Print

Stress und Überbelastung als Lustkiller

Warum unsere Zweisamkeit lustlos wird.
WhatsAppFacebookTwitterE-Mail

Stress und Überbelastung: Warum unsere Zweisamkeit lustlos wird

Der Körper reagiert auf zu viel Anstrengung und dämpft die Lust auf mehr

55PLUS Kuss

Zeitdruck, Hektik, beschwerliche Arbeitsbedingungen. Unser Leben in der Leistungsgesellschaft ist geprägt von Geschwindigkeit und einer damit verbundenen oftmals extremen Überbelastung. Sind es Gedanken über das Finanzielle, die uns keine Ruhe lassen oder die Arbeit, die einfach zu viel wird. Für intime Leidenschaft bleibt immer weniger Zeit. Ist unser Körper einmal über einen längeren Zeitraum solchen Zuständen ausgesetzt, schadet es der Gesundheit. Laut Statistik Austria leiden über zwei Millionen Menschen in Österreich an physischen und psychischen Belastungsfaktoren.

Foto Valentin-Pretis, privat / Mag. Isabella Valentin-Pretis / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"Viele Menschen sind Dauerstress-Situationen meist beruflicher und auch privater Art ausgesetzt. Ein angemessenes Maß an Anspannung und Entspannung zu entwickeln, fällt vielen Menschen immer schwerer, vor allem in einem Zeitalter der Informations- und Reizüberflutung", sagt Mag. Isabella Valentin-Pretis von der Psychotherapeutischen Praxis. Berufliche Tätigkeiten werden meist mit Freude und Enthusiasmus begonnen. Häufig führt dies allerdings zu Enttäuschungen, da die Erwartungen oft nicht der Realität entsprechen und mit einem Sinnverlust verbunden sind. Eine Vielzahl solcher Einflüsse und Stressoren nehmen wir nur all zu gerne in unser Privatleben: "Häufig werden die berußichen Belastungen im häuslichen Umfeld ausagiert." Der Körper wird mit seiner gesamten Stimmungswelt dabei als Erstes in Mitleidenschaft gezogen.

Der Organismus im Ganzen leidet

"Sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, den bestehenden Stress zu bewältigen und sinnvoll auszugleichen, beginnt sich dies sowohl körperlich als auch psychisch auszuwirken. Dies kann sich in einer Menge von unangenehmen Befindlichkeiten äußern", sagt Valentin-Pretis. Unser Organismus beginnt sich körperlich, geistig und seelische zu erschöpfen. Gefühle der inneren Unruhe, Anspannung, Interesselosigkeit stellen sich ein, manchmal auch Zynismus, "Nicht-mehr-Abschalten-können", Angst, Bitterkeit, Pessimismus, Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen, sozialer Rückzug bis hin zur vollständigen Kraftlosigkeit mit Depressionen und der eigenen Wahrnehmung nach ausgebrannt zu sein. Untersuchungen haben ergeben, dass Stress und Überbelastung auch die Balance des Abwehrsystems maßgeblich beeinflussen. Eine chronisch und auf diese Weise krankmachende Veränderung des Immunsystems kann die Folge sein. Wir werden anfälliger für virale Erkrankungen, die eine medizinische Abklärung notwendig machen.

Lust(Sinn) geht verloren

Das Keine-Pause-Prinzip hält sich oftmals bis ins Alter und setzt unserem Gemüt zu. Wir beginnen jeglichen Gedanken an unsere Lust zu verlieren und auch das Verlangen wird gedämpft. Valentin-Pretis: "Stress im Sinne einer Überforderung ist ein Lustkiller sowohl bei Männern als auch bei Frauen und hat somit große negative Auswirkungen auf die Partnerschaft. Die Sinnlichkeit leidet und somit das Lustempfinden. Es fehlt die Energie, sich auf die Partnerin oder den Partner in einer angemessenen Art und Weise einzulassen. Die jeweiligen Erwartungen können nicht mehr erfüllt werden, die Enttäuschungen und Partnerschaftsprobleme sind vorprogrammiert." Resultierend aus einer solchen reduzierten sexuellen Lust entsteht für viele Menschen eine Art Kreislauf, der im privaten Bereich ebenfalls negativen Stress verursacht. Der Kopf ist voll, der Sinn nach Intimität geht verloren, ein Abschalten ist nicht möglich und die Gesundheit wird angegriffen. Die Partnerschaft und Zweisamkeit bietet so keinen Platz mehr für ein entspanntes Zurückschalten.

Lustlosigkeit bewusst vermeiden

"Auszeiten von Beruf und familiärem Alltag, um sich als Paar wieder zu spüren, zu erleben, zu finden und zu regenerieren, können hilfreich sein", erklärt die Expertin. Ist die Überbelastung schon weit fortgeschritten, helfen sportliche Aktivitäten, Bewegung und das bewusste Wahrnehmen der Natur zum Abbau. Wenn erforderlich, auch mit ärztlicher Aufsicht. Der Gesundheitszustand kann so immer im Blick gehalten werden. Einen großen Schritt um die Lustlosigkeit zu vermeiden ist eine bewusste Trennung zwischen den Lebensbereichen der Arbeit und dem häuslichen, privaten Umfeld.

"Hilfreich ist es, den jeweiligen Arbeitstag am Arbeitsplatz selbst ganz bewusst zu beenden und innerlich abzuschließen. Der Weg nach Hause kann bereits genutzt werden, um sich auf die freie Zeit, die Familie, die Freunde, sinnvolle Freizeitaktivitäten usw. einzustimmen", rät Isabella Valentin-Pretis. Kurzfristiger Stress schadet uns nicht, sofern es Phasen der Erholung gibt. "Solange Stress als Herausforderung zu einer persönlichen Entwicklung erlebt wird, die auch zu einem gewünschten Erfolg führt, ist dieser keine Überbelastung. Es kommt auf die Dosis und die Möglichkeit der Bewältigung von Belastungen an", so Valentin-Pretis.

Schaffen wir die Balance zwischen Belastung und Erholung klappt es auch mit den intimen Momenten. Unser Körper wird es uns danken!

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf:
Nervenklinik Linz - Folgen von Stress und Überbelastung: www.wagner-jauregg.at/46958.php
Dauerstress und seine Folgen: www.forumgesundheit.at/

Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Anita Arneitz.

 

WhatsAppFacebookTwitterE-Mail
Redaktion | Impressum | Sitemap | Werbung im 55PLUS-magazin
© by 55PLUS Medien GmbH in Liqu., Wien / Stand April 2024