddy (Ayeyarwady)-Strom oder dem 840 Kilometer langen Chindwin in Burma (Myanmar) auf der MS Anawrahta, dem neuesten und luxuriösesten Schiff in Burma

Nähere Informationen:
www.heritage-line-com

Beste Reisezeit:
Trockenzeit Oktober bis Februar. Angenehme, relativ kühle Temperaturen (durchschnittlich 25 Grad; wesentlich kühler in den Berggebieten); nahezu keine Mosquitos

Die besten Land-Arrangements, zuverlässige Organisation und generell exzellente Guides und Chauffeure bietet „Trails of Indochina“  www.trailsofindochina.com

Anreise:
Flug mit Emirates Airline

Ein Reisetipp von Charles E. Ritterband.

 
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