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Karpaltunnelsyndrom

Engpassbedingte Schmerzen der peripheren Nerven.
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© Dr. Veith Moser / Karpaltunnelsyndrom / Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Karpaltunnelsyndrom: Engpassbedingte Schmerzen

Periphere Nerven sind zwar unter anderem für die Schmerzweiterleitung zuständig, können aber auch selbst von Schmerzen betroffen sein. Um herauszufinden, ob der Schmerz nervendingt ist, bedarf es einer hohen Expertise sowie der Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen. 55PLUS-magazin hat mit einem Nervenchirurgen gesprochen, der chronischen Schmerzen den Kampf angesagt hat.
 
Sonja Streit: Sie sind Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie und auf Nervenchirurgie spezialisiert. Wie kam es dazu?

© Moser-Milani Medical Spa / Veith Moser / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDr. Veith Moser: Ich sehe die Nervenchirurgie als fünfte Säule der Plastischen Chirurgie neben der Rekonstruktiven Chirurgie, der Handchirurgie, der Ästhetischen Chirurgie und der Verbrennungschirurgie. Für mich ist die Chirurgie der peripheren Nerven ganz klar ein sehr wichtiger Teil unseres Fachbereichs, der keinesfalls vernachlässigt werden darf.

Was versteht man unter Nervenkompressionssyndromen oder -problemen?

Unser peripheres Nervensystem liegt außerhalb von Hirn und Rückenmark, erstreckt sich vom Rückenmark in die Finger und Zehen bis hinauf und verbindet so das Zentralnervensystem mit der Peripherie des Körpers. Es ist, wenn man so will, wie ein Stromkabel, das durch unsere Extremitäten verläuft. Wird ein Nerv oder Nervenast eingeengt, zum Beispiel durch Narben- oder Bindegewebe, durchtrennt oder verletzt, reagiert er mit Schmerzen. Oftmals lässt sich solch eine Problematik nur chirurgisch lösen, indem man den Nerv freilegt oder verlagert.

Welches Nervenkompressionssyndrom ist das häufigste oder bekannteste?

© Dr. Veith Moser / Operation Karpaltunnelsyndrom / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas Karpaltunnelsyndrom (CTS oder KTS) in der Hand bzw. dem Handgelenk. Im Karpaltunnel, der sich handflächenseitig im Unterarm befindet, und von den Handwurzelknochen sowie Bindegewebe gebildet wird, entsteht ein Engpass, der zu einer Druckschädigung des darin befindlichen Mittelarmnervs (Nervus medianus) führt. Der Nerv teilt sich den Tunnel mit neun Sehnen, weshalb es dort naturgemäß recht eng ist. Veränderungen in Bezug auf den Platz bzw. eine Zunahme des Volumens innerhalb dieser anatomischen Engstelle toleriert er schlecht bis gar nicht. Nicht selten sind Schwangere oder Diabetiker davon betroffen. Es kann aber auch spontan oder auch nach Unfällen auftreten.

Wie äußert sich das Karpaltunnelsyndrom?

Das ist recht unterschiedlich. Die meisten Patienten berichten von eingeschlafenen Fingern, Ameisenlaufen, Kribbeln, Schmerzen oder dem Wunsch, die Hand auszuschütteln. Oftmals raubt ihnen das Syndrom den Schlaf, weil die Hand einschläft, die Schmerzen bis in die Schulter strahlen oder sich ein unangenehmes Taubheitsgefühl bemerkbar macht. Die Feinmotorik ist gestört, Daumen, Zeige- und Mittelfinger schmerzen und sind kraftlos und fühlen sich „bamstig“ an. Kein Patient ist wie der andere, weshalb das sehr individuell zu betrachten ist. Manche haben die genannten Symptome und dazu ein typisches klinisches Zeichen wie elektrisierende Missempfindungen bei Beklopfen des Nervenversorgungsgebietes (Hoffmann Tinel), andere wiederum sind lediglich von manchen Symptomen betroffen.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?

