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Jugendstilzentrum Nancy, Frankreich

Glas und Architektur - ein Gesamtkunstwerk im Jugendstilzentrum Nancy.
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Nachdem Nancy nach dem Verlust von Elsaß-Lothringen zur französischen Grenzstadt geworden ist, erlebte die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts einen nie gekannten wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Auf diese Herausforderung zur Modernisierung haben Architekten, Dekorateure und Künstler der Jugendstilschule „Ecole de Nancy“ mit Meisterwerken beigesteuert.

55PLUS Französischer Jugendstil

Jugendstil in Frankreich / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEin einziger Tag genügt nicht, um das gesamte Kulturerbe des Jugendstils zu erforschen. Die architektonische Harmonie, die dekorative Raffinesse  und die Vielfalt an Baumaterialien – Eisen, Stuck, Backstein, Keramik  und immer wieder Glasfenster – macht den Rundgang zu einem Erlebnis. Endpunkt jeder Route ist jedoch der Besuch des außergewöhnlichen Jugendstilmuseums „Ecole de Nancy“, das erlesene Werke von Emile Gallé, Auguste  Daum, Louis Majorelle, Eugène Vallin und Victor  Prouvé zeigt.

„Immer erneuern, niemals nachahmen!“ war der Lieblingsausspruch von Emile Gallé, geistiger Vater und führender Kopf der Ecole Nancy. Er hat um seine Villa einen wunderschönen Garten anlegen lassen, in dem alle Pflanzen wuchsen, die kunstvoll umgesetzt auf seinen Gläsern erscheinen. Die meisten Kunstwerke von Gallé und seinen Freunden haben ihre Wurzeln in der lothringischen Landschaft und seiner Pflanzen- und Tierwelt. Jedes Glas glich einem Schöpfungsakt, bei dem die Form, das Motiv und die Farben neu geschaffen wurden. Ein Glas entstand zunächst als Zeichnung nach einer Pflanzenstudie. Durchsichtiges Glas wurde mit farbigem gemischt, Glasschichten so übereinander gelegt, dass organische Formen entstanden, die einer blühenden Pflanze oder einem Insekt gleichkamen. Die Krüge, Schalen, Vasen und Pokale sind mit Disteldekorationen, Insekten und Gräsern aber auch mit Landschaften und Jagdszenen verziert. Die meist aus verschiedenen Glassorten bestehenden Objekte sind die phantasievollsten und man hat den Eindruck, dass Gallé das Glas wie ein Maler mit Aquarellfarben behandelte. Wie Gallé betrieben auch die Gebrüder Daum und Majorelle in Nancy große Firmen, die in den größeren Städten Europas Niederlassungen hatten.

Manchmal geschieht es, dass Städte ein seltenes Wunder erleben, das sie tiefgreifend und nachhaltig verändert. So trafen die unternehmerischen und schöpferischen Kräfte zur richtigen Zeit und am richtigen Ort aufeinander und verschmolzen zu einer Einheit, die die Bezeichnung „Jugendstil-Stadt Nancy“ zu Recht führt. 

Ein Kultur- und Reisetipp der 55PLUS-Kunstexpertin Helga Högl.


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