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Glücklich in jedem Alter

Durch die Theorie der Optimalbelastung können wir unser Glück in jedem Alter in den Griff bekommen.
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„Nach der schönen Jugend, nach dem beschwerlichen Alter, wird uns die Erde haben“, heißt es auf Latein in einem alten Studentenlied. Das klingt so wie die Verschwender-Parole: „Von morgen ab wird g`spart.“

Aber stimmt es denn überhaupt? Was wissen schon Studentinnen und Studenten, die gerade glücklich die Matura geschafft haben, vom Glück des Alters?

Wir wissen es inzwischen besser. Durch die Theorie der Optimalbelastung können wir unser Glück in jedem Alter in den Griff bekommen.

Was besagt die Theorie der Optimalbelastung?

Die Theorie der Optimalbelastung besagt: Glücksgefühle entstehen dann, wenn ein Mensch – und wahrscheinlich auch ein großer Teil der anderen Lebewesen – einer Belastung ausgesetzt ist, die seine Fähigkeiten voll ausschöpft.

Diese Erkenntnis wurde schon vielfach unter verschiedenen Namen veröffentlicht, aber sie hatte nie die Wirkung, die ihr gebührt. Hans Selye, der Schöpfer des Begriffs „Stress“, nannte die optimale Belastung „Eustress“. Der Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi spricht vom „Flow Kanal“, in dem man sich zum Beispiel befindet, wenn man gegen einen ungefähr gleichwertigen Gegner Tennis spielt. Aber als allgemeinen Schlüssel zum Glück hat man diese Gesetzmäßigkeit bisher noch nie erkannt.

Das Problem mit dem freien Willen

Das Problem der Optimalbelastung liegt in unserer Erziehung. Wir sind dazu erzogen, an einen „freien Willen“ zu glauben, der es uns angeblich möglich machen soll, uns selbst optimal zu belasten. Nach den jüngsten Erkenntnissen der Gehirnforschung haben wir aber diese Fähigkeit nicht. Prof. Wolf Singer, Leiter des Max Planck Instituts für Gehirnforschung, hat das erst kürzlich wieder in einem Vortrag in Wien in der Akademie der Wissenschaften erklärt.

Wir brauchen also Menschen, die uns optimal belasten. Aber auch da spielt uns der „Wille“ einen Streich. Wenn wir das Gefühl haben, in unserer Freiheit eingeschränkt zu sein, dann entsteht ein unangenehmes Gefühl, das noch sehr wenig erforscht ist. Seine Entdecker, das Forscherpaar Brehm, gaben ihm den Namen „Reaktanz“.

Es ist schon absurd, dass wir – unbewusst – etwas mit höchster Macht verteidigen, was wir offensichtlich gar nicht haben. Aber die Seele ist, wie Arthur Schnitzler schon geschrieben hat, „ein weites Land“.

Was wir tun können

Zuerst einmal gar nichts. Je weniger wir tun, umso leichter gelingt es anderen, uns glücklich zu machen. Das ist ein Geheimnis einer „glücklichen Kindheit“: die vertrauensvolle Auslieferung an die Mutter, die schon weiß, wann sie ihr Kind anspornen und wann sie es beruhigen muss, damit es optimal belastet ist.

Oft spricht man im Alter von einer „zweiten Kindheit“. Wir sind darauf angewiesen, uns von anderen Menschen umsorgen zu lassen. Liegt hier das Geheimnis des glücklichen Alters?

Nur dann, wenn wir der Reaktanz widerstehen. Wenn wir es schaffen, uns wirklich auszuliefern, ohne Angst und ohne schlechtes Gewissen.

Das ist nichts Unmoralisches. Im Gegenteil. Wenige Dinge sind so frustrierend wie der Versuch, einen Menschen glücklich zu machen – und der nimmt es nicht an!

Nützen Sie das Recht Ihres jeweiligen Alters und lassen Sie sich glücklich machen, in jungen Jahren mit Massage und Wellness, aber auch mit sportlichem Training, im Alter mit der Ihren Jahren entsprechenden Pflege.

Aktiv bleiben bis ins hohe Alter

Dieses Ausliefern bedeutet keineswegs Passivität. Wir können die Herausforderungen des Lebens in jedem Lebensalter adäquat unseren Kräften annehmen.

Meine Lieblingsgeschichte zu diesem Thema ist die Geschichte eines Bauern. Als er zu alt wurde, um sein Feld zu bestellen, widmete er sich mit der gleichen Liebe seinem Garten. Als er dazu zu alt wurde, pflegte er den Blumenkasten vor seinem Fenster – und blieb damit bis zum Tode optimal belastet und somit glücklich.

Sie sollten auch im Alter nicht auf die Freude verzichten, die es macht, andere Menschen glücklich zu machen. Auch hier kommt es auf die optimale Belastung an, und zwar mehr als auf vordergründige Freundlichkeit. Oft werden gerade grantige Menschen abgöttisch geliebt – weil sie ihre Mitmenschen optimal belasten und damit glücklich machen.

Auch dazu ein Beispiel: Ludwig van Beethoven war wohl kein Muster an Freundlichkeit. Aber seine Musik machte – meiner Meinung nach durch Optimalbelastung – seine Zeitgenossen so glücklich, dass sie seine Nähe suchten.

Das ist das Geheimnis des glücklichen Alterns: Altern wie Beethoven. Nicht gequält freundlich, aber bestrebt, den Mitmenschen durch optimales Wecken ihrer Fähigkeiten das Glück der Optimalbelastung zu schenken.

Das große Buch vom Glücklichsein von Herbert Laszlo

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