© Dr. Veith Moser / Karpaltunnelsyndrum - Operation / Zum Vergrößern auf das Bild klickenZunächst einmal steht die Anamnese im Vordergrund, also ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden. Zur Untermauerung des Verdachts stehen uns Provokationstests sowie eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung zur Verfügung, die zwar nicht zwingend ein Ergebnis bringen muss, für die Diagnosestellung aber unabdingbar ist. Ich arbeite in meinem Nervenschmerz Zentrum mit zwei Neurologinnen zusammen, die auf diese Problematiken spezialisiert sind. Des Weiteren kann eine Sonographie mittels hochauflösendem Ultraschall Klarheit bringen.

Meine Kollegen vom Private Ultrasound Center, das in unsere Ordination eingegliedert ist, betreuen meine Nervenschmerzpatienten und unterstützen mich bei der Diagnosestellung. Vor allem beim Karpaltunnelsyndrom ist der hochauflösende Ultraschall eine sehr wichtige Zusatzuntersuchung, das es bei dieser Pathologie eine sehr hohe anatomische Variabilität gibt. Des Weiteren findet sich bei einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Fällen ein negatives Ergebnis der Nervenleitgeschwindigkeit. Mittels Ultraschall lässt sich die Diagnose jedoch aufgrund der Einengung des Nervs bestätigen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist diesbezüglich von großer Bedeutung, da ich nur operiere, wenn die Notwendigkeit besteht und ich Betroffenen wirklich helfen kann.

Wie lässt sich das Karpaltunnelsyndrom chirurgisch beheben?

Im Rahmen des Eingriffs durchtrenne ich das zu enge beugeseitige Hohlhandband, um den Druck vom darunter liegenden Nervus medianus zu nehmen. Ich bevorzuge eine offene Operationstechnik mit Hautschnitt, obwohl der Eingriff auch endoskopisch durchgeführt werden kann. Der Schnitt erfolgt im Handballen, worauf eine Befreiung des Karpalbandes und dessen Durchtrennung folgen. Ist der Nerv von Verwachsungen oder wucherndem Bindegewebe betroffen, wird dies anschließend entfernt.

Erfolgt der Eingriff in Vollnarkose?

Nein, eine Vollnarkose ist nicht nötig. Die Operation kann in Dämmerschlaf oder Armplexus-Anästhesie durchgeführt werden. Das wird individuell entschieden und ist vom Allgemeinzustand des Patienten abhängig.

Wie lange sollte man sich nach dem Eingriff schonen?

© Dr. Veith Moser / Karpaltunnelsyndrom / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIdealerweise zwei Wochen. Die Hand wird lediglich verbunden, aber nicht ruhiggestellt, da sie am Tag nach der Operation bereits bewegt werden sollte. Natürlich in Maßen. Es gilt, zu verhindern, dass der Nerv verklebt oder einwächst. Das kann nur garantiert werden, wenn der Patient mitarbeitet und sich nicht davor fürchtet, Finger und Handgelenk vorsichtig zu bewegen. Deshalb empfehlen wir Physiotherapie ab dem zweiten postoperativen Tag. Die Nahtentfernung erfolgt nach zwei Wochen und die intensive Narbenmassage sollte dann beginnen, wenn alles abgeheilt ist. Jeder Patient sollte unmittelbar nach der OP und während der gesamten Heilungsphase so oft wie möglich die Hand kühlen und hochlagern. Des Weiteren tragen Schmerzmittel und Entzündungshemmer dazu bei, dass alles gut und problemlos verheilt.

Dr. Veith Moser ist Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie und Nervenchirurgie, gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Plastische Chirurgie und Handchirurgie sowie Oberarzt am Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler.

Nähere Informationen:
www.nervenschmerz.com
www.puc-vienna.at

Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Sonja Streit.


 
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